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Trennung der Eltern

Lisa (w, 16) aus Mühlheim: Hallo! Ich habe schon sehr lange Probleme. Mit Problemen meine ich sehr viele, ich weiß jetzt nicht ob ich die alle kurz und knapp aufzählen kann aber mal sehen
Meine Eltern haben sich getrennt und ich wohne jetzt bei meiner Mutter, was mir eigentlich gefällt aber mein Patenonkel hat wohl was mit meiner Mutter und mein Vater merkt es langsam. Mein Vater ist natürlich am Boden zerstört und das verletzt mich auch. Das nächste ist ich war in einen Jungen verliebt... Bin es immer noch, nur geht er nicht mehr auf meiner Schule und er hat mir eigentlich das Gefühl gegeben geliebt zu werden, auch wenn wir nicht zusammen waren. Das allerletzte ist ein wenig verwirrend aber egal: ich streite mich immer mit mir selbst und zwar so heftig das ich mir selbst absichtlich weh tu. Das ist so als hätte ich zwei Persönlichkeiten im Kopf die sich ständig bekriegen. Außerdem leide ich immer darunter alles perfekt machen zu müssen. Ich bitte um dringende Hilfe! Ich weiß echt nicht was mit mir los ist und ich kann einfach nicht zufrieden sein, solange ich es nicht weiß! Habe ich vielleicht Minderwertigkeitskomplexe?
Ich bitte wirklich um eine schnelle ausführliche Antwort :)
Liebe Grüße
-Lisa

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Lisa,

ich bewundere Deinen (... ich hoffe, dass hier die Du-Form ok ist) Mut, Deine Probleme und Deine Situation hier zu schildern und Deinen Willen um Rat zu fragen.

Deine familiäre Situation belastet Dich offenbar sehr, was jeder Mensch in Situationen, bei denen sich die eigenen Eltern trennen nachvollziehen kann. Gerade für Kinder und Jugendliche ist das besonders schwer. Die häufig schon länger gestörte Beziehung der eigenen Eltern zwischen einander, die Art wie innerhalb der Familie darauf reagiert wird und der Wunsch der Kinder (und wir bleiben immer die Kinder unserer Eltern :)), dass die Familie zusammen bleibt und ein Ort von Liebe, Verständnis und Fürsorge ist. Wenn nun die eigene Familie durch Trennung oder drohende Trennung der Eltern ins Wanken gerät, wissen Kinder (besonders im Kindesalter und im frühen Jugendalter) nicht, wie sie mit dieser Situation umgehen sollen. Sie lieben ja beide Elternteile und wollen sich auch beider Elternteile gewiss sein. In diesen Situationen sind die Eltern jedoch meist völlig mit sich selbst beschäftigt und merken häufig nicht wie sehr ihre Kinder leiden. Das wird dann häufig noch verstärkt, wenn nach der Trennung gleich ein neuer Lebenspartner/in präsent wird. Hinzu kommen Momente, in denen die eigenen Eltern wechselnd als „gut“ oder „schlecht“ bewertet werden. Aber, es sind unsere Eltern und unsere Psycho kommt in einen inneren Konflikt. Dieser innere Konflikt spielt sich dann zwischen Verständnis für die Trennung, Verständnis für die emotionalen Verletzungen und Reaktionen und dem „Nichtakzeptieren“ der Situation, der Ablehnung usw. ab. Das sind Gefühlswelten die sich teilweise klar widersprechen. Einmal die Mutter- und Vaterliebe, dann die Frustration und die Wut über die veränderten familiären Rahmenbedingungen und nicht zuletzt immer das Gefühl, dass die Kinder etwas retten müssen, aber eigentlich spüren, dass da nichts gerettet werden kann (also Hilflosigkeit, Verzweiflung, Angst etc.). Auch beziehen Kinder bis zu einem gewissen Alter das Versagen der Eltern in deren eigener Beziehung häufig auf sich, was zu merkbaren Problemen führen kann.

Dein Hinweis auf die beiden „streitenden Persönlichkeiten“ in Deinem Kopf lässt vermuten, dass Du bei Deinem eigenen Umgang mit der nun deutlich veränderten Familiensituation erhebliche Probleme hast. Möglicherweise entstehen starke innere psychische Spannungen, die über Selbstverletzung abgebaut/abgeführt werden sollen. Du weißt, dass sicher selbst, dass das keine sinnvolle und funktionierende Lösung ist. Es ist aber kein Grund bei allen Deinen Problemen im Umgang mit der Trennung Deiner Eltern zu glauben, dass Du einen „Minderwertigkeitskomplex“ hättest, vielmehr ist es keine Schande, dass Menschen in derartigen Ausnahmesituationen für sich selbst keine angemessene Form und Möglichkeit finden, damit umzugehen. Da ist dann schon mal professionelle Hilfe dringend angesagt.

Dass Du in Deinem Freund einen Menschen gefunden hast, bei dem Du das Gefühl hast geliebt zu werden ist doch wunderbar. Ein schönes Gefühl in Mitten vieler offener Fragen/Probleme und genieße es, wenn es Dir halt gibt.

Ich würde Dir sehr empfehlen, dass Gespräch mit Deiner Mutter und Deinem Vater zu suchen und beiden klar machen, wie sehr Du unter der Situation leidest. Es wäre Deinen Eltern ebenfalls zu empfehlen, Dich einmal zeitnah bei einem Kinder- und Jugendpsychologen vorzustellen, der oder die Dir bei Deinem eigenen ganz persönlichem Umgang mit der Trennungssituation Unterstützung und Hilfe leisten kann. Manchmal ist es eben am besten, wenn die Unterstützung einmal nicht aus der Familie, sondern von Extern kommt, denn es geht hierbei ja um Deine Lebensqualität, Deine Gefühle und um Deine Gesundheit.

Ich hoffe, Dir etwas geholfen zu haben und stehe für Rückfragen gerne zur Verfügung.
Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft und den Mut offen mit Deinen Eltern auch Deine Probleme besprechen zu können.

Herzliche Grüße
Ulrich Kritzner
Heilpraktiker für Psychotherapie





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