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Ist es richtig, die Familie nur noch wegen der Kinder zu behalten?

Anna (w, 40) aus Regensburg:

Ist es richtig, die Familie wegen der Kinder zu behalten?

Hallo, mein Name ist Anna, bin 40 Jahre alt. Ich und mein Mann und ich sind 5 Jahre verheiratet und haben 3 Kinder. Wir sind beide unglücklich in dieser Ehe. Alles, was uns zusammenhält, sind die Kinder.

Mein Mann denkt, dass wir die Familie wegen der Kinder behalten müssen, damit unsere Kinder in der Familie wachsen. Aber ich bin der Meinung, dass die Kinder alles fühlen und dass sie in der Familie wachsen sollen, wo die Eltern einander lieben, respektieren und schätzen. Unsere Kinder sehen keine Skandale, wir streiten nicht, aber ich meine, sie fühlen die Atmosphäre.

Wir verstehen beide unsere Verantwortung für die Kinder und jeder von uns kann sich für die Kinder zum Opfer bringen. Wir sind glücklich als Eltern, aber unglücklich als Mann und Frau. Wir könnten auch zusammen unter einem Dach bleiben, obwohl es nicht leicht waere. Das wichtigste für uns ist das Glück unserer Kinder.

Ich möchte bloß wissen, ob es richtig ist, die Familie nur wegen der Kinder zu behalten, wenn die Eltern miteinander nicht glücklich sind?

Viele Grüße
Dank im voraus für Ihre Hilfe
Anna




Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Anna,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Man kann davon ausgehen, dass Ihre Kinder sehr deutlich spüren, dass ihre Eltern sich nicht mehr lieben und nicht mehr zusammen sein wollen.

Lassen Sie uns versuchsweise die Perspektive der Kinder einnehmen: Als Beziehungsmodell bekommen sie momentan vorgelebt, dass man zusammenbleiben muss - wegen der Kinder, also wegen ihnen. Sie machen die Erfahrung, dass man sich nicht trennen darf, auch wenn man unglücklich ist. Einerseits hat ein Kind verständlicherweise den innigen Wunsch, dass die Eltern unbedingt zusammenbleiben sollen. Andererseits spüren sie laufend, dass etwas nicht kongruent ist - nicht in Übereinstimmung - bei den Bindungspersonen, die ihnen sehr nahe stehen. Diese Diskrepanz müssen sie in sich selbst emotional überwinden und in Übereinstimmung bringen. Es erfolgt eine innere Anpassungsleistung, die letztlich ebenfalls zur Verdrängung und zur Verleugnung führen muss.

Im späteren Leben könnte es sein, dass sie sich scheuen, tiefere Beziehungen einzugehen, weil sie fürchten, darin emotional gefangen zu sein. Sie entwickeln Bindungsängste und können sich nicht einlassen. Denn es fehlt die Erfahrung, dass eine Trennung ein ganz normaler Teilaspekt einer Beziehung ist und auch sein sollte. Bitte verstehen Sie dies nur als Hinweis, als mögliche Vorausschau.

Für viele Menschen ist Trennung oft sehr eng mit einem Gefühl des Versagens oder des Scheitern verbunden. Man hat es nicht geschafft, die Beziehung oder die Ehe zu retten. Oftmals liegen dahinter tiefere Verlustängste, Angst vor dem Verlassenwerden oder Alleinsein, also unangenehme Gefühle, die unbedingt vermieden werden sollen.

In Ihrer Partnerschaft ist es jedoch anders: Sie sehen und spüren beide sehr deutlich, dass Ihre Beziehung zu Ende ist. Darin liegt eine akzeptierte Klarheit, die sie als Paar im Alltag auch schon leben. Es würde jetzt darum gehen, diese Klarheit nicht weiter verstecken zu wollen, sondern sie auch offen zu leben und die Bedingungen Ihrer Elternschaft und des familiären Zusammenhaltes neu zu verhandeln. Wenn ich Ihre Zeilen lese, bin ich sicher, dass ihnen das als Paar in voller Verantwortung für alle Beteiligten gut gelingen wird.

Wenn Ihre Kinder dann erleben, dass ihre Eltern wieder zufriedener sind, wird es ihnen leichter fallen, die Trennung zu verarbeiten. Denn wenn es Ihnen und Ihrem Mann wieder besser geht, können sie auch als Elternteil wieder authentischer und klarer für ihre Kinder präsent sein.

Ich wünsche Ihnen alles Gute. Über ein kurzes Feedback würde ich mich freuen.

Viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie
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