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Ist das anklammernde Verhalten meiner kleinen Adoptivtochter normal?

Nina (w, 33) aus Landau: Hallo, meine Adoptivtochter ist 2,5 Jahre alt und wurde mit einem Jahr adoptiert. Sie hat sich erstaunlich schnell eingelebt und hat eine enge Bindung zu uns aufgebaut, wobei ich als Mutter die Hauptbezugsperson bin. Obwohl sie in dieser Zeit sehr sebstbewusst und aufgeweckt war, klammert sie seit einem Monat deutlich stärker an mich, spielt 'krabbeln', hat Verlustängste und will sehr oft in Arm gehalten oder getragen werden. Sie ist ein sehr kluges Kind und sagt mir - mama, ich will nur getröstet werden.. sie spricht seit einigen Monaten ganze Sätze. Meine Frage - ist das unter 'Regression' zuzuordnen... als eine Art Ausgleich für die fehlende Zuwendung im ersten Lebensjahr oder ist es eher die magische Phase, wo die Fantasie, Träume etc. eine grosse Rolle spielen und somit auch die Verlustängste etwas stärker zur Geltung kommen oder ist es noch normal, dass ein Kind in dem Alter ab und zu so reagiert? Danke für jeden noch so kleinen Hinweis, wie ich am besten ihren Bedürfnissen gerecht werden kann!

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo, liebe Nina,

meiner Einschätzung nach kommen da mehrere Faktoren zusammen. Zum einen scheint ja das erste Lebensjahr Ihrer Tochter für ihre Entwicklung nicht optimal verlaufen zu sein - d.h., es gab wahrscheinlich ein Defizit bzgl. der symbiotischen Mutter-Kind-Bindung, die in der ersten Zeit wichtig ist. Das wirkt sicher immer wieder mal nach und löst ein verstärktes Bedürfnis nach 'Nachholen' aus.

Zum anderen beschreiben Sie eine rasante Entwicklung - Ihre Tochter ist zu einem selbstbewussten, aufgeweckten und klugen Kind geworden. Im Moment ist sie in einem Alter, in dem der eigene Wille entdeckt wird und der kleine Mensch sich immer mutiger in die Welt wagt. Dadurch enstteht ein Zwiespalt zwischen dem Wunsch danach, eng behütet zu bleiben und dem Impuls sich zu lösen. Dieser Konflikt führt bei allen Kindern zu mehr oder weniger großen Ängsten.

Es ist wie bei den Küken, die ihr Umfeld erkunden und zwischendrin immer wieder unter die Fittiche der Glucke schlüpfen. Dort tanken sie Sicherheit und können sich so gestärkt erneut auf Entdeckungsreise machen. In Umbruchphasen, in denen viel Entwicklung 'nach vorne' stattfindet, kommt es oft zu entsprechend verstärkten regressiven Tendenzen. An sich also zunächst ein normler Vorgang.

Mein Rat wäre, das Bedrüfnis Ihrer Tochter zu erfüllen - geben Sie ihr Nähe, wenn Sie das braucht. Durch Schmusen, Kuscheln beim Vorlesen etc. Manches können Sie auch ablehnen, z.B. Herumtragen - Sie können das kurz begründen (Gewicht) und evtl. durch ein anderes Nähe-Angebot ersetzen, wenn Sie das für richtig halten. Somit zeigen Sie zwar Grenzen auf, weisen das Kind aber nicht in seiner Bedürftigkeit zurück. In diesem Alter geht es auch um das erste Austesten von Macht.

Lassen Sie Ihre Tochter also unter Ihre 'Fittiche' und unterstützen Sie gleichzeitig weiterhin ihre Impulse selbstständig die Welt zu entdecken. Lassen Sie sie 'Krabbeln' spielen wie einen Käfer und ermuntern Sie sie ab und zu z.B. 'Fliegen' zu spielen wie ein Vogel. Verrrauen Sie insgesamt darauf, dass Ihre Tochter sich weiterhin gesund entwickeln möchte und wird - in ihrem eigenen Rhythmus, der auch ein Hin und Her beinhaltet.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meiner Antwort helfen, die Situation besser einzuordnen - falls Sie weiterhin Bedenken spüren oder in Sorge sind, scheuen Sie sich bitte nicht Ihren Kinderarzt um Rat zu fragen.

Ihnen und Ihrer Tochter alles Gute - mit herzlichen Grüßen, Pia Meyer

PS. Eine Bewertung meiner Antwort wäre nett - danke!

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