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Meine Parterin erwartet von mir, dass ich meine Freundschaften aufgebe

Andre (m, 37) aus Bielefeld:

Ich bin seit einem Jahr mit meiner Freundin zusammen wir sind sehr glücklich. Es gibt nur ein großes Problem. Sie möchte nichts mit 2 meiner besten Freunde zu tun haben. Jedes mal wenn ich ihr sage wir gehen abends mit ein paar Leuten weg fragt sie wer dabei ist. Wenn ich die Namen der beiden nenne sagt sie dann hätte sie keine Lust und ich solle alleine gehen. Wenn ich dann ohne sie weggehe geht der Ärger richtig los sie sagt sie wolle mich nicht mehr sehen, droht mit dem Ende unserer Beziehung.

Sie kennt die beiden gar nicht. Der Grund warum sie meine Freunde nicht mag ist: Kurz nachdem wir uns kennengelernt haben bin ich mit diesen beiden Freunden in Urlaub gefahren. Der Urlaub war schon geplant bevor wir uns kennenlernten. Außerdem war ich letzten Sommer mal mit diesen Freunden unterwegs und ich war später als geplant zu Haus. Seitdem hat sie einen regelrechten Hass auf die beiden.
Ich habe schon oft versucht mit ihr darüber zu reden, habe versucht sie zu verstehen. Aber es geht nicht. Sie sagt sie wird ihre Meinung darüber niemals ändern.

Ihr 1. Freund hat den Kontakt zu seinen Freunden total abgebrochen als sie zusammen waren. Sie hält das für normal und erwartet das auch von mir. Sie sagt 'wenn Du mit mir glücklich bist brauchst Du keine Freunde mehr. Wenn Du sie brauchst heißt das in unserer Beziehung stimmt was nicht'.

Ihr Leben war schwer. Ihr Vater starb als sie jung war. Die Mutter hatte kein gutes Verhältnis zu ihren beiden Töchtern und war sehr streng. So durften die Kinder nicht duzen sondern mussten sie siezen

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber Andre,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Sie sind seit einem Jahr mit Ihrer Partnerin zusammen und schreiben, dass sie sehr glücklich sind. Doch es gibt immer wieder Probleme in Ihrer Beziehung, weil Ihre Partnerin zwei Ihrer Freunde kategorisch ablehnt ohne sie wirklich zu kennen. Hintergrund scheint zunächst zu sein, dass Sie während der Kennlernphase trotzdem mit Ihren Freunden in den Urlaub gefahren sind und außerdem nach einem Treffen mit ihnen einmal später nach Hause kamen als geplant.

Wesentlicher finde ich die Aussage Ihrer Freundin, dass sie von Ihnen erwartet, Ihre Freundschaften aufzugeben. Sie sollen ihr damit beweisen, dass sie wirklich glücklich mit ihr sind. Wenn Sie Freundschaften pflegen wollen, zieht sie den Schluss daraus, dass mit ihrer Beziehung etwas nicht in Ordnung ist.

In Ihrer Beziehung stimmt tatsächlich etwas nicht. Denn das Fundament für eine Partnerschaft ist Vertrauen. Wenn Sie gezwungen werden, 'Beweise' für Ihre Liebe anzubringen, bedeutet das, Ihre Freundin kann Ihnen nicht vertrauen. Das hat nichts mit Ihnen als Person zu tun. Denn bei ihrem ersten Freund forderte sie ebenfalls, dass er seine Freundschaften zugunsten der Beziehung aufgibt.

Da sie ihre Forderung für berechtigt hält, können Sie nicht viel tun, außer sich zu entscheiden, ob Sie sich ihrem fortwährenden Druck beugen wollen. Ihre Freundin fordert eine regressive Form der Beziehung ein, so wie sie zunächst zwischen einem Kleinkind und der Mutter existiert, bis das Kind in seiner psychologischen Entwicklung erkennt, dass die Mutter eine eigenständige Person ist und auch ein eigenes Leben getrennt vom Kind lebt. Dieser Übergang geht nicht selten mit sehr viel Frustration einher, ist aber wichtig, damit auch das Kind sich später als getrennt von der Mutter erleben kann und darf.

Sie dürfen kein eigenes Leben außerhalb der Beziehung führen, sonst fühlt sich Ihre Partnerin emotional extrem unsicher. Diesen Zustand kann sie nicht ertragen und so droht sie mit dem Ende der Beziehung. Es geht also nicht wirklich um Ihre beiden Freunde, sondern darum, Sie von Ihren Freunden zu trennen, damit Sie ganz und gar für Ihre Freundin da sind.

Was Ihnen bleibt, ist, sich zu überlegen, ob Sie diese Beziehung unter diesen Umständen weiterführen wollen und auch können. Sie werden dann einen Teil Ihrer Persönlichkeit aufgeben müssen, was Ihnen und der Beziehung nicht gut tun wird. Denn es ist die Aufgabe Ihrer Freundin, sich mit ihrem lebensgeschichtlich gewachsenen Misstrauen auseinander zu setzen und dafür gegebenenfalls auch therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sie können ihr diese Aufgabe mit übermäßiger Anpassung und Unterordnung leider nicht abnehmen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute,
mit herzlichem Gruß

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie
Bewertung durch den Fragensteller:





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