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Verliebt in den Therapeuten

Bine (w, 31) aus schlüchtern: Ich habe vor einem halben Jahr mit meiner Psychotherapie angefangen und habe bemerkt, daß ich mich in meinen älteren Psychologen verliebt habe. Heute morgen habe ich es ihm gestanden. Er sagte, daß er es schon bemerkt hatte. Er hat sehr gut mit mir darüber gesprochen und ich fühlte mich verstanden. Als ich ihm sagte, daß ich viele Phantasien über ihn im Kopf habe, wollte er sie wissen. Ich habe gesagt, daß ich ihm das nicht sagen kann, (*wäre zu peinlich gewesen*); kann ihm ja nicht sagen, daß ich am liebsten mit ihm schlafen würde. Im nachhinein denke ich, ich hätte es lieber lassen sollen, es ihm zu sagen. Jetzt fühle ich mich schrecklich und habe wieder Depressionen. Noch dazu habe ich starken Liebeskummer. Was soll ich tun?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Bine,

danke für Ihre offene Beschreibung Ihrer Situation. Daß sich Klienten in den Therapeuten verlieben, kommt sehr häufig vor! Analytisch betrachtet, handelt es sich um einen ganz normalen Vorgang. Ihre Verliebtheit bedeutet auch, daß Sie Ihrem Therapeuten vertrauen und sich in seiner Gegenwart wohlfühlen. Es ist mutig von Ihnen gewesen, dies ihm gegenüber anzusprechen, und: es ist genau das richtige gewesen!

Wie gesagt, das kommt in sehr vielen Therapien vor, und für den Therapeuten ist dies auch ein Zeichen für bestimmte seelische Vorgänge, auf die er dann in der Therapie entsprechend eingehen kann. Bitte glauben Sie nicht, daß Ihrem Therapeuten das unangenehm ist oder daß er das noch nie gehört hätte. Im Gegenteil: Bitte sagen Sie ihm bei der nächsten Sitzung das, was Sie sich heute noch nicht getraut haben, nämlich daß Sie konkrete sexuelle Phantasien haben und Ihnen dies peinlich ist.

Erfolgreiche (analytische) Therapien bauen auf genau diesem Umstand auf, daß ein tiefes Vertrauensverhältnis besteht in dem Sinne, daß der Klient absolut alles dem Therapeuten erzählt, ohne Scham oder Zurückhaltung. In der Fachsprache nennt sich dies 'Übertragung': Der Klient 'überträgt' uneingestandene Gefühle von Liebe oder Aggression auf den Therapeuten, so, als wäre er eine entsprechende Bezugsperson aus dem täglichen (oder vergangenen) Leben.

Sie sind bereits - vielleicht ohne es zu wissen - den richtigen Weg in der Therapie gegangen. Schrecken Sie jetzt bitte nicht zurück, sondern gehen den nächsten Schritt vorwärts und erzählen alles, was Ihnen durch den Kopf geht. Der therapeutische Effekt, d. h. mehr Klarheit, Energie und Lebensfreude, wird sich dann vielleicht sogar schneller einstellen!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Holger Nikolai
Bewertung durch den Fragensteller:
Das schlimme daran ist, das ich weiss, das der Liebeskummer nie wieder verschwinden wird.

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