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Wie muss ich das Nähe-Distanz-Spiel meines Partners deuten?

twilight (w, 44) aus Schönebeck: Hallo,

ich date seit 5 Monaten einen Mann, der ziemlich schnell feststellte, dass wir ein Paar sind. Wir telefonieren täglich mehrere Stunden. Auch morgens weckt er mich per Handy. Alles sehr schön, aber er reduziert den persönlichen physischen Kontakt auf ein Minimum von wenigen Stunden an einem Tag am WE.

Anfangs war er am Wochenende von Freitag - Sonntag da. Er will im Januar zu uns ziehen, von 0 auf 100. Einen gemeinsamen Urlaub, den er geplant hatte, sagte er einen Tag vor Reiseantritt ab. Er plant unsere Zukunft sehr genau, will mich auch heiraten.

Leider zog er sich aber auch schon einmal für 3 Tage komplett zurück und meldete sich gar nicht. Er bräuchte Zeit für sich und liebe mich. Dann meldete er sich wieder mit der Aussage, sein Telefon wäre weg gewesen. Ich konnte aber sehen, dass er die 3 Nachrichten, die ich ihm in der Zeit leider schickte, gelesen hatte. Seither telefonieren wir wieder jeden Tag.

Aber die Treffen, das Wann und Wie entscheidet immer er. Ich durfte ihn auch noch nie in seiner Wohnung besuchen. Die Treffen finden in meinem Haus statt. Dann haben wir ein tolles Familienleben, gehen raus oder unternehmen etwas mit den Kindern. Wie muss ich dieses Nähe - Distanz-Spielchen deuten? Warum baut er nicht den Kontakt aus, wie man es erwarten müsste, wenn eine Beziehung entsteht. Hält er mich warm?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe twilight,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Auffallend an Ihren Schilderungen finde ich zunächst, wie sehr Sie sich nach Ihrem Partner ausrichten. Wie Sie richtig bemerken, muss er scheinbar die Kontrolle über die Nähe und Distanz behalten, während er zwischen beidem hin- und herpendelt. Er plant einen Urlaub, sagt ihn dann aber kurz vorher wieder ab. Vielleicht gibt eine starke Diskrepanz zwischen dem, was er sich an Nähe wünscht und dem, was er emotional wirklich leben kann, z.B. aufgrund von Erfahrungen seelischer Verletzungen, Bindungsstörungen oder anderen Traumata.

Das Fundament einer Beziehung ist gegenseitiges Vertrauen und Respekt. Dies entsteht allmählich nach der Verliebtheitsphase und entscheidet darüber, ob die Beziehung sich festigen kann.

Das Verhalten Ihres Partners deutet in einigen Punkten darauf hin, dass er nicht ganz ehrlich ist (Nachrichten gelesen, er sagt aber, sein Telefon sei weg gewesen). Auch der Umstand, dass Sie nicht zu ihm nach Hause dürfen, wirft Fragen auf.

Wenn Ihr Partner die Beziehung maßgeblich bestimmt, geraten Sie in die Rolle der Abwartenden und derjenigen, die sich scheinbar anpassen muss. Es wäre sinnvoll, wenn Sie mit Ihrem Partner einmal ein sehr offenes, klärendes Gespräch führen würden, in dem Sie genau die Dinge ansprechen, die unklar oder nicht ganz stimmig sind. Denn Sie können davon ausgehen, dass sich dies eventuell verstärken wird, wenn sie zusammenziehen.

Sie dürfen Ehrlichkeit und Klarheit in einer Beziehung erwarten und auch einfordern, insbesondere, wenn Sie überlegen, sich langfristig auf Ihren Partner einzulassen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute. Über ein kurzes Feedback würde ich mich freuen.

Viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie



Bewertung durch den Fragensteller:
Die Einschätzung der Situation ist zu 100 % zutreffend. Vielen Dank für Ihren Rat.





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