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Was kann ich tun, damit der Stress in meinem Leben weniger wird?

Hermine (w, 24) aus Landshut: Sehr geehrtes Psychologen-Team,

ich fühle mich seit Monaten gestresst. Ich studiere und habe seit fünf Jahren einen festen Freund, mit dem ich jeden Abend verbringe, da wir im selben Wohnheim wohnen. Durch persönliche Probleme, habe ich meine Studienzeit bereits verlängert, was sich als sehr sinnvoll erwiesen hat.

Jedoch habe ich das Gefühl, dass mich mein Freund unter Druck setzt. Er ist enttäuscht, wenn ich abends einmal später komme, weil ich noch lernen muss, oder morgens eher aus dem Haus gehe. Wenn ich ihn darauf anspreche, antwortet er jedoch, dass er mir keinen Stress bereiten möchte und es für ihn in Ordnung ist, wenn ich einmal mehr für mein Studium tun muss.

Hinzu kommt, dass ich das Bedürfnis nach eigener Zeit für mich habe. Dies kann er jedoch nicht verstehen und meint dazu, dass es nicht normal ist, in einer Beziehung Zeit für sich zu wollen.

Zusätzlich zu meiner Arbeit für das Studium kommt hinzu, dass ich für uns beide einkaufe und die Wäsche wasche.
Ich habe das Gefühl, weder mein Studium ordentlich zu machen, noch in der Beziehung mit meinem Freund 100 % zu geben. Was kann ich tun, damit der Stress für mich weniger wird?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Hermine,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Zunächst einmal kann ich es gut verstehen, dass Sie sich sehr gestresst fühlen, denn Sie versuchen ein Pensum zu erfüllen, das auf Dauer in der Form nicht zu schaffen ist.

Ihr Freund setzt Sie mit seinen Erwartungen durchaus unter Druck und leugnet gleichzeitig seine Bedürftigkeit. Hinweis dafür ist vor allem sein Satz: '....und meint dazu, dass es nicht normal ist, in einer Beziehung Zeit für sich zu wollen.' Er versucht durch die Generalisierung, was angeblich 'normal' sei, seine intensiven Wünsche nach Nähe zu rechtfertigen und projiziert damit auf Sie, nicht normal zu sein. Hierbei handelt es sich um eine sehr starke Abwehrreaktion.

In den meisten Beziehungen gibt es unterschiedliche Bedürfnisse nach Nähe und Distanz. Dies muss immer neu verhandelt werden. Schwierig wird es, wenn ein Partner seine Bedürfnisse als Maßstab vorgibt. Auch wenn man in einer Partnerschaft lebt, ist es wichtig, Zeit mit sich allein zu verbringen und dies auch zu können. Wenn das Ihrem Partner nicht möglich ist, so könnte es sein, dass er sich vor dem Alleinsein fürchtet und diese Gefühle versucht zu vermeiden. Evetntuell auch, weil dann auch weitere unerwünschte Gefühle auftauchen könnten.

Ein von mir sehr geschätzter, amerikanischer Psychotherapeut David Richo hat in einem seiner Bücher geschrieben, dass wir höchstens mit 25 % Bedürfnisbefriedigung in unser Beziehung rechnen können. Für den Rest sind wir selbst verantwortlich. Häufig erwarten Menschen 90%, wenn nicht 100%, und das führt tatsächlich zu hohen Erwartungen in Beziehungen, die nicht erfüllt werden können.

Es ist an der Zeit, dass Sie Ihre Freiräume nun mit Ihrem Freund neu verhandeln. Falls er uneinsichtig und mit Unverständnis oder Wut darauf reagiert, so wird es schwierig und Sie werden gefordert sein, sich dagegen zu behaupten. Eine Paartherapie könnte hier eventuell auch vermittelnd und unterstützend sein.

Ich wünsche Ihnen alles Gute. Über ein kurzes Feedback würde ich mich freuen.

Viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie
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