Ich weiß gerade nicht weiter, könnte dauernd ausflippen
Martin (m, 28) aus Hamburg: Hallo, seit einigen Jahren leide ich immer mal wieder an Depressionen. Vor ca. 5 Jahren wurde bei meinem Vater Krebs diagnostiziert, an dem er vor 4 Jahren gestorben ist. Während seiner Krankheit wurde er von uns (mir und zwei Schwestern) zu Hause gepfleg. Vor und nach seinem Tod war ich derjenige, der sich um alles gekümmert hat (ich musste damals auch meinen Großeltern vom Tod ihres Sohnes erzählen). Sprich, alle Formalitäten sowie Anträge bei Ämtern, Kassen usw. und später auch um seine Beerdigung. Das Gleiche dann 1,5 Jahre später wieder bei meiner Oma nach ihrem Schlaganfall, seitdem bin ich auch ihr Betreuer. Dann ist mein Opa im letzten Jahr gestorben, hier wieder das Gleiche, ich bin/war verantwortlich. Ich bin quasi seit vielen Jahren der, der sich um alles kümmern darf/muss.
Jetzt im Moment ist es wieder schlimmer, ich kann mich kaum noch zur Arbeit aufraffen, denk oft an Kündigung. Ich fühle mich von den kleinsten Sachen überfordert, vernachlässige viele Dinge oder erledige sie erst im letzten Moment. Ich bin dann sehr leicht reizbar und könnte bei jeder Kleinigkeit ausflippen. Oft denke ich auf dem Weg zur Arbeit “ein kleiner Ruck am Lenkrad und der ganze Scheiß hat endlich ein Ende“. Im Moment versuche ich mit Medikamenten dagegen an zu kommen.
Ich frage mich, ob ich mich krankschreiben lassen sollte, da ich mich auch nicht mehr wirklich konzentrieren kann und dadurch halt Fehler entstehen die nicht sein dürften. Ich weiß gerade einfach nicht mehr weiter.
Jetzt im Moment ist es wieder schlimmer, ich kann mich kaum noch zur Arbeit aufraffen, denk oft an Kündigung. Ich fühle mich von den kleinsten Sachen überfordert, vernachlässige viele Dinge oder erledige sie erst im letzten Moment. Ich bin dann sehr leicht reizbar und könnte bei jeder Kleinigkeit ausflippen. Oft denke ich auf dem Weg zur Arbeit “ein kleiner Ruck am Lenkrad und der ganze Scheiß hat endlich ein Ende“. Im Moment versuche ich mit Medikamenten dagegen an zu kommen.
Ich frage mich, ob ich mich krankschreiben lassen sollte, da ich mich auch nicht mehr wirklich konzentrieren kann und dadurch halt Fehler entstehen die nicht sein dürften. Ich weiß gerade einfach nicht mehr weiter.
Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:
Lieber Martin,danke für Ihr Vertrauen und den Mut, sich hier zu öffnen. Ihr Leben ist schon in jungen Jahren sehr geprägt von Verlusten, unmittelbar und intensiv.
Zuerst die Krankheit und der Tod des Vaters, dann quasi als Hiob den Eltern den Tod des Kindes übermitteln, und und und. Es wundert mich nicht, dass Sie sich überfordert fühlen und aus dieser Situation entfliehen wollen. Gereiztheit und Lähmung, Antriebslosigkeit und Unlust sind normale Erscheinungen in Ihrem Fall.
Dieser Gedanke an das Lenkrad, das einfach zu rücken wäre, ich kann mir vorstellen, dass es nicht unbedingt ein Lebensüberdruß ist, der Sie das denken lässt, sondern das Gefühl der hoffnungslosen Überforderung und die Suche nach einem Weg aus dem ganzen Elend.
Was mich bewegt, ist die Frage, wo sind die Schwestern, wo ist die Familie grundsätzlich, die Sie unterstützen könnte?
Ich lese aus Ihrem Anliegen ein großes Verantwortungsgefühl heraus, immer zuständig für alles und jeden, ein gewisses Unvermögen, Aufgaben auch einmal abzugeben, Grenzen zu setzen, sich auf sich selbst zu besinnen.
Ihre Arbeit ist vermutlich Ihre Lebensgrundlage, die soll nicht gefährdet werden, jedoch ohne Gesundheit nützt Ihnen die ganze Arbeit nichts. Wichtig ist für Sie, einmal durchatmen und an sich denken zu können und da ist eine Krankschreibung schon der erste Schritt. Die Beschreibung Ihrer Symptome erinnert mich an eine Erschöpfungsdepression, genannt Burnout. Hinzu kommen diese vielen Verluste und die große Verantwortung, die Sie auf sich geladen haben.
Zusätzlich bemühen Sie sich bitte um eine Psychotherapie, die Ihnen helfen kann, sich selbst wahr zu nehmen und schätzen zu lernen. Das kann für die Umwelt unbequem sein, aber Sie sind nicht der Retter der Welt, sondern haben in erster Linie Verantwortung für sich selbst. Holen Sie sich auch praktische Hilfe für den Alltag, geben Sie Aufgaben ab, zumindest erkundigen Sie sich evtl. bei einem Sozialdienst, inwieweit das machbar ist. Ich schicke Ihnen dazu einen Link mit.
Nun wünsche ich Ihnen viel Kraft und kompetente Hilfe sowie eine positive Entwicklung Ihrer Situation!
Herzliche Grüße
Claudia Schmitt
Heilpraktikerin für Psychotherapie
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Vielen Dank für Ihre netten Worte. Ich werde Ihre Tipps berücksichtigen und versuchen Verantwortung abzugeben!
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