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Mein Mann ist verliebt in eine andere Frau

Minka (w, 39) aus Frankfurt: Sehr geehrtes Team!

Seit 3 Jahren telefoniert mein Mann jeden Tag mit einer anderen Frau(arbeiten in der gleichen Firma).Ich habe es gleich am Anfang erfahren und ihn darauf angesprochen, es hieß nur,dass ich übertreibe mal wieder, es ist nur freundschaftlich. Mittlerweile hat er mir gestanden, dass er sich in sie verliebt hat und weiß nicht mehr was er machen soll. Er möchte uns nicht verlassen, würde aber gerne mit ihr zusammen sein, wir haben 3 Kinder zusammen und 22 Jahre Ehe hinter uns. Ich habe die andere Frau angerufen und mit ihr gesprochen,sie blockt alles ab und meint sie hätte ihre Gefühle gut im Griff und würde nie etwas mit ihm anfangen so lange er verheiratet ist. Aber den Kontakt zu meinem Mann möchte sie nicht beenden, er sei ihr sehr wichtig und sie liebt ihn als Menschen sehr. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll! Soll ich diese Frau treffen und sie kennenlernen? Bitte um Rat.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Minka,

vielen Dank für Ihr Vertrauen an das psychomeda-Therapeutenteam. Ich möchte versuchen soweit es geht Ihr Anliegen zu beantworten.
Sie schreiben, dass Ihr Mann seit drei Jahren täglich mit einer Arbeitskollegin telefoniert. Als Sie ihn zur Rede stellten, betonte er anfangs, dass die Beziehung zu der anderen Frau rein freundschaftlicher Natur sei, nun hat er Ihnen offenbart, dass er sich in sie verliebt hat und mit ihr zusammen sein möchte. Gleichzeitig aber möchte er sie und ihre drei Kinder nicht verlassen. Offensichtlich steht Ihr Mann zwischen zwei Stühlen und kann sich zur Zeit nicht für einen Stuhl entscheiden.
Sie haben beschlossen für ihn und für Ihre 22 Jahre wärende Ehe zu kämpfen und stellen sowohl ihn zur Rede, als auch die andere Frau. Sie möchten verständlicherweise Klarheit und Sicherheit von allen beteiligten Seiten, da das Gefühl, hintergangen zu werden, einen unglaublichen emotionalen Stress auslöst. Sie gehen davon aus, dass Sie die andere Frau, indem Sie mit ihr reden, dazu bewegen können, von ihm abzulassen. Ob die Beteuerung, sie hätte ihre Gefühle im Griff und würde nichts mit Ihrem Mann anfangen, solange er verheiratet ist, der Wahrheit entsprechen, sei dahingestellt, zumal es niemand beweisen kann. Ganz im Gegenteil, es ging leider schon zu weit, so dass die beiden sich in eine Beziehung verstrickt haben, die problematisch für sie beide geworden ist. Und da ist für Sie die Grenze erreicht. Nun fragen Sie, ob sie die Frau treffen und kennenlernen sollen. Die Frage meinerseits ist: Was möchten Sie und was erhoffen Sie sich davon? Möchten Sie sie kennenlernen, um sie besser einzuschätzen, um sie unter Druck zu setzen, um sie mit aufs Boot zu bringen, um in den kleinen diskreten Kreis zwischen den Beiden einzudringen?
Bisher haben Sie sich als offene und relativ tolerante Frau gegeben und Ihrem Mann weder ein Ultimatum gestellt, noch ihn vor die Tür gesetzt (jedenfalls schreiben Sie nichts davon). Sie erkunden lieber die Hintergründe und nehmen Kontakt zu der anderen Frau auf.
Die Frage ist, ob der Zauber, das geheime, prickelnde Gefühl, das hinter einer Affaire steckt, für Ihren Mann verfliegt, wenn alles transparent wird und er weiss, dass Sie mit ihr künftig offen, ehrlich und ohne Umschweife reden können und nichts mehr geheim zwischen den Beiden bleibt. Es könnte sein, dass sich die Beziehung zwischen den Beiden verändert, vielleicht distanziert sich einer von beiden, vielleicht brechen sie die Beziehung ab. Aber das ist alles nur Spekulation und weder ich noch Sie können die wahren Hintergründe erkennen. Jedenfalls hat sie Ihnen klipp und klar gesagt, dass sie Ihren Mann als Menschen liebt, er ihr sehr wichtig ist und sie den Kontakt zu ihm nicht beenden möchte. Inwieweit Sie da einen hilfreichen Weg sehen, indem Sie sie kennenlernen, müssen Sie sich ernsthaft überlegen.
Sie haben das schmerzende Gefühl und die Angst, ihn zu verlieren. Aber stellen Sie sich bitte nicht die Frage: Was hat sie was ich nicht habe? Diese rein detektivische Frage bringt Ihnen nicht Klarheit, sondern befriedigt Ihre Neugier und könnte schmerzende Antworten hervorbringen, die Sie schwächen, traurig machen könnten und überhaupt nicht weiter bringen. Die weitaus wichtigere Frage ist: Was fehlt Ihrem Mann und in Ihrer Ehe? Denn wenn die andere Dame irgendwann einmal nicht mehr da sein sollte, könnte eventuell die nächste auftauchen und sie beide stehen vor dem gleichen Problem.
Es ist Ihr Mann, der im Moment die Zügel in der Hand hält und über die Richtung, den weiteren Verlauf ihrer Beziehung entscheidet, nicht die andere Frau. Sie sind im Moment die leidendene Zuschauerin. Das ist ein enormes Ungleichgewicht. In einer Beziehung ist es jedoch wichtig, ein halbwegs harmonisches Gleichgewicht zu erhalten, in dem beide die Zügel in der Hand halten und nicht das Gefühl haben, der Boden unter den Füssen würde einem weggerissen. Meines Erachtens nach ist es hier wichtig, dass sie beide sich -am besten im Rahmen einer Paartherapie- intensiv und regelmäßig ohne Vorhaltungen und Vorwürfe aussprechen und erkunden, was genau in der Ehe nicht so gut gelaufen ist, was sie beide an sich vermissen, was sie beide brauchen, sie sich gegenseitig unterstützen in einem Prozeß, der einige Geduld erfordert. Klare Standpunkte und Prinzipien müssen gesetzt werden. Geben Sie ihm immer wieder in einem ruhigen Gespräch zu verstehen, dass Sie es nicht akzeptieren, wenn er Kontakt zu einer Frau pflegt, in die er verliebt ist. Er muss die Kontrolle über seine Gefühle wiedererlangen und sich für einen Stuhl, sprich für eine Frau entscheiden. Das ist möglich, zumutbar und Ihnen gegenüber auch nur fair.

Zusammenfassend möchte ich Ihnen nahelegen: Vereinbaren Sie mit Ihrem Mann regelmäßige, verpflichtende Gesprächstermine (wöchentlich, 2-3 Mal die Woche, je nach Bedarf ), an denen Sie beide sich an einem neutralen Ort ruhig aussprechen und Stück für Stück näher kommen können. Unternehmen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern regelmäßig etwas. Bei Bedarf schicke ich Ihnen Tipps zu Kommunikations- und Problemlösungsfertigkeiten zu. Schreiben Sie mich einfach an!

Liebe Minka, ich wünsche Ihnen viel Kraft, Mut und Geduld für diesen Prozess.
Alles Gute!

Ihre Agnes Skupinski-Schwarz
-Paartherapeutin-
Bewertung durch den Fragensteller:





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