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Gibt es ein probates Mittel, um den Alptraum vom Unfall hinter mir zu lassen?

nauti72 (m, 44) aus Rheiland-Pfalz:

Hallo,

die Vorgeschichte: Als 13 jähriger Junge hatte ich ein traumatisches Erlebnis, ich war Ersthelfer bei einem Autounfall. Durch meine Schuld starb ein Säugling.
Was genau danach passierte weiß ich bis heute nur durch Erzählungen. Ich hatte Verbrennungen und war zwar wach aber nicht ansprechbar. Danach wurden meine Verbrennungen in einer Klinik behandelt und für meine Teilnahmslosigkeit bekam ich Medikamente deren Namen ich nicht mehr kenne. Ich wurde abhängig von den Mitteln und wurde in einen Trakt der Klinik gebracht den ich als geschlossene Anstalt bezeichnen würde.
Mein Vater holte mich aus dem Spital und brachte mich nach Hause.
Es vergingen ca. 6 Wochen bis ich mich wieder am Familienleben beteiligte. Jeder - wirklich jeder - versicherte mir das ich an den Geschehnissen nichts ändern konnte, doch seit diesem Zeitpunkt träume ich nur einen Traum; bzw. ich erinnere mich nur an diesen Abend und durchlebe ihn immer aufs neue.
Die Häufigkeit und Intensität dieses Traumes ist zum Zeitpunkt an dem es sich jährt am stärksten. Ich schlafe während dieser Phasen nicht besonders lange oder gut.
Ich bin jetzt 44 Jahre und geschiedener Vater eines Jungen. Ich bin berufstätig und gefestigt in meiner Arbeit. Ich dachte ich hätte gelernt damit umzugehen. Doch in letzter Zeit häufen sich die Erinnerungen.
Meine Frage: Gibt es ein probates Mittel - keine Pillen - das hinter mir zu lassen?


Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber nauti72,

Sie leben schon lange mit den Folgen eines Ereignisses. Sie kamen als Jugendlicher zu einem Unfall hinzu und waren Ersthelfer. Dieser Unfall waren folgenschwer - für andere Menschen - aber auch für Sie. Ein Säugling starb und Sie wurden schwer verletzt - am Körper und an der Seele. Körperlich wurden Sie behandelt, Ihre Seele leidet immer noch. Sie leiden unter Schlafstörungen mit Alpträumen, innerer Unruhe, Schuldgefühlen und Erinnerungen an dieses Ereignis.

Nun fragen Sie, ob es neben Pillen noch eine Möglichkeit gibt, Ihre Symptome zu behandeln.

Ja, worunter Sie leiden ist behandelbar. Ich soll und darf hier keine Diagnose stellen - empfehle Ihnen daher, sich mit dem dringenden Verdacht auf eine Posttraumatische Belastungsstörung an einen Psychologischen Psychotherapeuten zu wenden, der eine Zusatzausbildung in Traumatherapie besitzt. Was Sie beschreiben sind die typischen Symptome, die sich bei einer Posttraumatischen Belastungsströung zeigen. Ihr Gehirn versucht, die für Sie höchst belastende Situation zu lösen und ist in eine Art Dauerschleife geraten, weil es damit allein einfach überfordert ist. Ein Psychiater würde die Symptomatik durch Medikamente behandeln - bitte suchen Sie deswegen nur dann einen Psychiater auf, wenn der Psychologische Psychotherapeut, den Sie um Unterstützung bitten, Ihnen das empfiehlt. In manchen Fällen kann das durchaus die Behandlung unterstützen.

Wie finden Sie nun aber einen Traumatherapeuten? Bitte googeln Sie 'EMDR' und 'Therapeutenliste'. Sie werden dann auf einer Seite landen, auf der die Traumatherapeuten verzeichnet sind, die in EMDR ausgebildet sind. EMDR ist ein Traumatherapieverfahren, mit Hilfe dessen die Folgen dieser Erkrankung behandelbar sind. Rufen Sie dort bei einem in Ihrer Nähe an und schildern Ihr Anliegen. Es könnte sein, dass Sie auch längere Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. Bleiben Sie jedoch dran - Sie werden sehen, es lohnt sich.

Die ständig sich andrängenden Erinnerungen werden sich dadurch legen, Sie werden innerlich ruhiger werden, die Schuldgefühle werden weniger oder gar ganz weg sein und eines Tages kann es sogar sein, dass Sie den Jahrestag einfach vergessen können.

Und ich wünsche Ihnen viel Kraft dazu.
Herzlicher Gruß
Shivani Allgaier

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