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Ich DARF auch für mich da sein!

Petronella (w, 68) aus Köln: Hallo,
meine 92 jährige Mutter macht mir ständig ein schlechtes Gewissen.
Ich besuche meine Mutter fast regelmäßig jeden Sonntag Nachmittag. Wenn ich dann einmal nicht kann,
macht sie mir ein schlechtes Gewissen. Ich bin noch berufstätig und habe auch nur das Wochenende um
Freunde zu treffen oder sonstige Dinge zu tun. Das interessiert meine Mutter aber nicht.
Sie erwartet dass ich jeden Sonntag komme.ihr Kommentar ist dann jedesmal der gleiche: Ich bin so enttäuscht von dir und war den ganzen Sonntag alleine.
Ich kümmere mich um alle alltäglichen Dinge meiner Mutter und habe alles geregelt. Pflegedienst, pflegestufe, gehe für sie einkaufen, backe zum sonntagsbesuch Kuchen.
Aber das alles zählt nicht wenn ich einmal nicht kann.
Ich bin nun am Ende meiner Kraft und weiß nicht wie ich damit in Zukunft umgehen soll.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Petronella,

ich kann Ihren Konflikt gut verstehen. Sie möchten für Ihre Mutter da sein, zudem macht sie Ihnen ein schlechtes Gewissen. Aber Sie brauchen natürlich auch etwas von der wenigen freien Zeit für sich.

Ich denke Ihr Kopf kennt die Antwort bereits, aber das schlechte Gewissen erlaubt es Ihnen noch nicht.
Sie dürfen, ja müssen sogar Dinge für sich tun, die Ihnen gut tun! Sie sagen selbst bereits Sie sind am Ende Ihrer Kraft. Deshalb ist es um so mehr wichtig, auf sich zu achten, denn wenn Sie krank werden hat keiner was davon, am wenigsten die Mutter.

Sprechen Sie mit Ihrer Mutter ganz offen darüber, wie es Ihnene geht. Sagen Sie ihr, dass Sie sehr gerne Zeit mit ihr verbringen, aber eben nicht viel freie Zeit haben. Sagen Sie ihr, dass Sie auch mal etwas für sich machen müssen um weiter fit zu sein und auch für sie dasein zu können. Sagen Sie ihr, dass es Ihnen weh tut, wenn sie Ihnen ein schlechtes Gewissen macht. Ich denke Ihre Mutter macht das nicht mit böser Absicht. Aus ihrer Sicht will sie damit wahrscheinlich nur ausdrücken, dass sie einsam ist und Sie liebt und gerne Zeit mit Ihnen verbringt. Ich denke, ihr ist nicht klar, wieviel Kraft und Einschränkung Sie das kostet. Versuchen Sie sie zur Perspektivenübernahme zu bekommen, so dass sie Sie mehr verstehen kann. Etwa in der Art: Mama, wie würde es dir gehen, wenn... oder: Weist du noch damals...wie es dir damit ging....?

Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit, dass andere, Geschwister, Kinder, Verwandte, Sie bei der Versorgung der Mutter unterstützen und auch mal einen Sonntag übernehmen. Sprechen Sie das Thema ganz offen in der Familie an. Sagen Sie es ganz klar: Ich kann so nicht mehr und brauche Unterstützung!
Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit eine Senioren Freizeitberteuung zu organisieren oder dass die Mutter an Seniorentreffen teilnimmt, um auch andere Kontakte zu haben, so dass sich nicht alles auf Sie beschränkt.

Arbeiten Sie auch mit Ihrem schlechten Gewissen. Reden Sie mit ihm, so als wäre es eine ständig nörgelnde Person. Sagen Sie ihm, dass Sie schon sehr viel für die Mutter machen, dass Sie auch Zeit für sich brauchen. Es bringt keinem was wenn Sie zusammenbrechen und ausfallen. Sagen Sie sich: Ich darf auch für mich da sein! Geben Sie sich selbst die Erlaubnis!
Ich weis, das ist nicht so leicht und wird nicht sofort weg gehen, aber je öfter Sie das tun, desto leichter wird es.

Ich wünsche Ihnen alles Gute, ganz viel Kraft und ein gutes Gespräch mit Iherer Mutter!
Herzliche Grüße,
Stephanie Neuwald





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