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Zerrissen zwischen Ehemann und Jugendliebe

Wolke (w, 39) aus Koblenz: Ich wende mich an Sie, da ich mich in einer Lebenssituation befinde, die mich völlig überfordert. Ich bin 39, verheiratet und habe 2 Kinder im Alter von 1,5 und 5 Jahren. Meine Ehe sehe ich sehr zwiegespalten. Als Familie funktionieren wir, aber eine Paarebene gibt es eigentlich gar nicht mehr. Wir reden alleine kaum und es gibt auch keine Sexualität zwischen uns. Diese Situation empfinde ich schon länger als sehr bedrückend. Nun habe ich vor einiger Zeit meine Jugendliebe wiedergetroffen. Dieser Mann hat mein Herz geradezu im Sturm erobert! Er symbolisiert auch alles, was ich nicht habe. Nähe, Vertrautheit, Offenheit, Interesse und mittlerweile auch Zärtlichkeit. Wir küssen uns, halten Händchen, er sagt mir, dass ich ihn vervollständige und ich schmelze immer mehr dahin und will mich auch nicht wehren gegen diese schönen Gefühle. Dabei verdränge ich, dass wir beide verheiratet sind. Aber wenn wir zusammen sind, fühlt sich alles richtig und gut an. Ich kann bei ihm so sein, wie ich bin, völlig unangestrengt. Es ist einfach nur schön mit ihm.
Aber eigentlich müsste ich das sofort beenden, denn es gibt meiner Ehe den Rest und ich habe vor allen Dingen meinen Kinder gegenüber ein entsetzlich schlechtes Gewissen. Ich schaffe das aber nicht! Spontan würde ich eher meinen Mann verlassen, nicht um mit dem anderen zusammen sein zu können. Aber um dieses Gefühl der Handlungsunfähigkeit, der Zerrissenheit nicht mehr zu haben. Aber ich will auch nicht leichtfertig meinen Kindern ihren Vater nehmen.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe unglückliche Wolke,

ich bedanke mich für Ihr Vertrauen. Es ist ein klassisches Dilemma, in dem Sie sich befinden, hier die Familie, Ehemann und Kinder, eine scheinbar stabile Beziehung, in der jedoch einige wichtige Aspekte momentan verloren sind und auf der anderen Seite die Jugendliebe, die Ihnen das gibt, was Sie in Ihrer Ehe so sehr vermissen.

Kommunikation nd Sexualität sind basale Teile einer Beziehung, der Alltag überdeckt diese Ebenen oft, irgendwie läuft es ja, aber nicht so richtig. Ich möchte Sie beruhigen, in so einer Situation sind Sie natürlich offen für alles, was von aussen kommt.

Einerseits funktioniert natürlich Ihr Verstand, der Ihnen sagt, das geht so nicht und andrerseits spielen Ihre Emotionen herein. Die Frage ist nur, was geht so nicht? Sie sind beide mit anderen Partnern verheiratet und vermissen beide etwas. Ich weiß nun nicht, inwieweit Sie sich schon um eine Wiederbelebung Ihrer Ehe bemüht haben, zusammen mit Ihrem Mann. Wenn natürlich diese Versuche schon gescheitert sind, liegt es an Ihnen, klar Schiff zu machen und zwar ohne schlechtes Gewissen den Kindern gegenüber. Diese spüren, dass etwas nicht stimmt, können es nicht greifen, werden unsicher und womöglich im Verhalten verändert.

So, wie Sie schreiben, habe ich nicht den Eindruck, dass Sie leichtfertig Ihren Kindern den Vater nehmen wollen, was auch im Falle einer Trennung nicht sein muss, sondern einvernehmlich geregelt werden kann.

Ein weiterer Aspekt ist, dass alles, was nicht in den Alltag gehört und nun als Input daher kommt, aufregend, neu, kribbelnd, schön und unangestrengt ist. Es kann aber anstrengend werden, wenn Sie beide sich als Paar sehen wollen. Ich möchte das nur aufzeigen, Ihnen keine Angst machen.

Wenn Sie den Impuls haben, sich zu trennen, weil Ihre Ehe Ihnen das nicht mehr gibt, was Sie brauchen und wenn Sie und Ihr Mann schon versucht haben, zu retten, was zu retten ist, dann sollten Sie über eine Trennung nachdenken. Bitten Sie Ihren Mann zum Gespräch und erzählen Sie ihm von sich, ungeschminkt und offen. Vielleicht haben Sie noch eine Chance.

Wenn nicht, dann handeln Sie konsequent für sich und auch für die Kinder, denen eine glückliche alleinerziehende Mutter lieber sein kann als eine unglückliche mit einem brüderlichen Mann. Sie sind für sich und die Kinder verantwortlich, als Eltern mit Ihrem Mann auch nach einer Trennung. Es ist auch Ihre Aufgabe, im Leben einigermassen glücklich zu sein und dafür zu sorgen, dass es Ihnen gut geht, denn nur dann kann es auch anderen gut gehen.

Vielleicht holen Sie sich therapeutische Unterstützung, um Klarheit in Ihrem Gefühlschaos zu finden und abzuwägen, was gut sein kann für Sie. Wissen werden Sie es erst, wenn Sie etwas versuchen. Die Entscheidung liegt bei Ihnen!

Ich wünsche Ihnen ganz herzlich diese Klarheit, Mut und Kraft und eine gedeihliche Entscheidung, wie auch immer sie aussehen wird!

Viele Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie

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