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Wie kann ich so mit der Corona Krise umgehen, dass ich psychisch gesund bleibe?

Yellow45 (w, 46) aus Rotenburg: Guten Tag,
wie gehe ich am Besten mit der Corona Krise und den damit verbundenen Zukunftsängsten und Einschränkungen um?
Ich bin verheiratet und Mutter von einem 17 jährigen Sohn, der zur Schule geht.
Wir wohnen zusammen in einem Haus.
Ich arbeite Teilzeit als Kaufmännische Angestellte in einer Spedition, mein Mann arbeitet in der Automobilbranche.
Jobmässig waren wir nur kurzfristig von Kurzarbeit betroffen und es sieht ganz gut aus beruflich.
An meinem Arbeitsplatz sind 500 Leute beschäftigt und es werden aufgrund von Corona Maßnahmen fast täglich Umstrukturierungen getroffen.
Ich wurde in ein anderes Büro gesetzt, damit nicht mehr so viel Leute in einem Büro sitzen.
Homeoffice ist nicht möglich.
Ich bin ein hochsensibler Mensch, der sich viele Gedanken macht und mich verunsichert das alles.
Ich habe ab und zu Alpträume und Schlafstörungen. im Herbst 2017 hatte ich eine 5 wöchige Reha wegen Erschöpfungsdepression gemacht.
Seit Mitte 2018 geht es mir besser.
Ich möchte psychisch gesund bleiben und mache gerade das Onlineprogramm der AOK „moodgym“ mit.
Ein bisschen kreativ bin ich auch und mache ab und zu Autogenes Training. Spaziergänge an der frischen Luft mache ich auch.
Was können Sie mir noch empfehlen, um depressive Verstimmung und Ängste vorzubeugen?
Ich möchte die Ängste auch nicht auf unseren Sohn übertragen. Hier kann ich nämlich auch manchmal schlecht loslassen und mache mir Sorgen um seine persönliche Zukunft.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Liebe Ratsuchende,

danke für das Vertrauen, mit dem Sie sich an uns wenden.

Die aktuelle Corona Krise stellt die meisten Menschen vor sehr herausfordernde Schwierigkeiten und kann bei jedem Menschen ganz individuelle Schwachstellen, Ängste aber andere Gefühle wie Wut, Rebellion, Resignation, Enttäuschung etc. aufleben lassen.

Nun sind Sie, wie Sie schreiben, vorbelastet und hochsensibel, Sie machen sich zuviele Gedanken und fühlen sich durch die gegebene Situation verunsichert.

Dazu sollten Sie wissen, dass Hochsensibilität meist eine Reaktion auf kindliche Bindungs-Verletzungen ist, und dass das übermässige Gedanken machen und sich damit selbst erschöpfen im Grunde Problem- Lösungsversuche darstellen, die aber leider nicht funktionieren.

Es ist sehr von Vorteil, dass Sie sich beobachten und bemerken, dass Ihre Reaktionen auf die aktuelle Lage Ihre Gesundheits beeinträchtigt. Sehr positiv ist auch Ihre Motivation, aktiv etwas für Ihre Gesunderhaltung tun zu wollen. Das kann man nicht hoch genug einschätzen!

Ganz simpel gesagt: nicht die Corona Krise ist Ihr Problem, sondern, wie Sie darauf reagieren.

Die Corona Krise können Sie nicht ändern. Ihre Reaktionen darauf aber sehr wohl. Das ist die gute Nachricht. Die Frage ist nun: weshalb reagieren Sie mit Zukunftsängsten, Verunsicherung, Erschöpfungsdepression auf die Herausforderungen des Lebens? Meiner Erfahrung nach ist es so, dass sich dahinter ungeheilte, oft auch unbewusste Wunden aus der Kindheit verbergen. Leider ist es so, dass die psychotherapeutischen Richtlinienverfahren und die Methoden, die in den Kliniken Anwendung finden, die biologischen Auswirkungen von Bindungs-Verletzungen auf den menschlichen Organismus schlicht nicht kennen. Daher geht es den meisten Patienten danach nur auf einer bestimmten Ebene und unter bestimmten Bedingungen besser. Die darunterliegenden Ursachen bleiben jedoch unberührt, und können daher jederzeit durch entsprechende Lebensereignisse wieder hervorbrechen.

Wenn Sie dazu mehr wissen möchten, dann rate ich Ihnen zum Buch 'Was der Körper zu sagen hat' von Isa Grüber. Das wird Ihnen sicher helfen, sich selbst, Ihre Hochsensibilität und die Situation, in der Sie sich jetzt gerade befinden, besser zu verstehen. Es gibt auch viel Literatur zum Thema Hochsensibilität, die Ihnen weiterhelfen kann. Da lohnt sich eine Recherche im Internet.

Sehen Sie sich auch die Videos auf meinem Youtube Kanal an: https://www.youtube.com/c/TraumaTherapie.

Vor allem das neueste Video Nr. 51 „Woran erkennst du einen guten Therapeuten?“ In diesem Video spreche ich unter anderem über den Nutzen und die Grenzen der 3 Richtlinienverfahren, die von der Kasse übernommen werden. Auch die Videos der Playlist „NARM-die 5 Kernressourcen“ könnten Ihnen wichtige neue Erkenntnisse liefern. Sie finden unter meinen Videos auch Übungen, die Sie machen können, um Ihr Leben in eine positive Richtung zu lenken und Depressionen vorzubeugen (Video Nr. 3 und Nr. 10).

Auch die EFT Klopfakupunktur ist eine wirkungsvolle Selbsthilfe Methode (Dr. Michael Bohne 'Fengh Shui gegen das Gerümpel im Kopf'), die, richtig angwendet, Ihnen helfen kann, Ihre Ängste zu reduzieren.

Aus der Verhaltenstherapie gibt es noch weitere Tools, die Sie anwenden können:

1. Gedankenstopp setzen, indem Sie auf den „Off“ Schalter drücken und Ihre Gedanken aktiv stoppen.

2. Sich für die Sorgen und Gedanken eine festgelegte Zeit am Tag einräumen. Das könnte abends nach dem Essen sein, dann setzen Sie sich eine halbe Stunde hin und schreiben alle Sorgen, Ängste und weitere negative Gedanken in ein Sorgenbüchlein. Dann legen Sie das Büchlein an einen bestimmten Platz. Dorthin werden die Sorgen und Ängste dann verbannt.

3. Realitätscheck: Sie unterziehen Ihre Ängste einem Realitätscheck. Fragen Sie sich: was würde jemand fühlen, denken, tun der ein solches Szenario gut bewältigen kann? Und stellen Sie sich dann vor, wie Sie sich und die Situation in einem solchen Fall erleben würden.

Zudem kann ich Ihnen nur wärmstens empfehlen, die Liste Ihrer Sorgen und Gedanken mit der EFT Klopfakupunktur abzuarbeiten. Dafür sollten Sie sich täglich eine Stunde Zeit einräumen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass diese Zeit sehr gut investiert sein wird.

Gerade jetzt, in einer Zeit, in der wir unsere zwischenmenschlichen Kontakte stark einschränken müssen, ist es um so wichtiger, und gottseidank haben wir die Mittel dazu, uns übers Internet mit anderen zu verbinden. Suchen Sie sich Gruppen (Facebook ist voll davon) mit Gleichgesinnten und tauschen Sie sich aus. Sprechen Sie miteinander, lassen Sie sich von den Lösungen, die andere für ihre Schwierigkeiten gefunden haben, inspirieren. Bleiben Sie am Ball und behalten Sie immer Ihr Ziel im Blick: psychisch gesund zu werden und zu bleiben!

Auch kann ich regelmäßiges Qi-Gong und therapeutisches Yoga empfehlen, die helfen können, Krisen besser zu bewältigen. Auch da werden schon ausreichend Online Kurse angeboten.

Ich freue mich, wenn ich Ihnen weiterhelfen konnte und schicke sonnige Grüße nach Rotenburg!

Ihre Marion Weber
Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank für die detaillierte und mut machende Antwort





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