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Depression in der Jugendzeit

derda (m, 20) aus freiburg b: habe 3Jahre in einer Heimeinrichtung 12-15 gelebt.(nicht lustig)
Egal interessant ist das letzte drittel.
Bis dahin wollte ich möcklichst schnell da raus,dachte ich!
Aber ich bemerkte, das ich mein willen ganz langsam,
verloren hatte.Meinen Willen im allgemeinen,ich wollte nicht nachhaus,wollte nicht zu freunden,wollte kein Geld,Gespräche,Prestige.Ich war wunschlos.. (Un)glücklich.Ich konnte mir einfach nichts denken,
was Vorfreude geweckt, oder zumindest Zufriedenheit
gebracht hätte.
Und das bringt mich zum nächsten Punkt: Denken
das ging gar nicht mehr, teilweise so extrem
das ich mich sehr konzentrieren musste um einfache
setze auszusprechen und es manchmal doch nicht schafte(ehr selten ein paar mal).
Das ganze war so ungewöhnlich stark ausgeprägt, dass ich nicht dachte das es etwas mit meinem
mentalen zustand/ZNS, zu tuen hat.War ich krank?
Oder wurde ich unter Drogen gesetzt,von meinen verhassten Erziehern?!! psychoparmaka gab,s ja genug.(normale Wohngruppe keine psy)
heut weis ich,s besser,(nicht das ich es ihnen nicht zugetraut hätte)es wäre technisch kaum machbar gewesen,aber damals war ich mir nicht so sicher. Danach ging das so weiter, Aussehn egal kein Zeitgefühl egal Gesundheit,Zukunft egal.Ohne Angst und Hoffnung.Alter Bekanter kommt fült mich ab gibt mir dro ich setzte es fort eines tages (18) denke ich
an meine Erzieher und bekomme ein cholerischen Anfall. UND ICH WAR WIEDER DA

Frage:Was zur Hölle war das für eine Phase






Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Guten Tag lieber Derda,

auch wenn es doch schon einige Zeit her ist, macht Ihnen offenbar diese schlimme Zeit von damals, als Sie in einem Heim gelebt haben, noch immer das Leben schwer.
Aber Sie beginnen sich auf die Suche nach Antworten auf Fragen zu machen, die aus dieser Zeit stammen – und das ist schon ein erster wichtiger, mutiger und richtiger Schritt!
Ich möchte Ihnen gerne auf dieser Suche eine Türe öffnen. Doch natürlich ist es auch für jemanden der sich mit psychischen Veränderungen und Fragestellungen auskennt sehr schwierig, Jahre später und aus der Entfernung zu beurteilen und zu sagen, was damals mit Ihnen los gewesen ist. Ich müsste dafür noch ein wenig mehr von Ihrem Erleben und Ihren Gefühlen aus dieser Zeit wissen. Außerdem bin ich mir auch nicht bei allem was Sie schreiben sicher, dass ich es richtig verstanden habe.

Nun will ich dennoch versuchen, Ihnen auf Ihre Frage eine Antwort zu geben, denn ein paar wichtige Punkte haben Sie ja genannt:

Sie beschreiben diese Zeit als wunschlos unglücklich. Nichts konnte Sie freuen, an nichts hatten Sie Interesse. Es gab nichts mehr, das Sie gewollt hätten. Kein Freund konnte Sie aus Ihrer Gleichgültigkeit locken.
Gleichzeitig erlebten Sie ihr Denken als eingeschränkt, verlangsamt, Sie waren kaum noch in der Lage aus Ihren Gedanken Sätze zu formulieren.
Später war Ihnen Ihre Gesundheit, Ihr Aussehen, Ihre ganze Zukunft egal, gleichgültig, sogar das Zeitgefühl ist Ihnen verloren gegangen.

Ich müsste jetzt noch einige Fragen an Sie richten um wirklich eine Diagnose stellen zu können, aber die Punkte welche Sie selbst beschrieben haben erwecken in mir den Verdacht, dass Sie in Ihrer späten Kindheit an einer Depression, eventuell sogar an einer mittelschweren bis schweren Depression litten ( vielleicht noch leiden?) und dringend Expertenhilfe gebraucht hätten! Ihr Gesundheitszustand hätte auf jeden Fall medizinisch abgeklärt werden müssen, denn ein Jugendlicher, der nicht mehr klar denken und reden kann ist mit Sicherheit ein Fall für den medizinischen Experten.
Ihr Verhalten wurde jedoch von Ihren Erziehern offenbar nicht als relevant erachtet, oder zumindest nicht so, dass man sich darüber intensiv Gedanken machen müsste. Da passierte vermutlich ein Stück Vernachlässigung! Auf dieser Basis verstehe ich auch die Wut, die sich heute noch bei dem Gedanken an Ihren Erzieher aufbaut.

Eine wichtige Frage wäre: Hatten Sie in dieser Zeit oder auch jetzt eventuell Gedanken an den Tod, oder Überlegungen angestellt, sich das Leben nehmen zu wollen? Dies könnte nämlich ein weiteres Indiz für meine Verdachtsdiagnose sein. Wenn dies so ist, bitte ich Sie dringend zu einem Arzt Ihres Vertrauens zu gehen und ihm von diesen Gedanken zu erzählen.

Sie fragen sehr besorgt vor allem auch nach Ihren beobachteten eingeschränkten geistigen Fähigkeiten während dieser Zeit. Depressive Erkrankungen gehen häufig mit einer Einschränkung von geistigen Fähigkeiten einher. Denkverlangsamung, Konzentrationsstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen, eingeengtes Denken bis zur Denkhemmung sind für uns Psychotherapeuten immer Hinweise auf eine eventuelle depressiven Symptomatik und sollten daher unbedingt immer abgeklärt werden. Dies ist bei Ihnen leider nicht gemacht worden.

Sollten Ihnen solche Dinge auch heute noch auffallen, wäre meine dringende Empfehlung, dass Sie sich so bald wie möglich vertrauensvoll an Ihren Hausarzt wenden und ihn bitten, dass Sie an einen Psychotherapeuten überwiesen werden.

Denn Depression ist eine Erkrankung wie Bluthochdruck oder Diabetes. Depression kann also auch behandelt werden und die Wahrscheinlichkeit, dass diese Behandlung zu einer Verbesserung des Befindens führt ist sehr hoch.
Allerdings benötigt sie, genauso wie Bluthochdruck oder Diabetes ein wenig Geduld. Manchmal dauert es ein wenig, das heißt einige Wochen oder sogar Monate, bis man gemeinsam mit einem aufmerksamen Therapeuten die genau passende Behandlungsform für sich gefunden hat. ( Das ist bei Bluthochdruck oder Diabetes leider genauso!) In manchen Fällen genügt eine Psychotherapie in Kombination mit leichtem Ausdauersport, in anderen Fällen kommt noch eine medikamentöse Behandlung hinzu. Doch das kann erst entschieden werden, wenn die Diagnose genau festgestellt wurde.

Sollte meine Verdachtsdiagnose stimmen und Sie haben in Ihrer Jugendzeit tatsächlich an einer mittelschweren oder schweren Depression gelitten, dann glaube ich Ihnen gerne, wenn Sie heute im Rückblick sagen, dass diese Zeit für Sie nicht lustig war! Sie hätten dann ohne jegliche Behandlung eine der schweren Erkrankungen durchgemacht, die die ganze Kraft und Energie eines Menschen fordert, um sich aus diesem Loch herauszubuddeln, damit er wieder gesund wird.

Lieber Derda, schreiben Sie mir doch, ob Ihnen meine Anzwort weitergeholfen hat. Ich würde mich über eine Rückmeldung freuen.

Für Ihre weiteren mutigen Schritte bei Ihrer Suche wünsche ich Ihnen viel Gutes!

Karin Pfeifer, Stuttgart, Heilpraktikerin für Psychotherapie
Bewertung durch den Fragensteller:

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