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Meine kleine Tochter hat Panik vor dem Einschlafen

Xemi (w, 27) aus Zürich: Guten Abend wir brauchen Hilfe bin echt am Ende. Meine Tochter 4 Jahre und 9 Monate hat seit fast eine Woche panische Angst vor dem schlafen gehen jeden Abend das gleiche sie weint bis sie Erbrechen muss und noch weiter stundenlang es ist Horror. Mein Mann und ich haben jenes ausprobiert mit ihr gesprochen, sie darf sogar bei uns im Bett zwischen uns schlafen aber beruhigen kann man sie einfach nicht,sie zittert manchmal aber vor was sie solche Angst hat kann sie uns nicht sagen einzige was sie sagt ist : bitte macht die Augen nicht zu bitte nicht schlafen. Wenn ich nur wüsste was ich machen soll wie ich ihr helfen kann, bin sehr traurig und verzweifelt das ist doch nicht normal. Es ist auch gar nichts passiert ich weiss nicht was sie so quellt. Ich hoffe auf ein Antwort
Liebe grüsse xemi

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo liebe Xemi,

ich kann gut nachvollziehen, dass Sie angesichts der plötzlichen und ausgeprägten Einschlafangst Ihrer kleinen Tochter in großer Sorge und ratlos sind.

Ihrer Einschätzung nach ist nichts Beunruhigendes vorgefallen, aber vll. hat Ihre Tochter ein - für sie - einschneidendes Erlebnis gehabt, von dem Sie als Eltern gar nichts ahnen oder dem Sie keine größere Bedeutung beimessen? Ein paar Beispiele: Vielleicht hat sie andere Kinder dabei beobachtet, wie sie z.B. 'tot' spielten und dass es dabei gaaanz wichtig war, die Augen zu zu machen, denn dann ist man ja erst 'richtig tot'? Oder sie hat eine Formulierung aufgeschnappt, dass ein Verstorbener 'sanft entschlafen' ist? Vielleicht hat sie einen schlimmen Alptraum gehabt, an den sie sich zwar nicht inhaltlich, sehr wohl aber gefühlsmäßig erinnern kann und befürchtet nun, dieses schreckliche Gefühl keomme bei jedem Schlaf wieder?

Dass Ihre Kleine den Grund für ihre Angst nicht benennen kann, ist gut möglich, denn da spielt sich vieles im Unbewussten ab und dafür gibt es oft keine Worte.

Ihre Tochter steckt mitten in der sogenannten 'magischen Phase'. In diesem Entwicklungsabschnitt ist für ein Kind alles möglich - alles was es sich vorstellt, ob schön oder schrecklich. Deshalb glaubt es an den Osterhasen, das Christkind und den Mann im Mond - und deshalb hat es Angst vor Monstern, Gespenstern und Hexen.
Alles, was das Kind jetzt erlebt, versucht es in einer Art 'magischen Logik' zu deuten. Hochfliegende Phantasien - aber auch schlimmste Ängste - sind in dieser Zeit nicht ungewöhnlich. Der Wechsel vom Wachzustand in den (nicht kontrollierbaren) Schlafzustand bietet natürlich besonders viel Raum für Angstphantasien.

Sie als Eltern können Ihrer Tochter die Angst nicht abnehmen. Und das ist ja auch nicht wirklich erstrebenswert, denn Angst gehört zum Leben und in jeder Lebensphase treten neue Ängste auf, die zur Reifung gehören und überwunden werden wollen.

Was Sie aber tun können ist, Ihrer Tochter Strategien zu vermitteln um das Aushalten von Angst zu lernen und um Angst in Grenzen zu halten - davon wird sie jetzt und später profitieren.

Hilfreich ist dabei alles was Sicherheit vermittelt. Ein fester Tagesablauf, klare Regeln im Miteinander, zuverlässiges Dasein als liebevolle und stabile elterliche 'Schutz-Person', körperliche Auslastung am Nachmittag mit viel Bewegung an der frischen Luft, nichts Aufregendes mehr am Abend (z.B. TV, CDs), ein liebevolles und ruhiges Bettgeh-Ritual (das kann ruhig auch ein immer gleiches Schutzgebet sein) und ein im Bett verfügbares 'Übergangsobjekt' (Schmusetuch, Stofftier etc.).

Oft ist es auch hilfreich, wenn Eltern sich die magische Phase zu Nutze machen indem sie z.B. imaginäre Schutzwesen erfinden oder schützende 'Bannkreise' ziehen - der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist nur darauf zu achten, dass durch solche Phantasien keine weiteren Ängete geschürt werden.

Da Ihre Tochter Angst davor hat, im Bett die Augen zu schließen, könnten Sie tagsüber immer mal wieder ein lustiges, unbeschwertes Spiel spielen, bei dem man ganz nebenbei mal die Augen schließen muss. So verknüpft sie mit dem Augen-Schließen bald auch etwas Positives.

Wichtig ist zudem, dass Sie selbst auf eine gesunde Entwicklung Ihrer Tochter vertrauen und auch darauf, dass die momentane bedrückende Situation ein Ende nehmen wird. Dann gelingt es Ihnen besser, ruhig zu bleiben, was sich wiederum stabilisierend auf Ihre Tochter auswirken wird.

Falls Sie weiterhin in Sorge bleiben bzw. auch tagsüber Veränderungen an Ihrer Tochter wahrnehmen, die Sie nachhaltig verunsichern, scheuen Sie sich bitte nicht, den Rat Ihres Kinderarztes einzuholen und die Kleine untersuchen zu lassen.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein paar hilfreiche Impulse geben und wünsche Ihnen, dass Ihre Tochter bald wieder ruhig einschlafen kann!

Herzliche Grüße und alles Gute von Pia Meyer

PS. Eine Bewertung meiner Antwort wäre nett - danke!
Bewertung durch den Fragensteller:
Ich bedanke mich ganz herzlich für die schnelle Antwort es hat mir sehr geholfen. Es ist echt schön dass es sowas gibt. Liebe grüsse xemi.

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