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Meine Partnerin weicht körperlicher Intimität aus

VolkertT (m, 53) aus Rothenburg:

Im Hotel kein Sex

Hallo, ich bin 53 Jahre und meine Freundin ist 51 Jahre. Wir haben uns in einer größeren Firma kennengelernt und nach ein paar Jahren hatten wir das erste private Date. Sympathie war von beiden Seiten schon länger vorhanden. Ich hab ihr damals gestanden, dass ich in Sie verliebt bin und Sie hatte es erwidert.

Wir hatten aber dann nicht am ersten Tag Sex.
Das ist jetzt schon über 1 Jahr her. Was ich nicht verstehe, dass der Sex in letzter Zeit immer weniger wird und jede Annäherung im Keim verbal erstickt wird. Weniger heißt alle 6-8 Wochen ist das normal?

Auch im 1.Urlaub schliefen wir nur 1-mal miteinander. Jetzt im letzten Urlaub wo wir uns super verstanden haben und ich wieder mal mit Angst einen Annäherungsversuch startete, kam die Aussage “Ich kann nicht im Hotelzimmer“. Ist das eine Ausrede? Wenn ja für was?

Sie wohnte 7 Jahre allein und wir wohnen jetzt 1 Jahr zusammen. Wenn ich über das Thema Sex sprechen will, weicht Sie mir immer wieder aus und spielt auf Zeit nicht jetzt - später –morgen usw.

Langsam drängt sich der Verdacht auf, dass Sie mich nur hat, um nicht allein zu sein. Sie hatte mal gesagt, dass Sie froh sei, nicht mehr allein zu sein.
Ich erfülle jeden Wunsch von Ihr.

Was ich auch nicht verstehe ist, wenn man Sie streichelt, friert Sie. Sie sagt beim Streicheln bekommt Sie Gänsehaut. Ich liebe Sie sehr, aber ich kann Ihr auch meine Zärtlichkeit dadurch nicht zeigen.

Sie hatte eben vor länger Zeit eine Beziehung beendet, wo der Mann Sie angeblich geschlagen hat??

Was kann ich tun?




Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber Volker,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Ich kann verstehen, dass Sie darüber irritiert sind, dass Ihre Partnerin sich sexuell nicht richtig öffnen kann. Leider kann sie auch nicht mit Ihnen darüber sprechen, dadurch findet kein offener und ehrlicher Dialog miteinander statt.

Ihre Partnerin scheint in ihrer vorherigen Beziehung eine Gewalterfahrung gemacht zu haben. Ihr damaliger Partner hat sie geschlagen und damit ihre seelischen und körperlichen Grenzen verletzt. Diese Verletzung besteht weiterhin, sie konnte noch nicht aufgearbeitet werden und zeigt sich insbesondere in der körperlichen Nähe und Intimität.

Zunächst ist es wichtig, dass Sie verstehen, dass ihre Abweisung nichts mit Ihrer Person als solches zu tun hat. Die Aufgabe ihrer Partnerin wäre, sich um die Bewältigung und Aufarbeitung dieser alten Wunde zu kümmern und sich professionelle Hilfe zu suchen.

Vermutlich versucht sie diese Erfahrung eher zu verdrängen und möchte sich nicht eingestehen, dass sie in ihrem Liebesleben dadurch eingeschränkt ist. Sie ist froh, wieder in einer neuen Beziehung zu sein, in der sie sich wohlfühlt und keine Gewalt erleben muss. Insofern kann sie sich zwar emotional öffnen, aber auf der körperlichen Ebene bleibt die Vorsicht bestehen. Das zeigt auch ihre Reaktion des Frierens. Statt Wärme erzeugt Streicheln ein Empfinden des Fröstelns und der Gänsehaut.

Was können Sie also tun? Am besten wäre es, Ihre Partnerin wäre bereit, eine Therapie zu machen, eventuell sogar eine Traumatherapie. Sie können ihr sehr vorsichtig eine Empfehlung dafür ausprechen, doch es liegt an ihr, ob sie die Erkenntnis auch selbst hat, dass dies notwendig ist.

Eine andere Möglichkeit wäre eine Paartherapie, in der sie beide zunächst lernen könnten, vertrauensvoll und offen miteinander über Probleme zu sprechen. Aber auch hierzu ist die Bereitschaft ihrer Partnerin erforderlich.

Was ich Ihnen auf jeden Fall empfehlen würde, ist folgendes: Treffen Sie sich mit Ihrer Freundin außerhalb der Wohnung an einem schönen, ruhigen Ort, am besten zum Essen in einem guten Restaurant.

Sprechen Sie darüber, wie es Ihnen in ihrer Beziehung geht - OHNE Vorwürfe oder Erwartungshaltungen zu formulieren. Sagen Sie ihr, dass Sie sie lieben und Ihre Liebe auch körperlich mit ihr teilen möchten. Dass Sie sie nicht bedrängen möchten und sich darüber bewusst sind, dass sie eine Gewalterfahrung hinter sich hat. Fragen Sie sie, wie es ihr in der Beziehung geht, was sie sich wünscht und hören Sie genau zu, ohne etwas hinein zu interpretieren.

Wenn sie weiter abblockt, gehen Sie dazu über, Ihren Leidensdruck deutlicher zu formulieren und schlagen eine Paartherapie vor. Betonen Sie, dass Ihnen die Beziehung sehr am Herzen liegt und dass Sie bereit sind, auch Schwierigkeiten mit ihr gemeinsam zu meistern.

Ich könnte mir vorstellen, dass Ihre Partnerin sich darüber eher eingeladen fühlt, sich Ihrer Thematik zu stellen. Falls sie weiterhin einfach nur auf Abstand bleibt und abblockt ohne Sie kommunikativ einzubinden, können Sie nur für sich selbst entscheiden, ob Sie auf Dauer diese Beziehung fortführen möchten.

Ich wünsche Ihnen alles Gute,
mit herzlichem Gruß

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie
Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen vielen Dank

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