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Ich möchte meinen Kindern nicht die Familie nehmen

Mausxyz (w, 37) aus Hamburg : Hallo.

Ich bin seit 14 Jahren verheiratet und habe zwei Kinder. Ich und mein Mann hatten ein normales Leben. Als ich meinen Mann kennengelernt habe, ist es mir aufgefallen, dass er viel Alkohol getrunken hatte. Ich habe mich dennoch auf ihn eingelassen mit dem Vertrauen, dass es anders sein wird. Es war auch besser.

Doch nach zehn Jahren kam das Problem erneut auf. Mein Vater war Alkoholiker.Ich habe meinem Mann gesagt, dass ich das nicht tolerieren kann, wenn er weiter trinkt. Irgendwann kam der Tag, an dem für mich das Fass zum Überlaufen kam. Wir haben eine Therapie angefangen und haben unsere Fehler erkannt aber ich kann ihm diesen Vertrauensbruch nicht verzeihen.

Genau in dem Moment habe ich einen anderen Mann kennengelernt. Als mein Mann das von S. und mir erfahren hat, fing er an zu kämpfen. Ich habe das Gefühl, dass es falsch ist, mich zu trennen - NUR der Kinder WEGEN. ICH möchte nur glücklich sein. Mein Mann hat mich sehr sehr verletzt. Ich möchte meinen Kindern nicht die Familie nehmen, die ich mir selbst gewünscht habe. Ich bin selbst ein Scheidungskind.

Kann ich meinen Kindern das antun und gehen, obwohl der Kindesvater mich verletzt hat und sich jetzt wieder geändert hat? Ich habe das Gefühl, dass ich egoistisch bin, wenn ich ausziehen würde. Ich habe auch das Gefühl, dass ich Schuld sei, dass ich die Ehe nicht retten konnte.

Ich liebe S. Und fühle mich frei und glücklich. Ich habe aber dennoch ein schlechtes Gefühl, wenn ich meinen Mann verlassen würde. Warum ist das Gefühl da? Ich liebe S. uns nicht meinen Mann.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Mausxyz,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage.

Die Beziehung zu Ihrem Mann scheint mir eine Reinzenierung Ihrer elterlichen Beziehungserfahrung zu sein. Wir suchen uns oft Beziehungspartner, die in gewisser Weise den einen oder anderen Elternteil repräsentieren und inszenieren damit die elterliche Beziehungsdynamik nochmals neu. Der Grund dafür ist, dass wir auf seelischer Ebene bestrebt sind, den alten, ungelösten Konflikt aufzulösen.

Ihr Vater war Alkoholiker und Sie suchten sich einen Partner, der ebenfalls ein Alkoholproblem zu haben scheint. Jetzt, nachdem Sie jahrelang unter seinem Verhalten gelitten haben und sich sehr verletzt fühlen, kommen Sie an den Punkt, an dem Sie nur noch gehen wollen. Zumal Sie jetzt auch einen Mann kennengelernt haben, mit dem Sie sich sehr glücklich fühlen.

Doch Sie möchten Ihren Kindern nicht die Familie nehmen. Waren es bei Ihren Eltern vielleicht ähnlich? Fiel es Ihrer Mutter auch schwer, sich wegen der Kinder zu trennen? Und hatten Sie als Scheidungskind damals auch das Gefühl, Sie müssten die Familie zusammenhalten und dass Sie Schuld sind, wenn Ihre Eltern sich trennen?

Wie es auch gewesen sein mag - das Wichtigste ist, dass Sie und Ihre Kinder glücklich leben können. Wenn es Ihnen als Mutter gut geht und Sie selbstverständlich für sich sorgen und damit ein Modell vorleben, in dem man sich für oder gegen einen Partner entscheiden darf - Betonung auf darf - dann werden Ihre Kinder verinnerlichen, dass auch sie später nicht in Beziehungen ausharren müssen, die ihnen nicht gut tun. Sie bekommen dann von Ihnen die Wichtigkeit der Selbstfürsorge gespiegelt und das ist viel ehrlicher und persönlichkeitsstärkender, als eine Familie zusammenzuhalten, die längst keine mehr ist.

Denn auch Ihre Kinder spüren, dass ihre Eltern keine harmonische und liebevolle Beziehung mehr führen und leiden vermutlich darunter. Das kann auf eine Weise geschehen, die Sie vielleicht gar nicht merken, weil Kinder Ihre Eltern meist nicht noch zusätzlich belasten wollen.

Sie lieben Ihren Mann nicht mehr. Stehen Sie dazu und folgen Sie Ihrem Herzen. Ich bin sicher, Sie werden mit Ihrem Mann Möglichkeiten finden, sich die Betreuung der Kinder zu teilen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute. Falls Sie noch weitere beratende Unterstützung benötigen, bin ich gerne für Sie da.

Viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie
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