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Traumafolgestörungen nach zahnmedizinischem Eingriff - was könnte noch helfen?

simi (w, 36) aus Kempten:

Nach schwerst-traumatischer Zahnarztbehandlung vor 10 Jahren, bei der ich vor Schmerzen dachte zu sterben, habe ich bei versuchten Zahnarztbesuchen massive körperliche Symptome (Übelkeit, Sehstörungen, Unfähigkeit zu Sprechen etc.) und das Gefühl, nicht im eigenen Körper zu sein, gleich ohnmächtig zu werden und z.T. auch Erinnerungslücken nach dem Besuch. Dabei habe ich keine Angst oder sonstige emotionale Regung.

In einer Psychotherapie wurde eine PTBS mit dissoziativer Symptomatik (dissoziativer Amnesie) diagnostiziert - KEINE Phobie!

Trotz Psychotherapie hält sich die Symptomatik hartnäckig, zudem trotz jahrelanger Suche kein Zahnarzt gefunden werden konnte (selbst nicht an der Uni-Klinik), der sich Zeit nimmt, darauf einzugehen und mich nicht nur durch sein kommerziell-orientiertes Standard-Schema zu schleusen. Für Phobiker werden häufig verschiedene Sedierungsmögichkeiten angeboten, die bei mir jedoch aufgrund des Kontrollverlustes zur Verschlimmerung führen.

Inzwischen ist mir seit 3 Jahren kein Zahnarztbesuch mehr gelungen. Ansonsten bin ich gesund und lebe in einem glücklichen familiären Umfeld.
Gibt es für mich, da ich ja noch jung bin, irgendeine Möglichkeit an eine zahnmedizinische Versorgung zu gelangen?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe simi,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Was Sie erlebt haben, ist enorm traumatisch belastend. Bislang konnte Ihnen keine Psychotherapie helfen, die Traumafolgestörungen zu lindern oder gar aufzulösen, so dass ein normaler Zahnarztbesuch wieder für Sie möglich wird.

Solange die Verknüpfung 'zahnmedizinische Behandlung und Trauma' in Ihrem Nervensystem besteht, wird auch keine Behandlung möglich sein, weil Ihr Körper sich immer noch in einer nicht abgeschlossenen Verteidigungsreaktion befindet. Neurophysiologisch betrachtet, stecken Sie in einer Reaktion fest, die nicht ausgeführt werden konnte: Sie haben eine lebensdrohliche Situation erlebt, konnten sich aber nicht wehren, weil es sich um einen medizinischen Eingriff handelte, der keine Gegenwehr duldete.

So sehr das auch kognitiv und rational als notwendig verstanden wird, auf einer physiologischen Ebene läuft ein anderes Programm ab - ein biologisches Überlebensprogramm, das wir nicht beeinflussen können. So kommt es zu einer Abspaltung, die erst wieder aufgelöst werden muss, in dem die ursprünglich vorhandenen Impulse aus dem Nervensystem wieder gelöst werden - ohne dass es dabei zu einer weiteren Retraumatisierung kommt.

Ich möchte Ihnen die Traumabewältigungsmethode Somatic Experiencing nach Dr. Peter Levine empfehlen, wo u.a. ganz gezielt mit einmaligen Schockerlebnissen wie medizinschen Eingriffen gearbeitet werden kann.

Das geschieht sehr dosiert, behutsam und ressourcenorientiert, ohne dass der traumatische Inhalt im Vordergrund stehen muss. Schauen Sie, ob Ihnen diese Methode helfen könnte, diese belastende Verknüpfung wieder zu lösen. Wenn Sie SE Deutschland googeln, erhalten Sie weitere Informationen und auch eine Liste der Anwender/innen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute. Über ein kurzes Feedback würde ich mich freuen.

Viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie








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