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Ich habe Angst mich zu trennen, da ich die Einsamkeit fürchte!

Neo (m, 33) aus Hannover : Hallo,
ich stecke in einer frustrierenden Beziehung/Ehe, traue mich aber nicht mich zu trennen. Die Angst vor „ewiger“ Einsamkeit und einem großen Fehler zu begehen, der durch Wut und Frustration entstand. Ich befürchte, dass sich da ein großer Schleier aus den genannten Teilen um meinen Verstand gebildet hat und dass ich später nach vollzogener Trennung schockiert auf das Gesamtbild sehe und erkenne, dass ich es eigentlich doch so gut hatte.

Ich lebe seit 8 Jahren mit meiner jetzigen Frau zusammen. Wir hatten gute und schlechte Zeiten. Auch dieses Jahr noch. Es gibt auch immer noch Momente, in denen ich mich sehr wohl mit ihr fühle und das Gefühl habe, wichtig zu sein.

Doch sehr oft bin ich froh, wenn ich sie nicht sehen muss. Zu viele Streits (sogar über Klo-Deckel ca. eine Woche), wegen unterschiedlicher Prioritäten, Humor, Intersessen, etc.

Wir konnten nicht zusammen „wachsen“. Eigentlich nur jeder für sich. Ich vertaue ihr nicht mehr. Therapie habe ich schon mit ihr versucht. Habe teils Angst, wenn sie nach Hause kommt.

Ich habe aber keinen wirklichen Freundeskreis und wäre erstmal auf mich gestellt.

Ich habe schon zig mal im Kopf und auf Listen die pro und contras abgewürgt, komme aber nicht zu einer klaren dauerhaften Meinung. Soll ich nochmal versuchen, um die Beziehung zu kämpfen? Und wenn, dann wie, damit ich wieder glücklich bin? Oder sollte ich mich trennen? Diese Frage würde ich gern weiter geben

Ich hoffe,ich konnte das Wichtigste gut und verständlich zusammenfassen.

Im Voraus schon mal vielen Dank !

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber Neo,

vielen Dank für den Mut und die Offenheit, uns Ihr Problem anzuvertrauen. Ich kann sehr gut nachempfinden, wie Sie sich im Moment fühlen. Die Frustration einer unbefriedigenden Beziehung und die Angst vor einer Trennung mit allen Konsequenzen belastet Sie sehr. Sie fürchten sich einerseits vor einer Entscheidung, andererseits möchten Sie eine Veränderung herbeiführen.

Zunächst möchte ich auf Ihre Frage eingehen, ob Sie einen Fehler machen, wenn Sie sich trennen. Diese Frage kann ich Ihnen und niemand auf der Welt beantworten, denn es könnte ebenso ein Fehler sein, wenn Sie sich nicht trennen. Sie sehen, dass viele Entscheidung im Leben getroffen werden, obwohl der Ausgang ungewiss ist. Das ist auch gut so, denn in der Regel lernen und wachsen wir aus unserer eigenen Erfahrung. Dies bedeutet, dass wir auch Fehler machen müssen.

Im Moment sehe ich jedoch nicht, dass Sie eine Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt treffen müssen. Im ersten Schritt sollten Sie sich mit Ihrer Angst vor dem Alleinsein auseinandersetzten. Ich weiß nicht, welches Thema Sie bereits mit Ihrem Therapeuten oder Ihrer Therapeutin bearbeitet haben, aber hier sehe ich eine starke emotionale Abhängigkeit von Ihrer Partnerin, die Ihnen keine Möglichkeit lässt, sich aus freien Stücken zu trennen. Emotionale Abhängigkeit hat ihre Ursachen häufig in einer tiefergehenden Persönlichkeitsstörung und einem stark verminderten Selbstwertgefühl. Gerade dies führt in meinen Augen auch zu Ihrer Ausweglosigkeit und der Zukunftsangst. Sie sitzen quasi in einer Beziehungs-Zwickmühle, die Ihnen die Sicht auf Ihr eigenes Leben und die damit verbundenen Möglichkeiten versperrt. Hier rate ich Ihnen dringend nochmals professionelle Hilfe bei einem Therapeuten zu einzuholen.

Da Sie berichten, dass Sie keinen Freundeskreis haben, gehe ich davon aus, dass Sie auch Ihre eigenen Interessen im Laufe der Beziehung aus den Augen verloren haben. Es ist wichtig, gerade in Krisen-situationen, eine stabiles soziales Netzwerk zu haben. Haben Sie vielleicht Hobbies oder Interessen, denen Sie schon lange nicht mehr nachgegangen sind? Bauen Sie sich wieder Ihren eigenen Freundeskreis auf. Vielleicht rufen Sie wieder einen alten Schuldfreund an oder melden sich in einem Verein an.

Sie sehen, ich rate Ihnen zunächst, sich um Ihr eigenes Wohlergehen zu kümmern und hier Veränderungen anzugehen, die Ihnen zu mehr Selbstbewusstsein und mehr Lebensfreude verhelfen. Vielleicht können Sie sich dann auch weitere Alternativen für Ihre Zukunft vorstellen. Wie es mit Ihrer Beziehung dann weiter geht, kann ich schwer sagen. Sicherlich wird aber auch Ihre Frau eine Veränderung bei Ihnen wahrnehmen. Vielleicht können Sie sich dann wieder auf einer anderen Ebene treffen und neue Gemeinsamkeiten entdecken, die es möglich machen, wieder Nähe aufzubauen und die Grundlage für einen Neustart Ihrer Beziehung schaffen.

Es kann aber auch sein, dass Sie gelernt haben, Ihre eigenen Bedürfnisse wieder bewusster wahrzunehmen und eine Entscheidung ohne Zukunftsängste treffen können. Damit waren Sie in der Lage, selbstbestimmt eine neue Phase in Ihrem Leben anzugehen und sich für eine Trennung mit allen Konsequenzen zu entscheiden.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft, Mut und Hoffnung auf Ihrem Weg dahin

Viele Grüße aus Königstein
Barbara Atzeni
Bewertung durch den Fragensteller:
Danke für die schnelle und aufmunternde Antwort. Werde noch auf den Sätzen rumkauen





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