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Pubertät und Verlustangst

Smileywoman (w, 39) aus Dresden: Guten Tag,
meine Tochter ist 15 Jahre alt. Ich und íhr Vater haben uns getrennt, als sie 3 Jahre alt war. Seitdem schenkt er ihr immer weniger Beachtung. Es wird immer schlimmer. Er hatte eine neue Familie und 3 weitere Kinder. Jetzt will er nach Indonesien auswandern. Das zum Hintergrund. Ich denke,dass das meiner Tochter sehr zu schaffen macht. Sie hat starke Selbstzweifel und ich denke auch das Gefühl(besonders von ihm) nicht geliebt zu werden, oder nicht liebenswürdig zu sein. Sie ist zudem extrem schüchtern und traut sich fast nichts. Hat immer Angst vor den Reaktionen ihrer Mitmenschen. Sie kaut sehr stark an ihren Nägeln und in letzter Zeit leidet sie auch noch an Zukunfts- u. Versagensängsten. Sie geht in die 10. Klasse eines Gymnasiums. Ich denke zurzeit ist sie zudem sehr im Stress(viele Klausren und Tests), der ihr über den Kopf zu wachsen scheint. Sie ist stängig müde und leidet an Kopf- u. Bauchschmerzen, auch an einem Stechen im ganzen Körper und an ständiger Müdigkeit. Beim Arzt wurden keine Ursachen dafür gefunden. Außerdem zieht sie sich immer mehr zurück und bestreitet, dass ihr das mit ihrem Vater etwas ausmacht. Ist bei ihr eine Psychotherapie notwendig oder ist das Verhalten in der Pubertät normal? Könnten die Selbstzweifel, aus dem Verhalten ihres Vaters resultieren und die Beschwerden wie Kopf und. Bauchschmerzen aus dem Schulstress? Vielen Dank im Voraus

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo und guten Abend,

sicherlich machen Sie sich große Sorgen um Ihre Tochter, zumal sie im Pubertätsalter ohnehin eine schwierige Phase durchmacht. Hinzu kommt, dass sie sozusagen zur Hälfte ihr Vater ist, von dem Sie sich vor fast 10 Jahren trennten, und der eine neue Familie gründete. Genau deswegen hat Ihre Tochter berechtigte Zweifel, die Liebe ihres Vaters ihr gegenüber betreffend. Ich kann mir vorstellen, dass es nun besonders wichtig ist, dass Sie für sie da sind. Egal zu welchen Schritten sich der Vater entscheidet (Auswanderung): es könnte hilfreich für Ihre Tochter sein, dass sie ihr klarmachen, dass diese Entscheidung nichts mit ihr zu tun hat.

Vielleicht können Sie es schaffen, sie auf ihre Stärken aufmerksam zu machen, ihr zu beweisen, dass sie ein liebenswerter Mensch ist, so wie sie ist und dass sie überhaupt gar nichts mit der damaligen Trennung zu tun hat, dass es einzig und allein eine Entscheidung der Erwachsenen war, die sie nicht beeinflussen konnte.

Weiterhin ist es sehr wichtig, dass Sie als Mutter keine Partei ergreifen. Verhalten Sie sich möglichst neutral dem Vater gegenüber, auch wenn es verständlicherweise schwer ist, immer im Hinblick darauf, dass Ihre Tochter zur Hälfte er ist! Wenn Sie ihn angreifen, greifen Sie auch automatisch Ihre Tochter an.

Zeigen Sie ihr, dass Sie für sie da sind und dass ihr Vater auch alles, was in seiner Macht steht für sie tut, auch wenn sich das für sie manchmal viel zu wenig anfühlt. Er kann einfach nicht anders (nicht als Entschuldigung für sein Verhalten, sondern als verträglichen Weg für ihre Tochter, die genauso von ihm wie von Ihnen abstammt).

Zu den körperlichen Symptomen: ich finde es sehr achtsam und liebevoll von Ihnen, dass Sie einen Arzt konsultiert haben. Müdigkeit und Erschöpfung können auch ein pubertäres Symptom sein, genau wie Sie richtig erkennen, dass der Zusammenhang mit dem schulischen Druck nicht außer Acht zu lassen ist.

Nägelkauen ist letzthin auch für Ihre Tochter ein Kompensieren des empfundenen Drucks. Sie können sie einerseits unterstützen, indem sie ihr zeigen, dass Sie sie verstehen und ihr jedwede Unterstützung zuteil werden lassen. Vielleicht sehnt sie sich nach therapeutischer Begleitung ohne es sofort zugeben zu wollen. Eine 'neutrale', vielleicht am besten weibliche Person, die ihr professionelle Hilfe anbietet könnte wahre Wunder bewirken.

Für mich ist zunächst erkennbar, dass Ihre Tochter jemanden braucht, der sie so annimmt wie sie ist, der ihr versichert, dass sie in Ordung ist, dass sie liebenswert ist und mit ihren Nöten jederzeit zu dieser Person kommen darf. Ob die körperlichen Symptome dann vom Schuldruck oder der psychischen Belastung bzgl. der Verlustangst Ihrer Tochter auf ihren Vater bezogen herrühren, sei zunächst dahin gestellt. Ich denke beides ist miteinander verwoben. Halten Sie ihr die Option offen sich therapeutisch begleiten zu lassen. Ein Gespräch Ihrerseits mit der Kinder- und Jugendärztin diesbezüglich könnte Ihnen Sicherheit bzgl. der Wahl einer jugendpsychologischen Unterstützung geben.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft in dieser Situation und alles Gute für Ihre Tochter, die sich glücklich schätzen darf, eine so achtsame und liebevolle Mutter zu haben.

Herzlichst,
Andrea Stoffers.
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