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Ich habe keine Gefühle mehr für ihn - er kontrolliert mich nur noch!

Saskia (w, 36) aus Belgien: Hallo,
ich bin Saskia, 36 Jahre jung, Mutter von 3 Kindern (9,7,2. Seit 13 Jahren in einer Partnerschaft davon 9 Jahren verheiratet.
Ich bin vor 3 Jahren aus dem Berufsleben ausgestiegen (vorerst), da ich zu dem Zeitpunkt niemanden hatte, der mich unterstützt hätte, was die Betreuung der Kinder angeht. Seitdem fing es schleichend an, anfangs hielt ich es noch für 'normal ', dass er alles kontrollieren muss, sei es Bank Angelegenheiten ... Ich war und bin finanziell auf mich allein gestellt, habe nie Unterstützung erhalten, sei es von meinen Mann noch von sonst wem. Aber in seinen Augen gab/gebe ich zu viel Geld aus, ich hab nicht viel (da ich nur einen Ausgleich erhalte), aber trotzdem muss er immer wieder kontrollieren, ob es finanziell klappt (was er wirklich nicht nötig hat). Ich bin ständig alleine mit den Kinder und dem Haushalt, da er meint, immer arbeiten gehen zu müssen. Ich komme mir vor, als wäre ich seine Mutter, nicht seine Frau. Ich schätze ihn, aber mehr auch nicht, ich habe keine Gefühle mehr für ihn. Trotzdem fällt es mir schwer, diesen Schritt zu machen.
Ich fühle mich wohler wenn ich mit meiner Freundin rede, sie versteht mich voll und ganz. Ich fühle mich auch wohler, wenn ich alleine bin, gehe jeder Zärtlichkeit aus dem Weg. Sei es eine Umarmung noch etwas anderes.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Saskia,

vielen Dank für Ihr Vertrauen und den Mut, dass Sie sich mit Ihrem Anliegen an das Psychomeda-Team wenden. Den ersten Schritt haben Sie schon gemacht, indem Sie die Situation in Ihrer Beziehung überdenken und sich fragen, ob Sie so weiterleben möchten. Das ist wichtig, denn je länger eine Beziehung dauert, desto selbstverständlicher wird sie - wie die Luft zum Atmen. Sie ist immer da. Nicht der Rede wert. Ihr schleichendes Absterben bemerken wir überhaupt nicht.

Ich möchte nun einige Ihrer Gedanken und Befürchtungen aufgreifen in Bezug auf die veränderten Rollen, die sie beide seit 2 Jahren eingenommen haben. Sie waren durch Ihre Berufstätigkeit gewohnt, finanziell unabhängig von Ihrem Mann zu sein. Das bedeutet auch, dass sie eigenverantwortlich entscheiden konnten, wie Sie mit Ihrem Geld haushalten. Ihr Mann dagegen hat nun die Rolle des alleinigen Ernährers übernommen. Diese Rolle bedeutet für Ihren Mann auch mehr Verantwortung, die er auch verstärkt übernommen hat. Versuchen Sie vielleicht einmal, diese Kontrolle und sein Pflichtbewusstsein für die Arbeit als Fürsorge für Sie und Ihre Kinder zu sehen.

Sie haben Ihre Berufstätigkeit aufgebeben, da Sie zum damaligen Zeitpunkt keine Möglichkeit hatten, eine Betreuung für Ihre Kinder sicherzustellen. Nun sind Sie seit 2 Jahren aus dem Berufsleben heraus und haben mehr oder wenig unfreiwillig die Mutter- und Hausfrauenrolle übernommen. Sie fühlen sich in dieser Rolle jedoch nicht wohl, Ihnen fehlt die Wertschätzung und Aufmerksamkeit von Ihrem Mann. Sie sehen sich nicht mehr als gleichwertige und begehrenswerte Partnerin. Entziehen Sie sich deshalb emotional Ihrem Mann und lassen keine Zärtlichkeiten mehr zu? Sie sagen, dass Sie ihn noch schätzen. Überlegen Sie vielleicht einmal, wie es am Anfang Ihrer Beziehung war. Was haben Sie besonders an ihm gemocht? Welche gemeinsamen Unternehmungen haben Sie unternommen? Welche gemeinsamen Interessen gibt es? Wie hat er Sie zum Lachen gebracht? Es ist wichtig, diese Gemeinsamkeiten in einer Partnerschaft zu pflegen und am Leben zu erhalten.

Ich habe bei Ihnen beiden das Gefühl, dass es Ihnen an Zweisamkeit als Paar fehlt. Schenken Sie sich wieder gegenseitige Aufmerksamkeit und das muss nicht nur mit Sex zu tun haben. Vielleicht tut es Ihrer Liebe ebenso gut, wenn Sie einfach am Abend einen Film zusammen schauen oder eine Pizza beim Lieblingsitaliener um die Ecke essen. Hauptsache Sie zelebrieren Ihre Paarverbindung. Lernen Sie sich wieder neu kennen. Es ist natürlich mit kleinen Kindern immer schwierig, sich solche Freiräume zu schaffen. Bitten Sie Ihre gute Freundin, dass Sie abends einmal Ihre Kinder hütet und verabreden Sie sich zu einem Date - gehen Sie z. B. schick Essen oder ins Kino. Vor allem reden Sie wieder miteinander über Ihre Wünsche, Ziele und Bedürfnisse. Es ist wichtig, dass Sie Ihren Mann wieder an ihrem Leben teilhaben lassen. Eine gute Freundin zu haben, mit der man über alles reden kann, ist ein großes Glück. Diesen Kontakt sollten sie auch weiterhin aufrechterhalten, denn er tut ihnen gut. Eine gute Freundin ist wichtig, kann aber nicht das Vertrauen, die Wertschätzung und die Gemeinsamkeiten einer glücklichen Paarbeziehung ersetzen.

Sollten Sie jedoch zu dem Schluss kommen, dass es keine Gemeinsamkeiten in Ihrer Beziehung mehr gibt, auf die sie beide Aufbauen und emotional zueinander finden können, dann sollten Sie sich mit dem Gedanken einer Trennung auseinandersetzen. Dies sollten Sie aber nicht vorschnell entscheiden, geben Sie sich vorher ausreichend Zeit, sich Ihren eigenen Vorstellungen und Wünschen an eine Partnerschaft bewusst zu werden. Hierbei könnte Ihnen z.B. auch ein Coaching helfen.

Ich hoffe sehr, dass ich Ihnen mit meinen Anregungen und Überlegungen ein Stück weit weiterhelfen konnte, mehr Klarheit in Ihre Situation zu bringen. Ich wünsche Ihnen, liebe Saskia, viel Mut und Zuversicht auf Ihrem weiteren Weg.

Viele Grüße aus Königstein
Barbara Atzeni

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