Navigation Psychomeda.de
Das Psychologie-Portal

Hilfe, meine Zwangsgedanken machen mein Leben und meine Liebe kaputt!

John (m, 25) aus Siegen : Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich bin im Moment ziemlich verzweifelt. Ich bin seit etwa einem halben Jahr mit meinem Freund zusammen. Es läuft bisher sehr gut, wir haben uns gut aufeinander eingestimmt und eigentlich gibt es kaum Probleme. Seit wir zusammen sind, kommen immer wieder diese Fragen, ob er der Richtige sei, und ob es denn länger hält. Im neuen Jahr hatte ich es überwunden, aber nun sind die Gedanken wieder stärker geworden. Liebe und Gefühle Stelle ich zur Zeit weniger in Frage, sondern eher, ob er wirklich der Richtige ist. Ich hatte neulich eine Situation, da habe ich mir Bilder von ihm angeschaut und fand diese Momente wirklich schön und habe Zuneigung gespürt, aber kurze Zeit später gingen Fragen los: ist das jetzt schon Liebe, oder bloß blindes Verliebtsein? Ist das dann überhaupt was wert? Hält das überhaupt? Dann habe ich versucht, uns in drei Jahren vorzustellen, und das ging nicht. Diese Grübeleien gehen immer wieder an. Ich kenne sie aus anderen Lebensbereichen. Ich bin in Psychotherapie und habe diagnostizierte Zwangsgedanken, als Kind hatte ich teilweise auch aggressive. Das Schlimme ist, dass mich diese Gedanken zur Zeit auch von meinem Unizeug abhalten. Ich hänge fest, und ganz schnell, wenn schöne Gefühle da sind, werden diese weggegrübelt. Ich bin am Verzweifeln, weil dann zusätzlich auch noch Minderwertigkeitskomplexe hinzukommen...

Meine Frage wäre, ob es tatsächlich ROCD sein könnte, da ich ohnehin Zwangsgedanken habe und dieses Problem aus anderen Lebensbereichen kenne.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber John,

Sie schreiben hier, weil Sie verzweifelt sind.

Sie leiden unter Zwangsgedanken und sind bereits in Psychotherapie deswegen. Jetzt merken Sie, dass die Gedanken beginnen, Sie nicht nur von Ihren Aufgaben abzuhalten, die Sie für die Uni erledigen sollten - sondern sich auch auf Ihre Partnerschaft auszuweiten. Sie zweifeln an allem - das hält sie davon ab, Ihre Ziele zu verfolgen und Ihre Liebe zu pflegen, an sie zu glauben und gemeinsam voller Vertrauen in die Zukunft zu gehen.

Jetzt fragen Sie sich, ob es sich tatsächlich um ROCD (Relationship Obsessive Compulsive Disorder) handelt könnte.

Sie fragen sich, ob es sich bei der Partnerschaft um Liebe handelt - oder nur blindes Verliebtsein.

Als erstes möchte ich Sie ermutigen, sich Ihrer Therapeutin bzw. Ihrem Therapeuten anzuvertrauen. Was Sie schreiben ist Ausdruck von Zwangsgedanken. Ich finde den Namen, den Sie dem geben nicht so wichtig. Wichtiger ist, einen Weg heraus zu finden hinein ins Vertrauen und zu Ihren Gefühlen. Und ich gebe Ihnen einen Leitfaden wie das gelingen kann.

Sie schreiben ja auch, dass Sie als Kind aggressive Gedanken hatten. Das heisst, dass Sie viel Wut hatten als Kind. Und meiner Erfahrung nach werden Sie die Lösung darin finden, wenn der Therapeut mit Ihnen an diese Wut gehen kann. Womöglich merken Sie auch, dass Ihr Kiefer sehr verspannt ist oder Sie sogar nachts mit den Zähnen knirschen oder vielleicht tragen Sie sogar eine Beißschiene? Auch das kommt bei dieser unterdrückten Wut oft vor. Hinter dieser Wut verbirgt sich wahrscheinlich Trauer darüber, nicht wahrgenommen worden zu sein. Um die Wut auszudrücken was damals nicht die nötige Sicherheit und nicht die nötige Unterstützung da - und ohne diese wären Sie damals so überfordert gewesen, dass Ihr Nervensystem zusammengekracht wäre. Jetzt können Sie beginnen, das anders zu lösen. Das wird der erste Schritt sein, Ihrem Körper zu vertrauen, dass er das zu Ihrem Schutz machte und macht - und nicht deswegen, weil Sie ein Versager sind. Der erste Schritt ist diese Selbstliebe.

Sie werden feststellen, dass es nur alte Muster aus der Vergangenheit sind, die Sie heute verändern können. Weil die Aggressionen wohl angstbehaftet sind, flüchten Sie (alleine) lieber in Gedanken. Daher kommen die Zwangsgedanken. Und Sie können diese auflösen und beginnen ein anderes Leben zu leben - auch gemeinsam mit Ihrem Liebsten.

Vertrauen Sie sich dem Therapeuten an. Denn mit Unterstützung können Sie sich diesem Thema besser stellen. Alleine ist die alte Tendenz viel Größer, wieder in (Angst-)Gedanken zu flüchten. Und wenn Sie merken, dass Ihr Therapeut nicht mit diesem Thema umgehen kann, melden Sie sich gerne bei mir.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft für dieses Anliegen - vertrauen Sie sich - das schaffen Sie!

Herzlicher Gruß
Shivani Vogt

P.S. Bitte bewerten Sie diese kostenlose Antwort. Wie hilfreich war die Antwort für Sie
Bewertung:
Ich möchte mich für Ihre Antwort herzlich bedanken. Ich weiß, an welchen Punkten ich nun ansetzen muss.





Online-Beratung

Auf Psychomeda beantworten Psychologen und Therapeuten Ihre Fragen unentgeltlich. Jetzt online Ihre Frage stellen...


Therapeuten

Zuletzt aufgerufene Therapeuten-Seiten. Therapeut, Coach, Berater? Eintragen...


Beliebt auf Psychomeda


TwitterSocial Feed



Folgen Sie uns auf Twitter


Qualität

Psychomeda ist ein unabhängiges psychologisches Informations- und Beratungsportal von Psychologen und Therapeuten. Wir informieren evidenzbasiert und auf wissenschaftlicher Grundlage. Weiter