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Eigentlich sollte ich glücklich sein in meiner Beziehung, aber....

Jessi (w, 29) aus Karlsruhe: Mein Freund ist ein lieber Mann und wir sollten eigentlich glücklich sein. Leider streiten wir uns fast täglich. Gründe sind meist Dinge aus der Vergangenheit, die mir spontan einfallen z.B. seine Exfreundin. Sie ist eine nette Person, die in der Schule ein Mobbingopfer war. Allein durch die Tatsache, dass er mit ihr zusammen war, fühle ich mich hässlich. In die Schule bin ich gern gegangen und habe keine negativen Erinnerungen daran. Außerdem möchte er, dass ich jeden Tag Feinstrumpfhosen trage, denn nackte Beine findet er unerotisch. Ich mag keine Strumpfhosen sondern meine Jeans. Hierbei habe ich das Gefühl es ihm nicht recht machen zu können und fühle mich obendrein nicht begehrt von ihm. Leider äußert er seine Gefühle zu mir auch nur selten. Ich mag ihn sehr, aber ich bekomme fast täglich starke Heulkrämpfe, weil ich es nicht mehr aushalte. Ich beleidige ihn dabei, seine Exfreundin erwähne ich dabei und lasse kein gutes Haar an ihr. Ich kann mich einfach nicht zusammenreißen. Die Gedanken an eine Exfreundin, die von anderen nicht akzeptiert und über die gehänselt wurde zusammen mit diesem ständigen Tragenmüssen von Strumpfhosen machen mich psychisch fertig. Er sagte auch mal, dass er dann jedem anderen Rock hinterher sehen muss, wenn ich keine Strumpfhosen trage. Ich habe die Befürchtung depressiv zu werden.
Ich weiß nicht, ob mit mir etwas nicht stimmt oder ob es gar nicht an mir liegt und ich vielleicht die Beziehung beenden soll, die sonst sehr schön ist. Aber die Gedanken lassen mich nicht los.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Jessi,

ganz schön verworren Ihre Situation und mehrere Anliegen darin verpackt.

Zum einen die Vorstellung, eigentlich glücklich sein zu müssen, weil Ihr Freund ein lieber Mann ist und dann zu sehen, darum allein geht es nicht. Sie streiten fast täglich, Sie fühlen sich schlecht im Vergleich mit seiner Exfreundin. Das hat etwas mit Ihrem Selbstwertgefühl zu tun. Einerseits wurde sie gemobbt, andrerseits war Ihr Freund mit ihr zusammen, das ist irgendwie unverständlich für Sie. Ich vermute auch, dass Sie eifersüchtig sind, also schlecht Vertrauen aufbauen können und evtl. unter Verlustangst leiden.

Hinzu kommt die Vorliebe Ihres Freundes. Das kann unter der Bezeichnung Fetisch laufen, auf jeden Fall prallt es auf Ihre Abneigung gegen Strumpfhosen, Sie fühlen sich nicht geliebt und wahrgenommen, was sich zunehmend auf Ihre Stimmungslage auswirkt. Die Angst, dass er dann anderen Frauen hinterher sieht, womöglich eine andere kennenlernt, das macht Sie unglücklich und verzweifelt und das kann ich sehr gut verstehen. Es ist auch ein bisschen wie Erpressung, wenn Sie nicht wollen, dann schaut er eben woanders... Irgendwie demütigend und auch verunsichernd, nicht wahr?

Ich bin sicher, dass mit Ihnen soweit alles stimmt, bestimmte Vorlieben hat jemand oder eben nicht, es kommt darauf an, ob Sie sich arrangieren können mit ihrem Freund oder ob es unmöglich ist. Dafür wäre aber auch wichtig, dass er kompromissbereit ist. Evtl. wären einige Therapiestunden für Sie von Vorteil, um einmal Ihrer Eifersucht und der Verlustangst auf die Spur zu kommen. Das können Erlebnisse aus der Kindheit sein, brüchige Beziehungen, z.B. Scheidung der Eltern, nicht eingehaltene Versprechen von wichtigen Bezugspersonen und andere Dinge mehr.

Die Frage, ob Sie die Beziehung beenden sollen, kann ich Ihnen nicht beantworten. Das ist Ihre Entscheidung, jedoch stimmt mich Ihre Aussage, fast täglich Weinkrämpfe zu haben, schon bedenklich. Das ist sicher nicht das, was Sie sich vorstellen unter einer glücklichen Beziehung, täglicher Streit und Weinen. Wichtig ist wirklich, dass Sie in sich hineinhören und ehrlich mit sich selber sind. Wägen Sie auch ab, was den meisten Platz einnimmt, wie voll Ihr Kopf ist jeweils positiv und negativ, wie Sie die Beziehung erleben. Als etwas Bereicherndes, aus dem Sie Kraft schöpfen können oder als etwas, das Sie herunterzieht und Ihnen Ihre Energie wegnimmt. Entscheiden Sie dann in Ihrem Sinn.

Ich wünsche Ihnen Kraft und Klarheit sowie eine gute Entscheidung, wie auch immer die ausfallen mag!

Herzliche Grüße

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie

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