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Meine Mutter gibt mir keine Liebe und Zuwendung

ratlos (m, 30) aus zuhause: Die Situation ist nicht so einfach. Also. Vor etwas mehr als einem Jahr hat sich meine Mutter von ihrem Mann getrennt. Nach 12 Jahren. Er hat alle immer nur verunsichert und auch ich hatte irgendwann nur noch Angst vor ihm. Aber seit er weg ist, benimmt sich meine Mutter mir gegenüber total eigenartig. Sie meint mir daunernd sagen zu müssen, wohin sie geht und was sie tut. Aber gleichzeitig redet sie auch nur von meinen Geschwistern und hat für meine Sorgen oft nie mehr als ein paar Minuten Zeit. Sie hatte beispielsweise lange Zeit Probleme mit meiner Schwester und kam dann immer zu mir und heulte sich aus. Und von heute auf morgen ist alles prima zwischen den beiden und sie erzählt jetzt den Leuten, dass ich das ja nicht verstehen würde. Aber wenn sie meine Oma mal nicht anruft, kriegt sie gleich Panik. Ich war damals die Person die sie darauf aufmerksam gemacht hat, dass ihr Mann sie nur verarscht. Anderen erzählt sie, wie dankbar sie mir ist, aber mir gibt sie nicht die Möglichkeit darüber zu reden. Des weiteren habe ich das Gefühl, dass sie alles tut, um Streit mit mir auszuweichen und so bin auch ich gezwungen, immer alles in mich reinzufressen. Sie weigert sich, von meiner Oma oder anderen Geld anzunehmen. Hat aber selbst keins. Meint aber, wenn sie alles bezahlt, wäre das ok. Komischerweise, mich fragt sie um Geld. Da scheint es was anderes zu sein. Und da sind noch viel mehr Dinge, die ich sehr eigenartig finde. Aber dafür müsste ich eine Roman schreiben.

Warum benimmt sie sich so? Und wie soll ich mich verhalten???

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Sabrina,
vielen Dank für Ihr Vertrauen und Ihren Mut sich hier zu offenbaren und Rat zu suchen.

Ohne die Situation zwischen Ihrer Mutter und Ihrem Mann genau zu kennen, scheint es so als hätte Ihre Mutter zwar Ihre Beziehung und Ihre Ehe beendet, aber Ihre emotionale und lebenspraktische Beziehung noch nicht ganz.

Es geschieht sehr häufig, dass Partner im Laufe der Jahre oder aber auch bedingt durch die jeweiligen Persönlichkeiten diverse Abhängigkeiten ausbilden. So können zum Beispiel das Melden des jeweiligen Aufenthaltsorts oder das Treffen von Entscheidungen sehr wichtige Rituale innerhalb einer Beziehung sein.
Sehr häufig kann ein Partner keine eignen Entscheidungen ohne den anderen treffen und für sich selbst Verantwortung übernehmen. Es wird quasi die Verantwortung und die Kontrolle für das eigene Leben einfach dem anderen Partner übergeben. Manchmal geschieht das auch zwangsweise, dass der schwächere Teil, dem starken Teil (in Ihrem Fall der Exmann) die Verantwortung übergeben muss.

Nachdem Ihre Mutter sich getrennt hat, ist es möglicherweise zu viel für Ihre Mutter gewesen, diese Verantwortung wieder selbst tragen zu müssen und es scheint so als hätte Ihre Mutter diese Verantwortung auf Sie übertragen. Damit wurden Ihnen Verantwortlichkeiten und Pflichten auferlegt, die eigentlich dem Partner Ihrer Mutter oder bestenfalls einer Freundin Ihrer Mutter zukommen können, aber sicher nicht dem Kind Ihrer Mutter, nämlich Ihnen.

Es scheint so, als würde Ihre Mutter einen Teil ihrer eigenen Lebensverantwortung an Sie abgegeben haben und Sie im Moment nicht als ihr Kind wahrnehmen. Daraus resultiert wahrscheinlich auch, dass Sie nicht als Kind und Schutzbedürftige wahrgenommen werden, sondern als der starke und beschützende Mensch für Ihre Mutter. Der starke Part braucht dann, in der Vorstellung Ihrer Mutter keinen Schutz, keine Liebe und Zuwendung, denn die soll er vielmehr geben. Das sind dann die Momente, in denen Sie Liebe und ein offenes Ohr für Ihre Probleme suchen, es aber nicht bekommen. Sie werden damit zum Ersatzpartner gemacht.

Jedes Kind hat grundsätzlich Anspruch darauf von seiner Mutter geliebt und beschützt zu werden und nicht die Geschicke der Mutter zu lenken.
Aber es kann natürlich aufgrund von Krankheit oder besonderen Lebenssituation dazu kommen, dass eine Mutter-Tochter Situation aus dem Gleichgewicht gerät und eine solche Situation wie die Ihre entsteht.

Ich würde Ihnen zu verschiedenen Dingen raten, je nachdem wie Sie ihre Mutter motivieren können Ihnen in dieser Situation weiter zu helfen.

Die erste Möglichkeit ist es, dass Sie sich Unterstützung durch einen systemisch arbeitenden Coach oder Therapeuten zu suchen, der Ihnen auf jeden Fall hilft die Situation zu verstehen und hilft damit gut und konstruktiv umzugehen.

Wenn es Ihnen (vielleicht zusammen mit Ihrem Coach oder Therapeuten) gelingt Ihre Mutter davon zu überzeugen, selbst auch Hilfe in Anspruch zu nehmen, wäre das ein weiterer Baustein diese Situation zu verbessern.

In jedem Fall muss Ihrer Mutter klar werden, dass Sie, liebe Sabrina nicht die Verantwortung für das mütterliche Leben tragen können, sondern vielmehr das Kind Ihrer Mutter sein dürfen.

Liebe Sabrina, für welche Option auch immer Sie sich entscheiden werden, ich wünsche Ihnen viel Kraft und Mut auf Ihrem weiteren Weg. Ich hoffe Ihnen etwas weiter geholfen zu haben und wünsche Ihnen alles Liebe.

Für weitere Fragen stehe ich Ihnen natürlich gerne zur Verfügung und würde mich freuen, wenn Sie meine Antwort bewerten würden.

Liebe Grüße,
Jörg Schmidt
Heilpraktiker Psychotherapie
Bewertung durch den Fragensteller:
Ein Stück weit hat mir das schon geholfen. Aber wie ich mich meiner Mutter gegennüber verhalten soll, weiß ich leider noch immer nicht.





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