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Ich warte seit 15 Jahren auf den Heiratsantrag, aber mein Lebensgefährte hält mich hin und verunsichert mich!!

Enibas (w, 30) aus Niederösterreich :

Liebes Beratungsteam,
ich bin mit meinem Lebensgefährten seit 15 Jahren zusammen, wir haben auch 4 Jahre lang ein Haus gebaut, in dem wir jetzt zusammen leben, aber ich blicke bei meinem Liebsten einfach nicht durch, ob er mich nun heiraten will oder nicht.

Vor 6 Jahren hat er mich gefragt , ob ich mich ihm verloben wolle, aber nicht ob ich ihn heiraten will. Vor 2 Jahren haben wir über unsere Hochzeit gesprochen, wie wir sie gerne hätten, wo wann und wie. Wir waren uns mit allem einig. Letztens hatten wir schon unseren 15. Jahrestag und da hätte ich mir eigentlich erhofft, dass die große Frage endlich kommt.

Aber mein Freund ist halt kein Romantiker, also erwarte ich auch nicht weiß Gott was für einen Antrag. Ich habe ihm aber auch damals gesagt , dass ich einen richtigen Antrag von ihm haben möchte, wenn er mich heiraten will.

Wir sparen auch schon lange auf eine Hochzeit. Aber wenn ihn andere Leute Fragen, wann es bei uns soweit sei, dann meint er immer nur: „Ach, so eilig haben wir es nicht, ist ja noch Zeit, wer weiß, ob wir überhaupt mal heiraten!“

Und ich steh dann immer ziemlich dumm daneben und frage mich was das eigentlich soll!? Da ich mich aber nicht wie eine Furie aufführen will, mache ich gute Miene zu bösem Spiel und spiele ich einfach immer mit, obwohl es mich eigentlich immer wieder sehr verletzt, wenn er so redet.

Wenn ich dann die Aussprache mit ihm suche, wird er sauer, weil er es haßt, wenn ich ihm ein schlechtes Gewissen mache. Wie soll ich mich verhalten? Was mach ich falsch? Für einen helfenden Rat wäre ich Ihnen sehr dankbar! Eniba

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Hallo, liebe Eniba!
Vielen Dank, daß Sie uns hier so vertrauensvoll Ihr Herz ausschütten! Gerne will ich versuchen Ihnen einen Weg aus Ihrer so bedrückenden, schon viele zu lange dauernden und deshalb sehr demütigenden Heirats-Zwickmühle zu helfen.

Das von Ihnen beschriebene Problem beobachten wir Berater in zunehmendem Maße bei vielen jungen Frauen, die sich nichts sehnlicher wünschen, als daß der langjährige Liebhaber und Lebenspartner endlich die entscheidende Frage stellen möge! Aber die Herren der Schöpfung sehen dazu vielfache keine rechte Notwendigkeit mehr, sondern ehern im Gegenteil, fürchten sie eine deutliche Verschlechterung Ihrer Liebes- und Rechtslage auf sich zukommen und wollen deshalb diese Entscheidung oft am liebsten ganz unter den Tisch fallen lassen.

Während man vor noch nicht allzu langer Zeit zuerst die bewußte Frage stellen, also sich verloben mußte, bevor einem die Liebste das Kammerfensterl öffnete, so ist es heute meist genau umgekehrt. Ja es entstehend zunehmend sogar langjährige eheähnliche Verbindungen samt Hausbau und Kindern, ohne daß es überhaupt zu einem Heiratsantrag und offizieller Eheschließung kommt.

Viele Paare entscheiden sich heute oft erst nach dem Beginn einer Schwangerschaft für das Heiraten, damit das Kind in geordnete Verhältnisse hineingeboren wird. Aber genau das ist für viele Männer auch der Grund die Heiratsfrage ewig hinaus zu schieben, weil sie Heiraten eben auch mit Kinderkriegen verbinden und darnach leider oft so gar keine Sehnsucht haben.

Die Gründe dazu sind in einer ungute wohlstandsverwöhnten Bequemlichkeit und einer unreifer scheu vor Verantwortung, dauerhafter Bindung und die damit zusammenhängenden Verpflichtungen zu suchen. Das führt leider dazu, daß immer mehr gute, liebenswerte - auf eine richtige Familie mit Kindern und festlichem Treuversprechen hoffende - junge Frauen, zunehmend vergeblich auf das so lange erträumten Läuten der Heiratsglocken warten.

In Ihrem speziellen Falle, liebe Eniba, kommt aber - nach meiner Einschätzung - noch ein massives Kommunikations- und Verständigunsproblem dazu, denn Ihr Lebensgefährte - nennen wir ihn Erwin - hat Sie ja schon vor langen 6 Jahren gefragt, ob Sie sich mit ihm verloben wollen! Aber Sie haben dies leider nicht gelten lassen, weil Sie Ihre eigenen Vorstellungen von der Art und Wortwahl eines Heiratsantrages haben, wie Sie es vielleicht in amerikanischen Seifenopern gesehen haben und es in Deutschland bisher gar nicht so üblich war, weil wir Deutsche meist mehr an der tiefen Ernsthaftigkeit einer Sache interessiert sind, als an der äußeren Form.

Mit der seinerzeitigen Ablehnung des Verlobungsantrages, haben Sie sich aber leider einen Bärendienst erwiesen, denn eine Verlobung ist ja nichts anderes als ein ernsthaftes Heiratsversprechen. Anstatt also Ihren Erwin beim Wort zu nehmen und auch gleich nach dem Hochzeitstermin zu fragen, haben Sie diesen seinen Antrag als von der Form her unzureichend abgelehnt und den guten Mann damit in unnötiger Weise gedemütigt und in seinem männlichen Stolz gekränkt, wofür er Sie jetzt zappeln läßt und vielleicht sogar die Lust zum heiraten ganz verloren hat!

Ihr Kaprizieren auf einen „richtigen Antrag“ kommt mir so vor, als ob Sie beim Kauf eines Buches der schöne Umschlag und die kunstvoll gestaltete Buchdeckel mehr interessieren würde, als der Inhalt. Natürlich ist es schön, wenn beides zusammen kommt, aber beim Buch und im Leben kommt es letztlich immer sehr viel mehr auf den den Wert und die Güte des Inhaltes an und nicht so sehr auf die äußere Form!

Außerdem sehe ich in Ihrer Partnerschaft auch typische männliche-weibliche Kommunikations-Gegensätze. Zum Beispiel vergewaltigen Sie Ihre Seele in dem Sie die berühmte „Miene zu bösem Spiele“ machen anstatt klipp und klar zu sagen, daß Ihnen der lieblose Eiertanz „ob oder ob nicht nicht“ so ganz und gar nicht gefällt und Sie endlich den längst überfälligen Hochzeitstermin festlegen wollen, da ja auch das Kinderkriegen bei einer Frau über 30 nicht leichter wird, wie die zunehmende Zahl von Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch beweist. Dies könnten Sie durchaus in der Sache deutlich, aber in der Form verbindlich sagen, ohne daß Sie wie ein Furie auftreten müssen, wie Sie bisher befürchteten.

Ich habe auch das Gefühl, daß Sie nicht gewohnt sind, mit Ihrem Partner regelmäßig in liebevoller aber wahrhaftiger Weise, ganz offen und frei über Ihre Gedanken, Gefühle, Wünsche und Sorgen zu reden, was ich als eine der wichtigsten Grundlagen einer gelingen Partnerschaft ansehe! Wenn Sie es dann, nach einer ärgerlichen „Miene zu bösem Spiel“ dann von Groll erfüllt, doch mal versuchen, so ist es für Ihren Mann sicherlich nicht leicht zu verkraften und er blockiert dann verständlicher Weise das für ihn höchst unangenehme Gespräch.

Würden Sie aber dagegen bei einem schönen Spaziergang, oder einem anderen gemütlichen Beisamensein, ihm liebevoll für die so langjährige treue und gute Liebespartnerschaft danken und ihn bitten gemeinsam den Hochzeitstermin festzulegen, ohne unbedingt auf Ihrer Form des Antrages zu bestehen, so hätten Sie sicherlich viel besser Aussichten endlich den Gang zum Hochzeitsaltar anzutreten.

Liebe Eniba, ich hoffe, daß ich Ihnen mit meinen Worten wieder neuen Mut machen und Ihre Frage beantworten konnte, was Sie bisher vielleicht falsch gemacht hatten und wünsche ich Ihnen nun von ganzem Herzen gutes Gelingen Ihrer Heiratspläne zur Familiengründung, die dann hoffentlich auch bald von frohem Kinderlachen mit frischem Leben erfüllt werden wird.

Für heute Grüße ich Sie recht herzlich als Ihr
Psychomeda-Berater Rainer J. G. Schmidt
Dipl. Sozialpädagoge mit positiver Psychologie
Rainerjg@T-Online.de – www.Rainer-JGS.de

P.S.: Wenn Sie noch Fragen haben oder eine Beratung wünschen, so können Sie sich schriftlich oder telefonisch unter 09961/7255 gerne direkt an mich wenden. Vergessen Sie aber bitte nicht, diese kostenlose Antwort zu bewerten und kurz zu kommentieren, denn ich wüßte doch gerne, ob ich Ihnen mit meiner Antwort helfen konnte. Herzlichen Dank und alles Gute!
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