Navigation Psychomeda.de
Das Psychologie-Portal

Wie kann ich mit meinem Trennungsschmerz umgehen?

Nachtschwalbe (w, 26) aus Bayern: Ich wohne mit meinem Freund 2 Jahre zusammen. Seit 6 Jahren ein Paar. Wir waren nicht nur liebende Partner, sondern auch beste Freunde. Die letzten 1,5 Jahre habe ich bemerkt, dass er sich immer mehr von mir distanziert. Generell fällt es ihm schwer über seine Gefühle zu sprechen, sie einzuschätzen und zu formulieren. Da ich große Angst vor einer Trennung hatte und ich die Schuld seines Verhaltens bei mir gesucht habe, habe ich immer versucht mich zu ändern um ihm alles recht zu machen. Dadurch wurde es langfristig nicht besser, er distanzierte sich immer mehr von mir. Vorgestern hab ich das Gespräch mit ihm gesucht, hab ihn über meine Gefühle aufgeklärt, ihm gesagt was ich mir von einer Beziehung erhoffe, inwiefern er mir damit entgegen kommen könnte. Es war keine Streitsituation. Dabei hat er mir offenbart, dass er selbst nicht weiß, wer er ist, was er will und eventuell auch auf Männer steht. Es fiel ihm sehr schwer es mir zu sagen, es flossen viele Tränen. Das er eventuell auch auf Männer steht, verdrängt er, den Gedanken will er nicht zulassen. Nur manchmal, sagt er, gefällt ihm der Gedanke. Im Nachhinein widert es ihn an. Wir sind zu dem Entschluss gekommen die Beziehung zu beenden. Für mich ist die Situation sehr schwierig, er sagt er liebt mich, wie auch ich ihn liebe. Doch ist eine Beziehung nicht möglich. Ich leide extrem unter dem Kummer. Hab keine Ahnung wie ich die Situation, meine Gefühle handhaben soll. Für ihn ist es eine Erleichterung. Ich leide, kann nicht wütend auf ihn sein, weil ich Verständnis habe.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Nachtschwalbe,
danke für Ihre Anfrage.

Sie haben Ihren ganzen Mut zusammengenommen und das Gespräch gesucht, weil Sie eine klare Vorstellung davon haben, was Ihnen eine Beziehung geben sollte. Das ist eine sehr wichtige, selbstfürsorgliche Eigenschaft.
Leider mit dem sehr traurigen Ergebnis einer Trennung. Dass das ein schwerer Schlag ist, ist mehr als nachvollziehbar. Ebenso wie die Flut an negativen Gefühlen. Hilflosigkeit, Trauer, Verzweiflung, mitunter Wut. Leider sind diese in solch einer Situation normal. Auch wenn es weh tut, ist es sinnvoll, den Gefühlen ausreichend Raum zu geben und sie nicht zu unterdrücken. Sie gehören zum Prozess des Sich-Sortierens. Denn das müssen Sie. Eine langjährig stabile Komponente in Ihrem Leben hat sich grundlegend verändert.

Für den Anfang ist es wichtig, dass Sie zu sich selbst in der nächsten Zeit besonders freundlich sind, sich verwöhnen. Kochen Sie sich etwas ausgefallen Leckeres zu Essen, planen Sie schöne Ausflüge, verabreden Sie sich mit Freunden oder Ähnliches um einen Ausgleich zu den negativen Gefühlen zu schaffen, mit denen Sie sich in der nächsten Zeit wohl oder übel auseinander setzen müssen. Aber insbesondere jetzt, kurz nach der Trennung, um die Heftigkeit der Emotionen etwas herabzusetzen, die Wogen zu glätten.
Da Sie sich beide eine Wohnung teilen, wäre es womöglich sinnvoll, auch räumlich Abstand zu gewinnen, in dem Sie verreisen oder sich ein paar Tage bei Freunden oder Ihrer Familie einquartieren.

Später, wenn Sie emotional ein wenig zur Ruhe gekommen sind, nehmen Sie sich Zeit Ihre Gefühle bewusst zu spüren. Erinnern Sie sich an die schönen Momente, an seine positiven Eigenschaften. Betrauern Sie Ihren Verlust. Denken Sie aber auch daran, wie die letzten eineinhalb Jahre waren. Was Sie investiert haben und was von ihm nicht erwidert wurde. Und ja, Sie dürfen auch wütend sein. Wütend zu sein bedeutet nicht, dass Sie kein Verständnis für Ihren Partner haben, sondern dass Sie verletzt sind. Sie müssen Ihre Wut ja nicht direkt an ihm auslassen, aber Sie könnten zum Beispiel einen wütenden Brief an ihn schreiben, den Sie jedoch nicht abschicken oder symbolisch ein Bild von ihm zerreißen.
Manchmal kann es auch hilfreich sein, sich eine Art Zeremonie zu überlegen, mit der Sie dem Ende Ihrer Beziehung gedenken können. Eine Art Trauerritual sozusagen. Seien Sie dabei ruhig kreativ. Es ist alles erlaubt, was Ihnen auf eine konstruktive Weise hilft.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft für diesen Prozess.

Über eine Bewertung und ein kurzes Feedback würde ich mich freuen.

Freundliche Grüße,
Anna-Marie Vitzthum





Online-Beratung

Auf Psychomeda beantworten Psychologen und Therapeuten Ihre Fragen unentgeltlich. Jetzt online Ihre Frage stellen...


Therapeuten

Zuletzt aufgerufene Therapeuten-Seiten. Therapeut, Coach, Berater? Eintragen...


Beliebt auf Psychomeda


TwitterSocial Feed



Folgen Sie uns auf Twitter


Qualität

Psychomeda ist ein unabhängiges psychologisches Informations- und Beratungsportal von Psychologen und Therapeuten. Wir informieren evidenzbasiert und auf wissenschaftlicher Grundlage. Weiter