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Wenn Liebe zur Abhängigkeit wird

Maria (w, 17) aus Frankfurt am Main: Hallo mein Name ist Maria und ich bin 17 Jahre alt. Ich habe einen Freund mit dem ich schon 2 Jahre zusammen bin. ich selber wohne noch bei meine Mutter und mein Freund bei seiner Schwester. ich liebe ihn über alles und ohne ihn kann ich mein leben nicht mehr vorstellen . Doch momentan bin ich in einem tiefen loch komme auch garnicht mehr raus . Ich habe ständig angst gefühle und bin sehr aufgeregt und nervös , seine familie versuchte uns die ganze zeit zu trennen und versuchen es immer noch , mein schulabschluss hab ich auch hingeschmissen , bin nur noch zuhause und gehe auch nirgendwo mehr, bevor ich mit mein freund zusammen kam war ich lebensfroh und nichts und niemand konnte mich zum weinen bringen und jetzt könnte ich den ganzen tag heulen und traurig sein . Ich will einfach niemanden sehen und nicht hören einfach alleine sein. Doch ander seits möchte ich wieder so sein wie ich früher war , doch es klappt nicht. Mein freund hört auch nur auf seine schwester und niemals auf mich , ich hab auch schon mit ihm geredet doch es nützt nichts als würde ich mit eine Wand reden. Er ist auch sehr einfersüchtig kontrolliert jeden meinen schritt den ich gehe. Ich hab auch schon mal versucht mich umzubringen doch mein freund fand mich und dann kam ich für eine woche in die psychiatrie . Doch ich brauche einen menschen der meine Probleme wirklich versteht. Ich brauche eure hilfe!
Liebe Grüße Maria
Ich hoffe ihr könnt mir helfen !

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Maria,

zunächst ist es sehr schön, dass Sie in Ihrem jungen Lebensalter bereits einen doch fast langjährigen Freund haben, zu dem Sie eine innige und mit Liebe ausgefüllte Beziehung unterhalten. Dennoch schildern Sie ein ernst zunehmendes Leiden unter den Umständen dieser Beziehung. Sie schildern eine tiefe Traurigkeit, permanente Angstgefühle, Aufregung und Nervosität. Dazu kommt, dass Sie sich in Ihrem sozialen Umfeld immer mehr zurückziehen und Ihre Stimmung an sich sehr labil ist. Ein absolut ernst zunehmendes Warnsignal ist Ihr erwähnter Selbstmordversuch, der für Sie glücklicherweise bei einem Versuch geblieben ist.

Bei allen Gefühlen von Liebe und Zuneigung zu Ihrem Freund, sollten Sie sich unbedingt einmal vorbehaltslos die Umstände ansehen, vor deren Hintergrund sich Ihr Leben von einem glücklichen fröhlichen hin zu einem angsterfüllten, traurigen Menschen verändert hat. Sie beschreiben Ihren Freund als extrem eifersüchtig, der Ihre eigene persönliche Entfaltungsmöglichkeit und Beweglichkeit durch Kontrollieren jeder Ihrer Schritte einschränkt. Eine auf Verständnis und Einfühlungsvermögen basierende Gegenliebe Ihres Freundes scheint zu fehlen, wenn Sie schreiben, dass er nur auf seine Schwester hört und jedes Reden mit ihm sinnlos ist. In der Konsequenz Ihrer jetzigen Lage haben Sie sogar Ihre Schulausbildung vernachlässigt. Dies sind alles für Sie hemmende und Leid verursachende Entwicklungen, die Ihre Umwelt, d.h. insbesondere Ihre Mutter aber wohl auch die Familie Ihres Freundes wahrnimmt und gegenzusteuern versucht.

Es gibt viele Möglichkeiten Ursachen für Ihr leidvolles Lebensgefühl zu entdecken. Aber schauen Sie einmal selbst auf verschiedene Umstände.

Zunächst haben Sie als eigenständiger junger Mensch –als eine eigene Persönlichkeit- das Ziel einer freien Entfaltung und dem Finden Ihres ganz persönlichen Platzes in der Welt. Ausbildung, Beruf, Hobbies, Freunde und natürlich auch das Ausprobieren in Partnerschaften gehören dazu. Seit Sie sich an Ihren Freund so extrem orientieren und sie derart dominiert werden, ist diese ganz normale Entwicklung von Jugendalter in das Erwachsenendasein gehemmt. Ihr Unterbewusstsein ist sehr stark ausgeprägt und verlangt nach Dingen, die Sie für Ihre Entwicklung einfach brauchen, ausprobieren und erproben wollen, wo Sie Erfolge und Anerkennung erfahren wollen und müssen. Dies genauso, wie die Erfahrung von Misserfolg, Zurückweisung uvm. und dem individuellen funktionierenden Umgang damit. Sie werden sich genau in dieser „Zwickmühle“ befinden, dass Sie zwar eine tiefe Verbundenheit mit Ihrem Freund spüren und dies suchen, aber eigentlich Ihre Freiheit zur persönlichen Entwicklung brauchen. Und genau das scheint Ihr Freund Ihnen nicht zu zugestehen oder zugestehen zu können.

Betrachten Sie Ihre Situation aus einem anderen Blickwinkel. Jeder Mensch ist ganz für sich alleine der Konstrukteur seiner eigenen Wirklichkeit. Für den einen ist das Glas halb leer und für den anderen halb voll. Sie scheinen mit der Angst vor dem Verlassen werden oder dem Umstand Ihren Freund zu verlassen sehr zu kämpfen, auch wenn er Ihnen nicht gut tut. Menschen haben häufig von anderen (insbesondere bei Partnern) idealisierte Vorstellungen und sehen diesen nicht wie derjenige ist, sondern wie er sein sollte. Realität und Idealbild stehen daher permanent im Widerspruch, was zu einem persönlichen Leiden führen kann. Ihre Vorstellung von Ihrem Freund ist, dass er Sie liebt (so wie Sie Ihn) und dass er seiner Rolle als Partner gerecht werden sollte. Objektiv scheint er das nicht zu tun. Fragen Sie sich einfach einmal selbst, was Sie unter den Begriffen Partnerschaft und Liebe verstehen, was Sie sich wünschen und brauchen. Sehen Sie dann der Realität und nicht der Idealvorstellung ins Auge. Halten Sie die möglicherweise für Sie schmerzhafte Erkenntnis aus, dass Sie an einem Idealbild hängen, welches nicht der Wirklichkeit entspricht und handeln Sie so, wie es für Sie das Beste ist und Ihnen gut tut.

Ein weiterer Blickwinkel wäre die Frage inwieweit Ihr eigenes Selbstwertgefühl stark genug ist und Sie ausreichende Selbstliebe und Selbstachtsamkeit empfinden. In derartigen Konstellationen und dem wie und was Sie schildern, scheint Ihr Selbstwertgefühl und Ihre Selbstliebe deutlich gestärkt werden zu müssen. Wenn Menschen die fehlende Selbstachtung und Eigenliebe durch die Zuneigung und Liebe eines anderen Menschen kompensieren wollen, führt dies auf die Dauer leider zu keinem nachhaltigen Erfolg in einer Beziehung. Bedenken Sie, dass Sie sich daher möglicherweise in einem sehr ungesunden und für Sie nachhaltig schädlichen Abhängigkeitsverhältnis bewegen, aus dem es sehr schwer ist wieder auszubrechen. Aber Sie sind noch jung, haben familiäre Bindung zu Ihrer Mutter und sicherlich auch andere Freunde/innen. Sprechen Sie mit Ihrem Umfeld und suchen Sie sich aktive Hilfe, um aus diesem Abhängigkeitsverhältnis herauszufinden. Nehmen Sie Ihren Hang zur Selbstzerstörung als ein dringend behandlungsbedürftiges Warnsignal. Vielleicht hilft Ihnen ja einmal ein Gespräch mit einem caritativen Träger, der als eine erste Anlaufstelle Ihnen weiter Kraft für das Aufsuchen von Beratungs- und Behandlungsangeboten gibt und Ihnen hierbei behilflich ist.

Ich weiß sehr wohl, dass es für Ratsuchende in derartigen Problemsituationen schwierig ist, die verschiedenen Sichtweisen nachzuvollziehen und noch schwieriger, nach der möglicherweise neu gewonnen Einsicht zu handeln. Dennoch wünsche ich Ihnen Kraft und Mut, zu sich selbst und zu Ihrem Lebenswünschen zu stehen. Soweit ein paar Sichtweisen auf Ihre Situation. Wenn Sie Fragen haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Herzliche Grüße

Ulrich Kritzner (HP PSY)
Bewertung durch den Fragensteller:
Das warten auf die Antwort hat sich aufjedenfall sehr gelohnt .

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