Navigation Psychomeda.de
Das Psychologie-Portal

Welche Chancen hat unsere Partnerschaft?

Lexa (w, 40) aus Köln: Hallo,

ich habe eine schmerzhafte Trennung hinter mir. Der Mann, in den ich mich verliebte, verbarg einige Probleme. Jahre im Nachtleben gearbeitet. Jetzt aber Festanstellung. Ein Kind aus einer vorherigen Beziehung. Immer Stress mit der Expartnerin deswegen. Führerscheinentzug mit MPU. Anzeige wegen Körperverletzung. Mich hat das alles überrollt. Hinzu kam noch sein Misstrauen, Eifersucht und Neid mir gegenüber, auch erst nach einiger Zeit. Obwohl er behauptete, dass er mich sehr mag. Er meinte, seit er mich kennt, kommt ihm sein Leben wertlos vor und er neidisch deswegen auf mich ist.

Das ging 3 Tage so, auch mit dem Vorwurf, dass ich bestimmt schon einen anderen Mann habe. Stimmte nicht. Dazwischen immer wieder Tests, ob ich ihn mag, teilweise verletzend, manipulierend und kontrollierend. Dann plötzlich der Kontaktabbruch von ihm ohne Erklärung. Ich habe eine Klärung versucht, war aber nicht möglich. Eisiges Schweigen.

Nachdem ich sagte, dass ich so nicht behandelt werden möchte und gehen werde, sagte er, dass das besser sei, wenn ich nicht verletzt werden wollte. Er hätte ja die Trennung schon längst gewollt, weil er zu sehr mit sich beschäftigt sei und deswegen keine Beziehung eingehen kann. Er hat sich dann entschuldigt. Ich konnte nichts mehr sagen und habe den Kontakt sofort abgebrochen. Das ist jetzt schon einige Wochen her und mich beschäftigen die ganzen Vorfälle immer noch. Soll ich nochmal eine Klärung versuchen? Bin völlig verunsichert.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Lexa,

danke für Ihren Beitrag! So, wie Sie von den Ereignissen 'überrollt' wurden, so werde ich auch von den vielen Details in Ihrer Zuschrift überrollt. Jedes einzelne dieser Details wäre einer eingehenden Betrachtung wert, doch das würde diesen Rahmen sprengen.

Sie leiden unter einer 'verunglückten' Beziehung. Ich kann leider nicht erkennen, ob es sich um eine jahrelange Liebe handelt oder um eine eher kurzfristige Verliebtheit. Offensichtlich hat Ihr Freund viele Herausforderungen in seinem Leben zu meistern - so viele und so komplexe, daß eine andere Person - in diesem Falle Sie - kaum Chancen hat, sich in diese Verhältnisse einzufinden.

In einem solchen Fall kann es tatsächlich empfehlenswert sein, den anderen erst einmal 'in Ruhe zu lassen'. Eine Beziehung braucht Zeit, Vertrauen, Gewöhnung und eine langsam wachsende Verläßlichkeit. Indem Ihr Partner die Beziehung beendet hat bzw. sich einer Fortsetzung verweigert, erkennt er an, daß er zur Zeit nicht in der Lage ist, sich auf diese Notwendigkeiten einzulassen. Das ist ein für Sie zwar schmerzhaftes, aber von seiner Seite verantwortliches Verhalten.

Sie schreiben, die ganze Angelegenheit würde Sie noch immer verfolgen. Gehen Sie in sich, was genau Sie an diesem Mann reizt, was Sie fasziniert, was Sie an ihm lieben. Prüfen Sie, ob Sie wirklich bereit sind, Anteil an seinen Schwierigkeiten zu haben oder ob Sie eher enttäuscht sind, daß Ihnen eine Aussicht auf eine Partnerschaft entzogen wurde.

Wenn Sie nun nach Wochen noch darüber grübeln, schreiben Sie Ihrem Freund einen Brief, in dem Sie von Ihren Gefühlen, Ihrer Verwirrung und Enttäuschung berichten - bitte in der 'Ich-Form' (...ich fühle mich alleine/traurig etc...), nicht in Form von Anklagen. Schreiben Sie ihm, daß Sie seinen Wunsch nach Trennung akzeptieren (was anderes bleibt Ihnen - offen gestanden - ja gar nicht übrig), daß Sie sich aber freuen würden, wenn er sich bei Gesprächsbedarf an Sie wenden würde, weil Sie ihm gerne zuhören und ihm eine Freundin sein möchten.

Beziehungen basieren nur vordergründig auf Verliebtheit, Attraktivität oder Sexualität. Das Gefühl, einen 'Seelenverwandten' zu haben, mit dem man Ängste und Wünsche teilen kann, der einem in schwierigen Zeiten den Rücken stärkt, der kompromißfähig ist - das sind in aller Regel die Momente, die jahrelange und zufriedene Partnerschaften ausmachen. Ein langsames 'Herantasten' wird die einzig sinnvolle Vorgehensweise sein.

Je aufrichtiger Sie ihm mitteilen können, eine verläßliche Freundin zu sein, ohne ihn zu einer Fortsetzung der Partnerbeziehung aufzufordern, desto größer wird Ihrer beider Chance sein, einander als verantwortungsvolle Personen kennenzulernen. Sollte Ihre Stimmungslage Ihnen dauerhaft Sorgen bereiten, nehmen Sie Gespräche mit einem Therapeuten auf. Dort erhalten Sie die Gelegenheit, sich über Ihre eigenen Beweggründe, Wünsche, Ängste und Bedürfnisse klarer zu werden.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Holger Nikolai
- Heilpraktiker f. Psychotherapie -
Bewertung durch den Fragensteller:

Mehr zum Thema auf Psychomeda

Online-Beratung

Auf Psychomeda beantworten Psychologen und Therapeuten Ihre Fragen unentgeltlich. Jetzt online Ihre Frage stellen...


Therapeuten

Zuletzt aufgerufene Therapeuten-Seiten. Therapeut, Coach, Berater? Eintragen...


Beliebt auf Psychomeda


TwitterSocial Feed



Folgen Sie uns auf Twitter


Qualität

Psychomeda ist ein unabhängiges psychologisches Informations- und Beratungsportal von Psychologen und Therapeuten. Wir informieren evidenzbasiert und auf wissenschaftlicher Grundlage. Weiter