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Mein 7-jähriger Sohn will immer recht haben und mit Gewallt seinen Kopf durchsetzen!

Nena (w, 35) aus Neunkirchen:

Hallo, liebes Beratungsteam!
Mein 7-jähriger Sohn hat zwei Gesichter: In der Schule und bei Freunden ist er sehr zuvorkommend, nett und hilfsbereit, aber zu Hause hat er immer wieder schlimme Austicker, wenn etwas nicht nach seinem Kopfe geht und das wird leider immer schlimmer und ist kaum noch zu ertragen!

Er beschimpft und unterdrückt seinen großen Bruder und glaubt er sei bei allem immer der Beste! Wenn man ihn dann ermahnt, so behauptet er einfach, dass er der Arme sei! Er merkt nicht wie er wütend herumschreit und uns alle fertig macht!

Außerdem glaubt er auch, dass er alles durchsetzen könne und versucht uns zu erpressen, indem er bestimmte Sachen nur dann macht, wenn dafür dann irgendetwas darf! Aber das lasse ich natürlich nicht zu, doch dann tickt er wieder aus! Am nächsten Tag ist dann alles vergessen, als ob nie was gewesen sei!

Mittlerweile ist er auch schon in der Schule unkonzentriert beim schreiben, obwohl er bis dato Klassenbester war! Wie könnte ich ihm helfen? Natürlich zerrt es auch an meinen Nerven und ich werde dann lauter bei ihm, aber er meint dann, dass ich ihn sowieso nicht lieb hätte!

Das ist natürlich nicht der Fall, da ich meine Drei alle gleich lieb habe! Er ist der Mittlere und hat einen großen 10-jährigen Bruder und eine 4-jährige Schwester! Er sagt dann auch immer, er bräuchte uns eh nicht und er könne alles alleine usw., aber in Wirklichkeit freut er sich dann doch sehr, wenn er mal alleine mit uns kuscheln kann! Diese Situation zieht sich jetzt schon eine ganze Weile hin und ich weiß einfach nicht was ich ändern könnte, damit sich endlich etwas ändert! Ich hoffe auf Ihren Rat und danke Ihnen für Ihre Hilfe! Nena


Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Vielen Dank, liebe Frau Nena,
daß Sie uns hier so vertrauensvoll Ihr mütterliches Herz ausschütten! Gerne will ich versuchen Ihnen einen Weg aus Ihrer momentan so bedrückenden Familienlage zu zeigen.

Leider schreiben Sie nichts vom Vater der Kinder und ob Sie vielleicht eine alleinerziehende Mutter sind, oder es sonst einen Mann in Ihrem Leben gibt! Denn die von Ihnen nicht erwähnte und vielleicht fehlende Vaterfigur scheint mir eine wichtiges Element der ganzen Problematik zu sein!

Natürlich spielt immer auch die Geschwisterstellung eine große Rolle, gerade bei einer typischer Dreierkonstellation, wobei die Mittleren sich nicht selten benachteiligt fühlen, da die Aufmerksamkeit doch oft mehr dem Großen oder der Kleinen zufällt! Man nennt diese Kinder deshalb auch Sandwich-Kinder und weiß um deren Problematik!

Doch so ein problematisches Verhalten fällte auch nicht vom Himmel und heute ist im Gegensatz zu früheren Zeiten oft eine Überförderung und Verwöhnung der Kinder zu beobachten, die oft schon wegen kleinsten Erfolgen übermäßig gelobt und verhätschelt werden, aber dagegen mit dem genau so wichtigen Lebenselementen des Tadels, der Zurückweisung und den ganz normalen Mißerfolgen gar nicht mehr richtig umzugehen lernen!

Sicherlich meinen Sie es mit Ihren Kindern ganz besonders gut und wollten alles tun, damit sich auch der Mittlere zufrieden und glücklich fühlt, aber genau das bewirkt dann oft das Gegenteil, weil Kinder dann diese liebevolle Zuwendung gar nicht mehr recht zu schätzen wissen und eine optimale Rundumbetreuung einfordern und nicht selten mit allen Mitteln zu erzwingen suchen!

Hier heißt es aber einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht durch extra Zuwendung und aufgeregten Schimpfen dieses Verhalten noch zu verstärken, sondern es gilt den Jungen ruhig schreien und toben zu lassen, um dann z.B. möglichst mit den anderen Kindern das Zimmer oder die Wohnung kurzzeitig zu verlassen!

Allein rumzuschreien und zu toben wird dann bald langweilig, denn nur wenn das Kind Ihre Verunsicherung, also den Erfolg seines provokanten Verhaltens bemerkt, fühlt es sich bestärkt und setzt dies zunehmend als Waffe zur Erzwingung seiner übermäßigen Forderungen ein!

Natürlich soll er merken, daß Sie ihn von Herzen lieben, aber Sie sollten ihm auch immer eine angemessene Strafen für sein unangemessenes Verhalten zu teil werden lassen, z.B.:

„Heute bist Du wieder ausgeflippt und deshalb gibt es keine Nachspeise oder gute Nachtgeschichte für Dich!“ usw.

Natürlich immer begleitet von einem liebevollen pädagogischem Gespräch, um dem Kind den Zusammenhang deutlich zu machen und darauf hinzuweisen, wie sehr es mit seinem Verhalten sein Leben zum Guten, wie zum schlechteren beeinflussen kann!

Längeres Ausflippen könnten Sie auch mit einem kalten Glas Wasser beenden, welches Sie ihm auf den Kopf schütten usw.! Seien Sie aber ebenso einfallsreich bei der Verstärkung seines gutes Verhalten und sagen Sie ihm gerade beim Kuscheln, was Sie für Sorgen mit ihm haben und das Ihnen das Liebhaben schwer fällt, wer er sich so benimmt und fragen Sie ihn auch warum er manchmal so sei!

Ich nenne dies Schmuseplaudern, was in solch ruhigen, liebevollen und zärtlichen Situationen - entsprechend einfühlsam vorgetragen - auf ganz besonders fruchtbaren Boden fällt, da dann die Herzenstür des Kinder weit geöffnet und entsprechend empfänglich ist!

Aber dies sollte nicht nur einmal sondern, immer wieder geschehen! Sprechen Sie auch am Familientisch sein Verhalten ruhig an und bitten Sie die anderen Kindern, ihre Empfindungen und Gedanken zu seinen Ausrastern zu beschreiben, damit er in einer ruhigen Stunde mit der negativen Wirkung seines Verhaltens konfrontiert wird und erfährt, was er seiner Familie zumutet!

Letztlich bleibt aber bei jedem Kind auch ein Geheimnis, für sich selbst und die Anderen und es gilt in jedem Falle, daß die Eltern auch für sich selbst sorgen, denn nur wenn es den Eltern gut geht, können sich auch die Kinder wohl fühlen und dazu bedarf es klare Grenzen, die immer wieder ganz konsequent aufs neue eingefordert und durchgesetzt werden müssen!

Ein ganz wesentliches Element dabei ist auch, daß die Kinder rechtzeitig den Wert des Verzichtes, des Zurücktretens und der Bescheidenheit lernen und vor allem merken, daß mit Erpressen, Erzwingen und Ausrasten immer nur das Gegenteil des gewünschten zu erreichen ist!

Das hieße konkret auch deutlich zu zeigen, wie sehr man geschockt, verstimmt und verärgert ist und daß man dann beim besten Willen nicht gleich wieder gut sein kann, sondern eine gewisse Zeit dazu braucht, wozu aber immer auch die Bereitschaft des Kindes zur Einsicht Wiedergutmachung gehört, natürlich je nach Alter, Verständnis und Einsichtsfähigkeit und angeregt durch die hilfreichen Vorschläge der Eltern!

Falls Sie aber trotz allem aufrichtigen Bemühen in dieser Sache nicht weiter kommen sollten, so empfehle ich Ihnen das Kind einer Kinder- und Jugendberatungsstelle, z.B. der Kath. Jugendfürsorge vorzustellen, die im Rahmen ihres Diagnosebaukasten, der Spieltherapie und anderen gut bewährten Methoden, schon so manch problematische Kind wieder auf den Weg der inneren Ruhe und das frohen familiären Miteinanders bringen konnte!

Liebe Frau Nena, ich hoffe, daß ich Ihnen mit meinen Worten wieder etwas Mut machen und eine neue Richtung weisen konnte!

Vor allem aber wünsche ich Ihnen nun von ganzem Herzen viel Kraft und Zuversicht auf dem Wege zur inneren und äußeren Befreiung von diesen familiären Spannungen, damit Sie zusammen mit dem Vater der Kinder, oder einer anderer männlichen Bezugsperson - nach einigen wichtigen Entwicklungsschritten - bald wieder echte, unbeschwerter Lebens- und Familienfreude empfinden und sich das Zusammenleben mit Ihren Kinder für Sie und auch für die weiteren Verwandtschaft bald wieder als echter Freudenquell erweisen möge!

Mit der Bitte um eine baldige Bewertung dieser kostenlosen Antwort
Grüße ich Sie für heute recht herzlich als Ihr

Psychomeda-Berater Rainer J. G. Schmidt
Dipl. Sozialpädagoge mit Psychotherapie
Rainerjg@T-Online.de – www.Rainer-JGS.de

P.S.: Wenn Sie noch Fragen haben oder eine Beratung wünschen, so können Sie sich gerne schriftlich oder telefonisch unter 09961/7255 direkt an mich wenden.

Vergessen Sie aber bitte nicht, diese Antwort zu bewerten und kurz zu kommentieren, denn ich wüßte doch gerne, ob ich Ihnen mit meiner Antwort ein Stück weiter helfen konnte. Herzlichen Dank und alles Gute!
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