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Donna (w, 32) aus Sachsen: Hallo,
mein Sohn ist 3 1/2 Jahre alt und geht seit ca. 2 Jahren in den Kindergarten. Wie alle Kinder hat er seine 'Bockphasen'. Vorwiegend zu Hause; im Kindergarten, Krankenhaus oder bei Oma und Opa kaum. Natürlich lasse ich ihm nicht alles durchgehen, ich erkläre ihm die Sache und die Konsequenzen. Oder wir suchen einen Kompromiss (doch meist lässt er nicht mit sich reden und man muss ich doch mit seiner 'Elternautorität' durchsetzen).
Derzeit ist es besonders schlimm. Wenn er etwas nicht will, gibt es keinen Weg ihn zu überzeugen. Wenn es besonders schlimm ist, lasse ich ihn meist in Ruhe, bis er sich wieder beruhigt hat.
Ich habe schon verschiedene Beiträge zu diesem Thema gelesen. Er bekommt genügend Aufmerksamkeit und mit Lob spare ich auch nicht. Doch wenn es seine Gesundheit und sein Wohlbefinden angehen, kann ich nicht einfach nachgeben und stoße derzeit arg an meine Grenzen. Ein Beispiel: Zehennägel schneiden. Das hat kein Kind gern, doch gerade geht gar nichts mehr. Habe es mit Nagelknipsern + Scheren versucht: mit Zureden, Geschichten, dem Buch Struwwelpeter, mit Handtuch um den Fuss, mit einem Knipser in seiner Hand - nichts hilft und er schreit sich derart in Rage, dass er knallrot anläuft und Schweißausbrüche bekommt. Ich kann doch nicht warten bis die Nägel einwachsen! Das gleiche Theater beim Fiebermessen und Zäpfchen geben.
Ist er ein Fall für den Psychologen? Haben Sie noch den einen oder anderen Tipp für mich?
Vielen Dank für Ihre Rückantwort!

Donna

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Donna,
Als Vater von zwei Jungs (5 und 7) habe ich eine plastische Vorstellung von dem, was Sie schildern. Unser Jüngerer hat hin und wieder ganze ICE-Abteile zusammengebrüllt und uns einmal sogar den nächtlichen Besuch einer Polizeistreife beschert.
Der Begriff „Trotzphase“ oder „Bockigkeit“ verharmlost ein wenig, dass solche Phasen uns als Eltern gelegentlich an den Rand der Verzweiflung bringen.
Gleichwohl bin ich der Meinung, dass dieser Abschnitt für die Entwicklung eines Kindes sehr wichtig ist. Es entdeckt seine Autonomie, das „Nein-Sagen“, das Aufbegehren.
Was braucht Ihr Junge von Ihnen jetzt am meisten? Dass Sie da sind, mit Ihrer Aufmerksamkeit, mit Ihrer Zuwendung, aber auch mit Ihrer Autorität. Ich glaube, mit Argumenten kann er noch nicht viel anfangen.
Tips, wie Sie diese Phase verkürzen können, habe ich nicht, würde Ihnen aber folgendes empfehlen:
Machen Sie sich bewusst, dass es Ihrem Jungen gut geht. Er tut das, was für ein Kind in seinem Alter völlig normal ist: er testet seinen Willen und seine Grenzen aus.
Sie als Mutter reagieren richtig: Sie versuchen ihn zu verstehen, einen Kompromiss zu finden oder, wenn gar nichts geht, beharrlich zu bleiben und sich durchzusetzen.
Ein Dreieinhalbjähriger muss nicht jede Entscheidung seiner Eltern verstehen. Es würde ihn auch überfordern. Wichtig finde ich aber, dass Sie in solchen Situationen emotional mit ihm im Kontakt bleiben und ihn nicht wegschicken. Manchmal muss man das Geschrei einfach ertragen, ohne etwas tun zu können. Ihr Sohn entwickelt gerade seine eigene Persönlichkeit. Das ist für ihn ebenso wie für Sie eine schwierige Phase.
Noch was: Achten Sie doch mal darauf, wie lange seine Anfälle von Bockigkeit im allgemeinen dauern und ob Sie im Laufe der Zeit möglicherweise Veränderungen feststellen.
Alles Gute, Geduld und gute Nerven wünscht Ihnen
Martin Bering
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