Navigation Psychomeda.de
Das Psychologie-Portal

Mein 40-jähriger Sohn will nicht arbeiten, ist total verwahrlost und nur Computerpiele, Rauchen und Hasch sind im wichtig!

Mama (w, 66) aus Berlin:

Sehr geehrte Psychologen!
Mein Sohn ist bereits 40 Jahre alt, aber ohne Beruf und Arbeit. Der Vater ist schon lange tot und er hat seit 3 Jahren keine Freundin mehr, sondern nur noch mich.

Leider läßt er seine schöne Wohnung und auch sich selbst total verkommen. Er duscht nur etwa alle 3-4 Wochen, seine Klamotten sind vom Körpersalz zerfressen, seine Hosen und die Schuhe kaputt.

Er trinkt zwar kein Alkohol, aber er raucht Hasch und spielt viel am Computer. Ich habe oft versucht mit ihm zu reden, denn wir essen häufig zusammen, da ganz er in der Nähe wohnt.

Ich wasche seine Wäsche und putze auch manchmal seine Wohnung so gut, wie ich aufgrund meiner Krankheit eben kann.

Auch seine Unterlagen und Bewerbungen mache ich , weil er sich einfach nicht darum kümmert. Zum Psychiater, oder Ärzten will mangels Vertrauen nicht gehen.

Wir beide haben ein gutes freundschaftliches Verhältnis und können auch zusammen lachen. Er weiß, daß ich ihm das Beste wünsche und mir oft Sorgen um ihn mache. Aber sobald ich versuche, das mit dem Hasch, kaum duschen, Dreck in der Wohnung und dieses 'sich nicht kümmern' anzusprechen, wird er schnell sauer und auch manchmal auch laut.

Ich kann ihn doch nicht untergehen lassen, aber was soll und könnte ich nur tun? Soll ich mich komplett zurückziehen und die Verbindung abbrechen? Welches Verhalten meinerseits wäre richtig in diesem Fall?

Übrigens ich koche ich immer Essen für uns beide, trotz meiner kleinen Minirente, da er sonst kaum was richtiges essen würde, außer Brot und Belag, da sein ganzes Geld für Zigaretten und Hasch drauf geht.

Ich bin einfach ratlos und danke Ihnen für jeden Hinweis, wie ich mich richtig verhalten sollte! M.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Vielen Dank, liebe Frau M.
daß Sie sich mit Ihrer großen und sehr berechtigten Sorge um Ihren Sohn, so vertrauensvoll an uns wenden!

Sie haben schon ganz richtig erkannt, daß es so nicht mehr lange weiter gehen kann und es für Sie beide höchste Zeit - um nicht zu sagen schon längst überfällig ist - an diesem unguten Mutter-Sohn-Arangement etwas grundlegendes zu ändern!

Durch Ihre gut gemeinte Fürsorge haben Sie genau das befördert, was Sie jetzt an Ihrem verantwortungslosen Sohn mit recht bedrückt und auch Ihre Handlungsmöglichkeiten haben Sie schon recht gut erkannt.

Die von Ihnen beschriebene Leidensgeschichte ist heute leider gar nicht so selten und sogar deutlich im Zunehmen begriffen, denn trotz bester Förderung und ausreichender Fähigkeiten verweigern sich heute immer mehr gesunde junge Mensch dem Erwerbsleben und versuchen in verantwortungsloser Weise auf Kosten der Eltern und der Allgemeinheit ein bequemes Leben zu führen! Wenn man ihnen dann nicht rechtzeitig die nötigen Grenzen aufgezeigt, so rutschen sie meist in ein gefährlich Spiel- und Drogensucht und andere schlimme Dingen hinein!

Die Ursachen dieses Verhalten sind ganz klar im zunehmenden Werteverfall und der übergroßen Freiheit in unserer, so noch nie dagewesen westlichen Wohlstandsgesellschaft zu suchen, was viele junge Leute beim Übergang in ein selbstverantwortliches Erwerbsleben zunehmend scheitern läßt!

Die Jugend braucht nun mal - bei allem Verständnis und elterliche Liebe - auch eine gewisses Maß an gesunder, lebensdienlicher Härte, um für ein selbstverantwortlichen Leben gerüstet zu sein!

Vor allem sollte man als Eltern bei zu beobachtendem Fehlverhalten immer darauf achten, rechtzeitig die Notbremse zu ziehen, um so die erwachsenen Kindern mit der harten Wirklichkeit des Lebens zu konfrontieren!

Obwohl Sie, liebe Frau M. sicherlich immer nur das Beste für Ihren Sohn wollten, so haben Sie doch durch Ihre viel zu lange verständnisvolles und großherziges Unterstützen, unwillentlich sein Abgleiten in ein bequemes, verantwortungsloses, selbstsüchtiges Leben befördert und sind dabei zu einem coabhängigen Familienangehörigen geworden - wie es in der Fachsprache heißt – denn Sie haben es Ihrem Sohn ja im Grund erst ermöglicht, so lange und so tief in dieser Weise zu versumpfen!

Die einzig richtige Maßnahme, die sich in solchen Fällen in der Praxis bewährt hat ist, endlich die übergroße und so bequem Fürsorge zu beenden, wenn Sie nicht weiter zuschauen wollen, wir Ihr Sohn bis zum bitteren Ende sein Leben verspielt und verraucht!

Im Falle der von Ihnen beschrieben Spiel- und Suchtproblematik wäre einer längerer Klinkaufenthalt zu empfehlen, da ambulante Therapien, bei so einer langen Vorgeschichte meist wenig ausrichten und zudem oft nach kurzer Zeit abgebrochen werden, sobald es richtig zur Sache geht!

Mit anderen Worten, Sie müßten im Rahmen eines sehr deutlichen Gespräches, Ihrem Sohn unmißverständlich klar machen, daß Sie von heute auf morgen, Ihre übergroße Fürsorge beenden, weil Sie damit nur allzu lange sein Lotterleben gefördert hätten und es jetzt höchste Zeit sei, daß er sich selber um sein Leben kümmere und bei den entsprechenden Einrichtungen, wie Caritas, Diakonie, AWO, Psychosozialer-Dienst, Sozialamt usw. um Hilfe, Unterstützung und Betreuung nachsuche!

Geben Sie ihm noch zwei bis drei Wochen Zeit und beenden Sie dann alle finanziellen, materiellen und persönlichen Zuwendungen und geben Sie ihm das am besten auch nochmals schriftlich per Einschreiben.

Informieren Sie das Ordnungsamt und den staatlichen Psychosozialen Dient, daß Ihr Sohn in einer völlig Verwahrlosten Wohnung wohnt, sich um nichts kümmert und nur von und für Hasch, Zigaretten und PC-Spielen lebt und machen Sie unvermißverständlich klar, daß Sie ihrem Sohn und sich selbst zuliebe die Betreuung jeder Art umgehend einstellen müßten!

All dies wäre dann für Ihren Sohn eine zwar ziemlich kalte, aber hoffentlich doch auch heilsame und belebende Dusche, denn erst wenn der Leidensdruck groß genug ist, bequemen sich erfahrungsgemäß so manche verwöhnte Menschen, sich auf ihre eigenen Kräfte zu besinnen und vor allem dann, wenn es ums nackte Überleben geht und die Eltern nicht mehr nur reden, sondern absolut unmißverständlich und konsequent handeln!

Ich habe schon oft erlebt, daß dermaßen aus dem Nest geschubste Flugverweigerer, nach einer gewissen Übergangszeit letztlich aufrichtig dankbar waren, weil sie erkannten, daß sie alleine sonst wohl kaum den Absprung aus Sucht, Drogen und Verwahrlosung geschafft hätten und jetzt stolz drauf sind, ihr Leben selbständig zu meistern!

Falls Sie sich aber damit allein überfordert fühlen sollen, so empfehle ich Ihnen sich von fachkundiger Seite, zum Beispiel von einem Wohlfahrtsverband, dem Psychosozialen-Dienste, einer Angehörigengruppe von Suchtabhängigen, oder auch von einem freiberuflichen Lebensberater unterstützen zu lassen und sich einige hilfreiche Beratungsstunden zu gönnen!

Lieber Frau M., ich hoffe, daß ich Ihnen mit meinen Ausführungen wieder etwas Mut machen und eine neue Richtung weisen konnte. Denken Sie bitte an Ihre begrenzten Kräfte und daß es für Sie jetzt auch darum geht, sich von dieser unerträglich Last zu befreien, die außerdem Ihrem Sohn keine echt Hilfe ist, sondern nur der Verfestigung seines ungesunden und selbstschädigenden Lebensstiles dient!

Bei dieser für beide Teile jetzt so überlebenswichtigen Aufgabe, wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen viel Kraft und Zuversicht und vor allem auch den Mut, bei den genannten Stellen um Hilfe und Unterstützung nachzufragen, damit sich für Sie und Ihrem Sohn die Dinge endlich bald wieder zum Guten wenden können!

Mit der Bitte um eine baldige Bewertung dieser kostenlosen Antwort
Grüße ich Sie für heute recht herzlich als Ihr

Psychomeda-Berater Rainer J. G. Schmidt
Dipl. Sozialpädagoge mit Psychotherapie
Rainerjg@T-Online.de – www.Rainer-JGS.de

P.S.: Wenn Sie noch Fragen haben oder eine Beratung wünschen, so können Sie sich gerne schriftlich oder telefonisch unter 09961/7255 direkt an mich wenden. Vergessen Sie aber bitte nicht, diese Antwort zu bewerten und kurz zu kommentieren, denn zur Verbesserung meiner Arbeit wäre es für mich wichtig zu wissen, ob ich Ihnen mit meiner Antwort helfen konnte, oder nicht. Herzlichen Dank und alles Gute!
Bewertung:

Mehr zum Thema auf Psychomeda

Online-Beratung

Auf Psychomeda beantworten Psychologen und Therapeuten Ihre Fragen unentgeltlich. Jetzt online Ihre Frage stellen...


Therapeuten

Zuletzt aufgerufene Therapeuten-Seiten. Therapeut, Coach, Berater? Eintragen...


Beliebt auf Psychomeda


TwitterSocial Feed



Folgen Sie uns auf Twitter


Qualität

Psychomeda ist ein unabhängiges psychologisches Informations- und Beratungsportal von Psychologen und Therapeuten. Wir informieren evidenzbasiert und auf wissenschaftlicher Grundlage. Weiter