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Das Gefühl zu haben, dass in meinem Leben nicht mehr vorwärts geht.

Dieohnename (w, 42) aus Berlin: Ich habe seit Dezember das Gefühl das mein Leben nicht mehr vorwärts geht.Ich konnte mich nicht mehr aufraffen hatte das Gefühl nichts auf die Reihe zu bekommen habe alles auf den nächsten Tag verschoben.Dann hatte ich eine Phase wo ich kaum ein Wort raus bekommen habe ich zog mich zurück meine lustige und offene Art verschwand.Seit Monaten quälen mich Stimmungsschwankungen ich bin innerlich total unruhig angespannt und gereizt,innerlich leer und nervös und dann gibt es Momente wo ich nur weinen könnte. Ich habe keine Ahnung welche Gründe das hat ich bin Verheiratet habe einen Sohn ich hatte soweit ich mich erinnern kann ein gut geregeltes Leben einen guten Job und Eltern die ich sehr liebe.Da ich so massiv unruhig war und angespannt bin und nicht wußte wohin mit der Wut habe ich angefangen mich selber zu verletzen,ich habe mir am Arm und an den Beinen Ritz wunden zugefügt,es hat mir geholfen aber auch nur für kurze Zeit.
Ich bin dann auf Anraten zu einer Psychologin die mir dann sagte ich hätte Depression und verschrieb mir Tabletten. Das ganze Gespräch hat nicht mal 10 min. Gedauert.Ich war so enttäuscht.Ich habe daran nicht geglaubt denn ich hatte wirklich nur wenige Symptome einer Depression dachte ich.Es ging mir immer schlechter ich fühlte Hass gegen mich selber.Jeder fragte was los mit mir sei und ich konnte Ihnen nicht antworten.Ich denke ab und zu wie es ist wenn ich nicht mehr wäre.Ich habe Tavor genommen. Was habe ich falsch gemacht? Suche ich nur Aufmerksamkeit oder bin ich psychisch krank?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo Dieohnename, vielen Dank für Ihr Vertrauen in das Psychomeda-Therapeuten-Team.

Sie schreiben, dass Sie seit geraumer Zeit das Gefühl haben, dass in Ihrem Leben nichts mehr vorwärts geht. Sie reagieren sehr sensibel auf Ihre Umwelt, müssen sogar weinen und sich dabei ritzen, um sich wieder zu spüren.

Gibt es vielleicht einen Auslöser für Ihre momentane Gefühlssituation?

Eines machen Sie in Ihrer Schilderung auf jeden Fall sehr deutlich, Sie leiden unter diesen Gefühlen und dem Verhalten dadurch.

Unsere Gefühle sollen uns zeigen, was uns gut tut und was nicht. Wenn wir angenehme Gefühle haben, dann sind unsere Bedürfnisse erfüllt- erleben wir dagegen unangenehme Gefühle, dann sind unsere Bedürfnisse nicht erfüllt. Und unangenehme Gefühle kommen dann in den Momenten, in denen man sie am wenigsten erwartet und auch am wenigsten gebrauchen kann. Dann kann es so scheinen, dass die Stimmungsschwankungen „ohne Grund“ auf einen zukommen.

Manchmal ist auch die Zeit geprägt, in dem man sehr viele Anforderungen bewältigen muss und wenn dann auch noch Probleme hinzukommen, für die man zu wenig Unterstützung bekommt, dann sind starke Stimmungsschwankungen vorprogrammiert. Kein Wunder, wenn Sie sich innerlich gereizt, leer und nervös fühlen.

Wichtig ist, dass Sie mit Ihrer momentanen Gefühlssituation nicht alleine bleiben, sondern sich Hilfe und Unterstützung holen, um den Themen auf den Grund zu gehen, warum Sie momentan solche Stimmungsschwankungen haben, innerlich gereizt sind, weinen und sich ritzen.

Beim Lesen Ihrer Zeilen habe ich den Eindruck, dass Sie sich überfordert und am Ende fühlen. Dass was Sie schildern, kann sehr wohl auf eine Depression hindeuten, doch ich kann und darf hier keine Diagnosen stellen.

Sie schreiben nichts über Ihr früheres Leben, wie Ihre Kindheit war, Ihre Jugend verlief. Ob es Möglichkeiten gab, sich zu äußern, Unmut loszuwerden in angemessener Auseinandersetzung oder ob Sie nichts zu melden hatten, nicht wahrgenommen und nicht ernst genommen wurden.

So haben Sie evtl. nicht gelernt, Bedürfnisse auszudrücken und auch zu erfüllen und nehmen nun den Weg über die Selbstverletzung.
Der Umgang mit Aggressionen ist etwas, was sich ins Gegenteil verkehren kann, wenn nicht adäquat damit umgegangen werden kann. Entweder es werden Depressionen oder auch die Wendung zur Selbstverletzung. Dies ist immer ein Ventil, um Druck loszuwerden und hat etwas mit Selbsthass zu tun.

Sehr wichtig wäre es, zum Arzt zu gehen und erst einmal eine körperliche Untersuchung durchführen zu lassen, ob Sie organisch gesund sind. Es gibt auch Ursachen, die solche Symptome ebenfalls hervorrufen können.

Wenn das abgeklärt und ohne Befund ist, dann wäre eine Überweisung zum Psychiater und/oder Psychotherapeuten notwendig. Eine medikamentöse Unterstützung für eine gewisse Zeit sollte ebenfalls in Erwägung gezogen werden. Bitte sprechen Sie auch über die bereits verschriebenen Tabletten (Tavor?) mit Ihrem Hausarzt bzw. Psychiater.

Doch Sie schreiben, dass Sie bereits bei einer Psychotherapeutin waren, diese stellte bei Ihnen eine Depression fest und verschrieb Ihnen Tabletten. Das Gespräch mit ihr dauerte nicht mal 10 Minuten. Ich kann verstehen, dass Sie darüber enttäuscht sind, doch andererseits benötigen Sie auf jeden Fall professionelle Hilfe. Sie könnten sich also auch an eine Beratungsstelle wenden, vielleicht von Ihrem Hausarzt einen Therapeuten empfehlen lassen oder sich direkt an einen Therapeuten wenden.

Wie diese Hilfe doch letztlich in Ihrem Fall aussehen könnte, kann ich aus der Ferne natürlich nicht einschätzen. Vielleicht könnte eine Unterstützung in Form von Familienhilfe Sie entlasten, vielleicht ist auch eine Mutter-Kind-Kur das Richtige für Sie ist bzw. Sie könnten bei der Rentenversicherung einen Antrag auf einen Kuraufenthalt stellen mit Attest vom Arzt. Bleiben Sie hartnäckig, auch wenn die Kur vielleicht erst einmal abgelehnt wird, Widerspruch hat oft Erfolg.

Wenn alle Stricke reißen und Sie gerade nicht mehr weiter wissen und bevor Sie sich wieder selbst verletzten, rufen Sie bitte die Telefonseelsorge an, anonym und rund um die Uhr unter der Nummer:
0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 oder Sie kontaktieren den Sozialpsychiatrischen Dienst Ihres Wohnortes, wenn Sie akute Suizidgedanken haben. Auch dort erhalten Sie konkrete Ratschläge.

Doch bitte gehen Sie zum Arzt Ihres Vertrauens und schildern Sie diesem Ihre momentane Situation, und wie es Ihnen geht, beraten Sie sich mit ihm, welche Hilfen es für Sie gibt und wie Sie Unterstützung erhalten können. Ich bin sicher, dann werden Sie bald wieder sagen können: „ich habe mein Leben sehr gut im Griff“!

Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Mut, kompetente und einfühlsame Hilfe!

Mit herzlichen Grüßen
Silvia Exner
(Heilpraktikerin für Psychotherapie)
www.therapie-exner.de – info@therapie-exner.de

P.S. Ich würde mich freuen, wenn Sie diese kostenlose Antwort bewerten würden und wenn möglich auch kurz zu kommentieren – Vielen Dank und alles Gute!
Bewertung durch den Fragensteller:
Ich danke Ihnen sehr, sehr gut zu verstehende und Lesbare Antwort sehr zu Empfehlen





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