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Wie kann ich meinem Teufelskreis aus Depression und Arbeitslosigkeit entrinnen?

Piefke (m, 26) aus Berlin: Hallo,

ich leide seit 3 Monaten unter wiederkehrenden Panikattacken, die ausgelöst wurden durch eine diagnostizierte Venenthrombose am 29.6.18. Ich hatte am Anfang große Angst zu sterben, ich vertraute weder den blutverdünnendem Medikament Xarelto, noch den Ärzten, aber am wenigsten mir selbst.

Nach jahrelangem Cannabis, Amphetamin, Alkohol und Tabakkonsum (stat. Suchttherapie 2015) höre ich zum ersten mal wieder in meinen Körper hinein und er kommt mir fremd vor. Ich hatte noch nie großes Selbstvertrauen, meine Kindheit war geprägt von Einsamkeit, meine Mutter sieht mich als Fehler an, mein leiblicher Vater hat kaum etwas für mich übrig, geschweige denn seine Familie. Ich werde bis heute von einer Ziehfamilie unterstützt und geliebt.

Ich bin hin- und hergerissen, da ich nicht weiß, warum ich mich seit Jahren in einem depressiven Zustand befinde, der dazu geführt hat, dass ich meine eigene Tochter vernachlässige (seit 2 Jahren kein Kontakt) und keine Sexualität mehr lebe (ebenfalls seit 2 Jahren keine Partnerin (seit Trennung von der Mutter des Kindes)).

Ich fühle mich mit einfachen Dingen überfordert, bin arbeitslos seit Jahren und habe nun Fragen, wie ich diesem Teufelskreis entrinnen kann. Ich bin 26 Jahre jung, und möchte noch viel Erleben. Das Leben ist es wert.

Danke.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber Piefke,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Sie sagen, Sie wissen nicht, warum Sie sich seit Jahren in einem depressiven Zustand befinden. Zugleich beschreiben Sie Ihre Kindheit als von Einsamkeit geprägt, weil die Bezugspersonen Ihrer Herkunftsfamilie nicht in der Lage waren, Sie als Kind wirklich anzunehmen und zu lieben.

Wenn Ihre Mutter Sie als Fehler ansah, wie sollen Sie dann als erwachsener Mensch Selbstvertrauen haben? Sie haben verinnerlicht, dass Sie es aus irgendeinem Grund nicht wert sind, geliebt zu werden.

Es ist gut, dass es eine Ziehfamilie gibt, die das mit Liebe und Unterstützung ausgleichen kann. Doch der tiefe Schmerz darüber, dass die eigenen Eltern Sie abweisen, ist trotzdem weiterhin vorhanden. Ihr jahrelanger Drogenkonsum konnte diesen Schmerz nur lindern und überdecken, aber nicht lösen.

Nun wird Ihnen bewusst, dass Sie so nicht weiterleben möchten. Sie sind seit Jahren arbeitslos, weil Sie sich schnell überfordert fühlen und möchten diesem Kreislauf endlich entrinnen.

Wenn ich es richtig verstehe, haben Sie die Sucht nach der stationären Therapie erfolgreich überwunden. Das ist tatsächlich der erste Schritt. Jetzt geht es darum, den alten Schmerz bezüglich ihrer dysfunktionalen Herkunftsfamilie aufzuarbeiten.

Sie haben Recht, das Leben ist es wert, gelebt zu werden - auch von Ihnen. Ich möchte Sie ermutigen, sich dabei therapeutisch begleiten zu lassen. Am besten von einem Traumatherapeuten, der auf Entwicklungstraumata spezialisiert ist. Oder einem Tiefenpsychologen, der auch Körperarbeit in seine Arbeit miteinfließen lässt. Lassen Sie sich von der Krankenkasse und der kassenärtzlichen Vereinigung eine Psychotherapeutenliste geben und fragen Sie telefonisch nach freien Plätzen.

Parallel zur Therapie schauen Sie, was Sie beruflich machen könnten - in einem Rahmen, der Sie zunächst nicht überfordert. Seien Sie kreativ bei Ihren Überlegungen: Vielleicht ist es ein ökologisches oder soziales Projekt, bei dem Sie erstmal ein Praktikum machen. Vielleicht möchten Sie die Erzieherausbildung machen, um dann als Streetworker mit drogenabhängigen Jugendlichen zu arbeiten.

Wie kann das, was Sie als Ihren Mangel oder Ihr Defizit erleben, zu einem kostbaren Erfahrungsschatz werden? Einem Erfahrungsschatz, der die Grundlage bilden könnte für ihre weitere berufliche Orientierung.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein paar hilfreiche Anregungen geben und wünsche Ihnen alles Gute. Über ein kurzes Feedback würde ich mich freuen.

Viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie
Bewertung durch den Fragensteller:
Danke für ihre Hilfe, Ich Frage mich ob ich bei Ihnen vielleicht zeitnah einen Termin buchen könnte?

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