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Kann ich mich an den Therapeuten meiner Frau wenden?

Luksch (m, 32) aus Kassel:

Meine Frau ist seit ~4 Jahren in psychologischer Behandlung wegen Zwangsgedanken. Der Zustand hat sich seitdem nicht merklich verbessert, es wird (überspitzt) alle zwei Wochen eine neue Sau durchs Dorf gejagt, was mich, und damit natürlich auch unsere Beziehung, furchtbar belastet.

Nun haben wir seit einigen Monaten eine Episode, aus der sie nicht raus kann. Sie leugnet, dass die Episode was mit ihrem Krankheitsbild zu tun hat, sie will nicht, dass ich mit zu ihrem Therapeuten komme und wir streiten uns nur noch, eben genau wegen der Episode.

Ich bin verzweifelt und glaube, dass vielleicht eine Intervention oder ähnliches helfen würde... ich weiss auch nicht, ob sie mit ihrem Therapeuten überhaupt über die aktuelle Situation spricht. Ich weiß nur, dass ich mittlerweile öfter über eine Trennung nachdenke.

Die Frage, die mich umtreibt ist: ist es (vor allem für den Therapeuten) ethisch vertretbar, wenn ich mich an ihn wende, um die Situation aus meiner Sicht zu schildern? Ich würde nicht wollen, dass er mir erzählt, worüber sie sprechen oder sonst irgendwas, um Himmels Willen. Ich hoffe nur, dass er sie vielleicht erreicht, weil mit Liebe, Verständnis, rationalen Argumenten und Wutausbrüchen (in etwa in der Reihenfolge) erreiche ich leider nichts und komme nicht an sie ran.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber Luksch,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Ich kann es gut verstehen, dass Sie Ihre Beziehungssituation als sehr belastend empfinden. Obwohl Ihre Frau seit 4 Jahren Therapie macht, scheint sich wenig an Ihrer Zwangserkrankung zu verändern, sondern es kommt nur zu thematischen Verschiebungen.

Zwangsgedanken/-störungen gelten allgemein als schwer therapierbar und der Erfolg einer psychotherapeutischen Behandlung hängt im Wesentlichen davon ab, wie sehr der Betroffene bereit ist, sich den eigenen, neurotisch verkapselten Ängsten zu stellen. Leider beschreiben Sie nicht, welche Episode gerade immer wieder zu Streit führt, so dass ich Ihnen dazu inhaltlich nichts weiter raten kann.

Es steht Ihnen frei, den Therapeuten Ihrer Frau anzurufen. Doch er wird wenig für Sie tun können, da er der strengen Einhaltung der Schweigepflicht unterliegt, Ihre Frau als Patientin primär behandelt und keine Paartherapie mit ihnen durchführt. Er wird auch den therapeutischen Prozess, in dem Ihre Frau sich gerade befindet, nicht beschleunigen oder gar durch irgendwelche Interventionen 'verbessern' können, weil dies alles maßgeblich von der Bereitschaft Ihrer Frau abhängt.

Ein Therapeut kann nur den geschützten Behandlungsrahmen zur Verfügung stellen, die Arbeit selbst macht der Klient. Deshalb ist auch die Psychotherapie kein Allheilmittel - auch wenn es manchmal den Anschein hat - sondern nur wirksam, wenn der Klient motiviert, offen und bereit sind, die verdrängten psychischen Anteilen zu konfrontieren. Und oft gelingt es trotz jahrelanger Therapie nicht, eine bestimmte Schwelle zu überschreiten und der Betroffene kann dann nur lernen, mit seiner Erkrankung besser umzugehen.

Entscheidend ist, Sie sind an einem Punkt angekommen, an dem Sie nicht mehr weiter wissen und auch schon über Trenunng nachgedacht haben. Es wäre deshalb momentan am hilfreichsten, wenn Sie sich selbst psychologische Begleitung suchen würden, um Unterstützung und Rückhalt zu erfahren und zu besprechen, wie Sie am besten mit den Zwangsgedanken Ihrer Frau umgehen können. Vielleicht kommen Sie dabei auch zu der Erkenntnis, dass eine Trennung doch die beste Lösung ist, weil Ihre Geduld und Ihr Verständnis langsam erschöpft sind.

Ich wünsche Ihnen alles Gute. Über ein kurzes Feedback würde ich mich freuen.

Viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie



Bewertung durch den Fragensteller:
Vielen Dank für die einfühlsame und pragmatische Antwort. Selber in Therapie zugehe mm





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