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Nur die Angst dass es scheitern könnte hält mich vom Suizid ab.

Exila (w, 14) aus Dinklage:

Ich habe einige Probleme zuhause und in der Schule. Ich werde von meinen Mitschülern (grundlos) gemobbt, da ich mich nicht traue, meine Meinung zu äußern oder gar auch Gespräche einzugehen. Zuhause ist es auch nicht leicht, wir haben schwierige Verhältnisse, mit denen ich nicht klar komme. Meine Eltern denken, ich werde wegen meinen Bruder gemobbt, der eine Zeit lang mit mir die gleiche Schule besuchte und schwer krank ist. Aber sie werden nie verstehen, dass SIE der Grund für all meine Probleme sind. Nicht das sie mir wehtun oder derartiges, es ist nur, dass sie zur Unordentlichkeit und Unsauberkeit neigen, um es mal nett auszudrücken. Ich persönlich komme damit gar nicht klar, dass wissen meine Eltern auch durch meinen Schulsozialarbeiter. Aber es hat sich NICHTS geändert. Rein gar nichts. Sie wissen auch, dass ich schon oft zusammengebrochen bin und Weinattacken hatte. Sie wissen aber nicht, dass ich mir das Leben nehmen will und mir selber wehtue. Und es tut gut. Befreit für den Moment alle Sorgen. Nebenbei bin ich Gelegenheitsraucherin und ich genieße es förmlich, wie alle Sorgen aus mir herausqualmen.

Ich würde mir gerne das Leben nehmen, nur meine einzige Angst ist es, den Suizidversuch zu überleben. Ich führe auch einen Tumblr, der quasi mein ganzes Leben auszeichnet. Ich kann einfach nicht mehr und irgendwann - vielleicht in gar nicht allzu langer Entfernung - werde ich mein Leben beenden, wenn der Albtraum, der niemals enden KANN, nicht bald endet.

Ich hoffe, Sie koennen mir vielleicht helfen.

Vielen Dank!

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Exila,

Du beschreibst hier Deine Schmerzen, tiefe Verletzungen. Was schlimm daran ist - Deine Eltern wissen offenbar nichts davon. Du hast versucht, Ihnen das über den Schulsozialarbeiter zu sagen und offenbar ist nichts davon bei ihnen angekommen. Oder noch schlimmer: sie wissen davon und ignorieren es ständig. Und Du leidest und leidest. Es gibt auch Möglichkeiten, wie Du diesem Schmerz entkommen kannst: Du rauchst und verletzt Dich selbst, beides tut Dir gut weil die Sorgen dann verschwunden sind. In der Schule wirst Du gemobbt. Du schreibst, es sei weil Du nicht gelernt hättest, Dich zu wehren und Dich in Gespräche einzulassen. Auch davon haben Deine Eltern keine Ahnung. Zudem ist auch noch Dein Bruder von einer schlimmen Krankheit betroffen. Ich stelle mir vor, dass dies zusätzlich gar nicht so leicht ist. In meiner Phantasie bekommt er sehr viel Aufmerksamkeit von Deinen Eltern und Du bist ja gesund und brauchst davon nicht so viel?

Um diesen Alptraum zu beenden hast Du jetzt den Traum, dem Leben ein Ende zu setzen. Das was Dich bisher noch am Leben hält ist Deine Angst, dass es nicht klappen könnte.

Als erstes bitte ich Dich, die kostenlose Telefonseelsorge anzurufen solltest Du mal wieder über Selbsttötung nachdenken. Es ist kostenlos und Du kannst diese sehr kompetenten Menschen rund um die Uhr erreichen: 0800/111 0 111 · 0800/111 0 222

Du möchtest Dich umbringen. Das ist momentan der einzig mögliche Ausweg aus Deiner Situation, den Du Dir vorstellen kannst. Und dennoch gibt es noch Hoffnung in Dir. Du schreibst hier und bittest um Hilfe. Wie könnte die denn nun konkret aussehen?

Ich stelle mir vor, dass Du Dich aus irgend einem Grund in einer Art Starre befindest, in einem Schockzustand, der es Dir nicht ermöglicht, Dich gegen das Mobbing zu wehren und Dich auch unfähig macht, Dich an Gesprächen zu beteiligen. Bei dem ganzen Schmerz und dem ganzen Leid, das Du beschreibst kann ich mir auch vorstellen, dass es ein sicherer Platz sein kann, sich ganz nach innen zurückzuziehen, um nicht mehr dem großen Leid ausgeliefert zu sein. Du hast Dich in ein inneres Exil zurückgezogen, Exila. Wer jedoch nicht mehr am Lenkrad seines Fahrzeugs sitzt, wer sich im Exil befindet, kann es auch nicht mehr steuern, kann nicht mehr am Leben teilnehmen. Und noch schlimmer: Wer sich dessen gar nicht bewußt ist, kommt wahrscheinlich ohne fremde Hilfe nicht wieder zurück ans Steuer - denn der Rückzug nach innen ist ja ein wichtiger Überlebens-Mechanismus. Jedoch fehlt auch jegliches Gefühl, lebendig zu sein. Und wehren kann man sich in diesem Zustand auch nicht.

Meine eigene These ist ja, dass Dich die Sehnsucht nach Lebendigkeit antreibt, über Selbsttötung nachzudenken. In Wahrheit sehnst Du Dich zutiefst nach dem Leben, zurück ins Leben aus der Starre. Aber die Antwort darauf beantworte bitte selbst - ich möchte Dir nichts einreden. Aber ich halte es für wahrscheinlich.

Falls es Dir wichtig ist, mehr über diesen inneren Rückzug herauszufinden oder sonst die Hoffnung hast, dort könnte Dir geholfen werden - und bitte nur dann - trete in Kontakt mit der Schulpsychologischen Beratungsstelle in Deiner Nähe. Du kannst ja den Schulsozialarbeiter darum bitten, Dich dabei zu unterstützen. Die Kontaktdaten dazu findest Du im unten angehängten Link. Wenn Du dort anrufst und sagst, dass es ein Thema gibt, das Dich vom Lernen abhält. Du erhältst dann einen kostenlosen und zeitnahen Termin für eine Beratung. Wenn Du magst kannst Du auch gleich einen Kinder- und Jugendpsychotherapeuten aufsuchen. Ich halte es jedoch für besser, Du vertraust Dich erstmal jemandem bei der Schulpsychologischen Beratungsstelle an.

Du hast es gerade sehr schwer und es erfordert schon einigen Mut, Dir Hilfe zu holen, um aus dem Alptraum langsam auszusteigen. Wagst Du den Weg zurück aus dem Exil? Ich wünsche Dir viel Kraft dazu.

Herzlicher Gruß
Shivani Allgaier
Bewertung durch den Fragensteller:





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