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Meine 7-jährige Tochter weigert sich, angemessene Kleidung anzuziehen!

MN (w, 30) aus 37213:
Hallo, liebes Team!
Meine 7-jährige Tochter ist extrem dickköpfig. Sie will nur in Leggins und einer Strumpfhose darunter zur Schule gehen und andere schöne Kleidungsstücke, die sie vernünftig warm halten würden, rweigert sie sich einfach anzuziehen.

Ich bin es leid mir ihr häßliches Geschreie anhören zu müssen, wenn ich mal wieder dabei bin ihr etwas vernünftiges zum Anziehen zu geben.

Ich bin ziemlich ratlos denn am Ende macht sie eh das was sie will, egal ob die Sachen nun warm sind oder nicht. Hauptsache sie hat sich wieder einmal durchgesetzt!

Ich komme dagegen einfach nicht an, denn sie ist einfach extrem Willensstark, was mir große Sorgen bereitet. Ausserdem schreit sie einfach so lange, bis ich nicht mehr kann und ich ihr dann ihren Willen lasse.

Ich habe ehrlich gesagt keine Erklärung für ihr Verhalten. Ihr Vater hat Schizophrenie und es besteht kein Kontakt zu ihm, denn auf Grund dieser schlimmen Erkrankung ist dieser untersagt.

Ich bin diese Streitereien ziemlich leid, denn ich möchte eigentlich solche Auseinandersetzungen überhaupt nicht haben, aber immer wieder macht sie so ein Theater! Manchmal kann ich es selbst überhaupt nicht nachvollziehen, was sie da antreibt und das macht es mir einfach so schwer, weil ich im Grund gar nicht weiss, was da eigentlich los ist?

Ich danke Ihnen für eine fachkundige Einschätzung und bin für jeden Rat dankbar, der mir das Zusammenleben mit meiner Tochter erleichtern würde! MN


Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:



Vielen Dank, liebe Frau M.,
daß Sie sich bezüglich Ihrer sicherlich sehr belastenden Erziehungsproblematik vertrauensvoll an uns wenden! Derlei Machtkämpfe kommen, besonders bei alleinerziehenden Müttern, gar nicht so selten vor, aber wenn man den dahinter stehenden seelischen Mechanismus erkennt, lassen sie sich – zur großen Erleichterung aller Beteiligten – meist in relativ kurzer Zeit ganz gut lösen.

Ihre Tochter hat offensichtlich die Macht in ihrer Kleinfamilie an sich gerissen und verteidigt sie nun mit allen Mitteln. So etwas geschieht schleichend und kommt heute immer öfters vor, weil die wohlmeinenden Eltern zunehmend übersehen, daß auch in der Erziehung von kleineren Kindern das Prinzip von Fördern und Fordern, von Milde und Strenge, für eine gelingende Erziehung einfach unabdingbar ist!

Viele Eltern willen heute oft nicht mehr, daß auch eine gewisse gesunde, lebensdienliche Härte und Herausforderung für die Entwicklung eines guten Charakters und einer gesunden und glücklichen Persönlichkeit von elementarer Bedeutung sind.

Jedes unangemessene Machtvakuum wird meistens immer sehr schnell von negativen Kräften vereinnahmt, was man bei Staaten genau so, wie in menschlichen Gruppenprozessen, oder in Familien beobachten kann.

Anfänglich wohlmeinende und unbedeutende, aber das Kind überfordernde und dem Alter vielleicht noch nicht angemessene zusätzlich Freiheiten, z.B. in der Auswahl des Essens, der Kleidung, des Medienkonsumes, der Bettgezeiten und anderem, werden schnell als Selbstverständlichkeiten gewertet, auf deren Grundlage das Kind weiteres Entgegenkommen fordert, bis auch sehr schnell ganz unvernünftige, selbstschädigende Forderungen platz greifen und mit Zähnen und Klauen eingefordert und verteidigt werden, wie Sie es ja bei Ihrer Tochter gerade in so verstörender Weise erleben müssen.

Ihre Aufgabe ist es jetzt, die berechtigten, angemessenen und gesunden Machtverhältnisse wieder herzustellen, um Ihren Status als respektierte Mutter und verantwortungsvolle Erziehungsperson wieder zu gewinnen, den Sie sich – aus welchen Gründen auch immer – zum allseitigen Schaden, vor einiger Zeit, von Ihrer Tochter haben wegnehmen lassen.

Die Zurückeroberung verlorenen Terrains ist allerdings immer sehr viel mühsamer, als das tapfer Halten einer gut legitimierten und befestigten Position. Ihre Tochter hat über längere Zeit instinktiv gelernt, was sie alles mit ihrer Mutter machen kann und wird nicht erfreut sein, wenn Sie jetzt versuchen die Sache wieder gerade zu rücken, doch es wird Ihnen wohl keine andere Wahl bleiben, wenn Sie als Mutter und Erziehungsperson nicht völlig versagen und aufgeben wollen!

Ganz praktisch könnte das so aussehen, daß Sie ihm Rahmen eines eindringlichen Erziehungsgespräches Ihrer Tochter in einfach Worten genau erklären, was sich ab sofort ändern und welche Folgen es haben wird, wenn sich das Mädchen weiterhin so störrisch, schädigend und lebensfeindlich verhält!

Neben der Einschränkung oder völligen Streichung des Medienkonsumes, von Süßigkeiten und anderen Vergünstigungen – müssen Sie sich, liebe Frau M. vor allem darauf einstellen, einige Tage, oder vielleicht sogar Wochen lang, das Schreien und Toben ihrer Tochter bis zur letzten Konsequenz zu ertragen und nicht von ihrer berechtigten und angemessenen Forderung abzulassen, die jedes Kind in diesem Altern – ob es will oder nicht – anzunehmen lernen muß!

Das hieße ganz konkret, z.B. die Tochter erst dann aus dem Hause zu lassen, wenn sie vernünftige Kleidung akzeptiert hat, denn mit Recht könnte sie sonst nämlich in diesem und ähnlichen Fällen, von der Schulleitung, Ärzten, dem Jugendamt und anderen Personen den Vorwurf auf sich ziehen, daß Sie ihre Tochter z.B. nicht angemessen kleiden würden und deshalb Gefahr liefen deren Gesundheit zu untergraben, bis hin zu einer gefährlichen, lebensbedrohlichen Lungenentzündung, was Sie doch sicherlich nicht wollen!

Doch das eigentlich Thema ist doch, daß ihre Tochter den Respekt und die Achtung vor ihrer Mutter zumindest teilweise verloren hat und dies gilt es sich durch gradlinige, liebevolle Konsequenz und durch Handeln statt reden wieder zu erarbeiten. Es ist sicherlich keine kleine Aufgabe, trotz herausfordernden Heulens und Zähneknirschens, immer gelassen zu bleiben, die Ruhe zu bewahren und bei aller Strenge stets auch durch liebevolle Zärtlichkeit, der mütterlichen Liebe einen angemessenen Ausdruck zu geben, so weit es die jeweilige Situation erlaubt!

Ihre bisherige Verhaltensweise, liebe Frau M., sich einfach durch Nachgeben vom nervigen Verhalten Ihrer Tochter zu erlösen, müssen Sie jetzt mit einem hohen Preis bezahlen. Sie haben nämlich ganz übersehen, daß gerade solche verständliche, aber höchst schädliche Nachgiebigkeit, Kinder erst zu so einem unerfreulichen Verhalten bringt!

Dagegen bringt konsequentes Verhalten der Eltern, ohne viel Gerede, Geschimpfe und ewiges nochmal Ermahnen - sondern durch klares, überschaubares und völlig berechenbares Handeln - jedes gesunde Kind sehr schnell zu der Erkenntnis, daß es sich mit Widerborstigkeit nur unnötig verausgabt.

Sehr schnell wird dann aus einem aufsässigen, ein verständiges Kind, das genau weiß, wann es die Eltern ernst meinen und jedes Sträuben sinnlos ist! Was natürlich nicht heißt, daß man in bestimmten Ausnahmefällen nicht auch auf berechtigte Wünsche des Kindes eingehen sollte, wenn Zeit, Raum und Gelegenheit und vor allem das Verhalten des Kindes dafür sprechen!

Falls Sie diese über diese Hinweise hinaus noch weitere Hilfe und Förderung benötigen sollten, so kann ich Ihnen nur die bewährten, kostenlosen und besten bewährten Erziehungsberatungsstellen der freien Wohlfahrtspflege empfehlen, wo man mit verschiedenen Methoden z.b. im Rahmen einer Spieltherapie versuchen wird, noch tiefer in die Seelen ihres Kinder und seiner Mutter zu schauen und Hilfe anzubieten.

Liebe Frau M., ich hoffe, daß ich Ihnen mit meinen Worten wieder etwas Mut machen und eine neue Richtung weisen konnte! Vor allem aber wünsche ich Ihnen nun von ganzem Herzen viel Kraft und Zuversicht auf dem Wege zur inneren und äußeren Befreiung aus diese erzieherischen Sackgasse, damit Sie - nach einigen wichtigen Entwicklungsschritten – zusammen mit Ihrer kleinen Tochter bald wieder echte, unbeschwerter Lebensfreude empfinden können!

Mit der Bitte um eine baldige Bewertung dieser meiner kostenlosen Antwort
Grüße ich Sie für heute recht herzlich als Ihr

Psychomeda-Berater Rainer J. G. Schmidt
Dipl. Sozialpädagoge mit staatl. Therapie-Erlaubnis
Rainerjg@T-Online.de – www.Rainer-JGS.de

P.S.: Wenn Sie noch Fragen haben oder eine Beratung wünschen, so können Sie sich gerne schriftlich oder telefonisch unter 09961/7255 direkt an mich wenden. Vergessen Sie aber bitte nicht, diese Antwort zu bewerten und kurz zu kommentieren, denn zur Verbesserung meiner Arbeit wäre es für mich wichtig zu wissen, ob ich Ihnen mit meiner Antwort helfen konnte, oder nicht. Herzlichen Dank und alles Gute!
Bewertung durch den Fragensteller:
Sehr ausführlich verständlich fachmännisch ausgeführte ausgefügre





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