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Mein Partner ist depressiv und schwankt zwischen Beziehung und Trennung

redpixel (w, 33) aus Brandenburg : Im letzten Herbst lernte ich einen Mann kennen, den ich wirklich sehr liebe.am Anfang unserer Beziehung hatten wir Probleme, weil er nur mit mir allein sein wollte,nie mit meinem Sohn zusammen.nach ewigen reden, erzählte er mir, das er unter Depressionen leide und keinen Stress haben kann. Ich nahm Rücksicht, indem ich viel Zeit mit ihm zusammen verbrachte,neben meiner Arbeit und meinem Sohn.immer bekommt man das nicht auf die Reihe, da ich mich ja nicht teilen kann.Ich dachte immer, es wäre alles in Ordnung, er hatte Probleme damit und besprach diese Probleme mit seiner Ex freundin, die noch für ihn Gefühle hat ,statt seine Probleme mit mir zu besprechen.so war er der Meinung, wenn ich mal nicht gleich auf eine sms antwortete oder so ähnliche Sachen, das ich dies mit Absicht machen würde um ihn zurecht zu weisen.es kam schließlich zur Trennung. Als er merkte, das es mir gut geht und ich über diese Trennung gut hin weg kam, gestand er mir seine Gefühle, das er mich halt immer lieben würde und mich nicht vergessen kann und nicht ohne mich leben könne.Er schlug eine Therapie vor. Als ich dem zustimmte und auch meine Gefühle zugab und sagte, dass ich ihn vermisse, sagte er,das alles hat keinen Sinn und er zieht jetzt einen schlusstrich, irgend jemand müsse es ja schließlich tun.Meine Frage:warum sucht er wieder das Gespräch und will mich zurück,nur um mich dann doch wieder abzuweisen?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo, guten Tag Redpixel,

es ist sicherlich nicht einfach, was Sie gerade erleben. Umso mehr freut es uns, dass Sie sich mit Ihrem Anliegen an uns wenden.

Mit einem depressiven Menschen zusammen zu leben stellt eine große Herausforderung an alle Beteiligten dar. Wenn Sie mit diesem Menschen erst seit dem letzten Herbst zusammen sind, also seit ca. einem dreiviertel Jahr, dann ist da auch relativ wenig Basis bzw. wenig Zeit, an die Sie sich zurückerinnern, um aus ihr Kraft zu schöpfen.

In der Regel reden Menschen, die mit Depressiven zusammenleben, in einer Zeitrechnung „vor der Depression“ und „nach der Depression“. Wenn ich Ihre Schilderung richtig deute, dann ist Ihr Partner schon die ganze Zeit Ihrer jungen Partnerschaft depressiv. Das macht es nicht gerade einfacher für Sie und ich habe Hochachtung davor, dass Sie dies trotz Ihrer Verpflichtungen als Mutter weiterhin versuchen.

Es mag sein, dass Ihr Partner keinen Stress verträgt, wie er dies ausdrückt und daher Ihren Sohn nicht um sich herum haben kann. Ich befürworte immer wieder, depressiv erkrankte Menschen nicht mit Samthandschuhen anzufassen.
Sie haben auch ein Leben und das will gelebt werden. Sie sind nicht die Therapeutin Ihres Partners und können das auch nicht sein.

In meinen Gesprächsgruppen und Vorträgen mache ich immer wieder darauf aufmerksam, dass depressive Partner, die sich abwenden, nicht die Partnerin oder den Partner persönlich meinen, von dem sie sich abwenden. Es ist vielmehr das Leben, das sie in der Depression führen, von dem sie sich abwenden. Oftmals gibt es kein „wir“ oder „du“ für einen Depressiven, sondern lediglich ein „ich“.
Depressive reagieren auch nicht nach logischen Gesichtspunkten in Ihrer Zuneigung oder Ablehnung. Von daher ist es durchaus möglich, dass Ihr Partner sich abwendet und die Beziehung beenden will, auch weil er vielleicht ein schlechtes Gewissen hat.

Im Umgang mit Depressiven hat es sich bewährt, dass man sie immer wieder einlädt, am eigenen Leben teilzuhaben. Wenn Sie eine Einladung erhalten, dann sagen sie zu und fragen ihn, ob er mitkommen möchte. Möchte er nicht, dann nehmen Sie das nicht persönlich. Gehen Sie alleine zu der Einladung. Sagen Sie nicht ab, weil Ihr Partner angeblich krank ist. Sagen Sie, wie es ist. Geben Sie offen zu, dass er depressiv ist und dass er heute nicht in der Verfassung ist, ebenfalls mitzukommen. Isolieren Sie sich nicht ebenfalls.

Es gibt Sie nur mit Ihrem Sohn. Entweder dieser wird in dieser Partnerschaft „integriert“ oder es funktioniert nicht. Sie können nicht darauf warten, dass Ihr Partner irgendwann einmal nicht mehr depressiv ist.

Zum Abschluss möchte ich Ihnen noch sagen, dass Sie nicht dafür verantwortlich sind, wie es Ihrem Partner geht. Ich hoffe, er ist in therapeutischer Behandlung. Dies hoffe ich für ihn und auch für Sie.

Ich hoffe, Ihre Beziehung ist in diesem Anfangsstadium schon tragfähig genug, um diese Belastung auszuhalten.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und hoffe auf eine gute Zeit für Sie, Ihren Sohn und Ihren Partner.

Tatjana Hartmann-Odemer
Heilpraktikerin für Psychotherapie
Systemische Beratung
68775 Ketsch
Bewertung durch den Fragensteller:
Danke für die einfühlsamen Wort!





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