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Verweigerung und Entwertung durch den Partner

Nina (w, 30) aus Hamburg: Ich bin seit 7 Jahren verheiratet und habe zwei Söhne (7 und 5).Vor 5 Jahren hat es einen Streit zwischen mir und meinem Mann gegeben,weil wir seine Mutter nicht regelmäßig besuchen(der Streit wurde durch seine Mutter ausgelöst.Sie ist alleinstehend und hat offenbar Probleme ihren Sohn gehen zu lassen).Er hat ca 6 Monate nicht mit mir gesprochen.Seit dem läuft es immer so weiter,bei Kleinigkeiten schweigt er mich an und es zieht sich bis zu mehreren Monaten hin.Wenn ich etwas frage oder sage,ist seine Antwort 'Was interessiert dich das? oder 'Was interessiert mich das?'.Wir leben an einander vorbei statt miteinander.Die Kinder leiden unter dieser Situation sehr,weil er in der Zeit keine zeit mit ihnen verbringt.Mich zu trennen habe ich schon überlegt,aber es bricht mir das Herz wenn ich an die Kinder denke.Er versucht mir durch nicht reden,ignorieren und böse Sprüche immer weh zu tun.Wenn Freunde da sind macht er mich immer schlecht,nennt mich immer Weib obwohl ich ihn mehrfach gebeten habe diesen Ausdruck nicht zu benutzen.Seit ca.2 Jahren nimmt er mich nicht in den Arm von dem Rest der zur Beziehung gehört ganz abgesehen.Es sei denn ich mache den ersten Schritt,aber auf die Dauer kann ich es nicht mehr.Immer den ersten Schritt machen,das ist sehr Nerven aufreibenden.Was wäre die beste Lösung für alle,vor allem für die Kinder???

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Nina,

ganz herzlichen Dank für Ihre Frage. Was Sie schildern muss furchtbar für Sie und die Kinder sein. Einen Mann zu haben, der monatelang sich verweigert, nicht teilnimmt und Ihnen weh tut. Und einen Vater, der nicht mit ihnen spielt, nicht da ist, nicht fördert und begleitet. Woher nehmen Sie die Kraft das schon so lange durchzuhalten?

Liebe Nina, wenn ein Kind sich so verhalten würde, würden wir sagen: Es ist in der Trotzphase. Allerdings gehe ich davon aus, dass Ihr Mann erwachsen ist und da sollte man erwachsenes Verhalten von ihm erwarten. Leider hat Ihr Mann durch sein langes Schweigen nach dem Streit vor 5 Jahren, ein neues Verhaltensschema geschaffen: Wenn es Streit gibt, zieht er sich zurück, schweigt und lässt Sie alleine. Mir drängen sich hier die Fragen auf: Was hat er davon? Erreicht er damit, dass Sie nachgeben und einlenken? Bekommt er dadurch die Möglichkeit, sich aus der Familie herauszunehmen, nicht mehr verantwortlich zu sein?

Und wie reagieren Sie dann? Geben Sie nach? Bemühen Sie sich verstärkt um seine Zuwendung? Sind Sie besonders zugewandt ihm gegenüber? Lassen Sie ihm seine Ruhe?

Was die beste Lösung wäre, vor allem für die Kinder, ist eine Mutter UND ein Vater die gemeinsam für die Kinder da sind, sich einbringen, ihnen beim wachsen helfen, mit ihnen spielen – da sind. Unausgesprochene Konflikte zwischen den Eltern, Missstimmungen, Rückzug, Uneinigkeit – all das bekommen die Kinder auf der unbewussten Ebene mit. Sie können in dem Alter vielleicht noch nicht benennen, was los ist, aber sie spüren, dass etwas „komisch“, „schwierig“, „nicht richtig“ ist. Auch wenn Eltern oft versuchen, dass vor ihren Kindern nicht zu zeigen. Dann ist es ehrlicher ihnen zu sagen, dass Mama und Papa sich gestritten haben und erst einmal darüber nachdenken müssen, bevor sie wieder miteinander reden wollen. Kinder streiten sich ja auch – sie wissen wie das ist, und wie sich das anfühlt.

Weiterhin sollten Sie sich darüber Gedanken machen, wie lange Sie das Verhalten Ihres Mannes so noch er-tragen können und wollen. Wenn er sich nicht ändert, wird dieses Verhalten sich weiter verfestigen. Scheinbar erreicht er mit seinem Rückzug etwas, was ihm gut tut oder was er braucht, oder glaubt zu brauchen. Die Entwertungen an Ihrer Person werden zunehmen, die Kinder ihren Vater immer weniger erleben und spüren.

Sie sollten herausfinden, was Sie wollen – für sich selbst, für Ihre Ehe mit Ihrem Mann, für Ihre Kinder. Dazu können Sie sich die einfache Frage stellen: Wie soll mein Leben in 3 Jahren aussehen? Wie will ich dann leben? Wie will ich sein? Wie soll es mir gehen? Wer wird bei mir sein? … Und – wie soll es meinen Kindern dann gehen?

Vielleicht kommen Sie zu der Erkenntnis, dass es gut so ist wie gerade. Dann haben Sie keinen Grund für eine Veränderung. Vielleicht haben Sie aber andere Bilder, Sehnsüchte, Träume für sich und Ihre beiden Jungen. Dann sollten Sie aktiv werden. Sie UND Ihre Kinder haben ein Recht darauf glücklich zu sein.

Um sicher zu sein, was gut und richtig für Sie ist, ist es möglicherweise hilfreich für einige Stunden eine Unterstützung oder einen Berater hinzuziehen.

Liebe Nina, ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Kraft für Ihren weiteren Weg.
Kathrin Stavenhagen





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