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Zurückziehen im Krankheitsfall

Fisch (w, 60) aus Hamburg: Hallo,
ein Freund und Nachbar von mir scheint größtmögliche Probleme zu haben. Angefangen hat es mit einem Platzen eines Äderchens im Auge. Er kann nur noch sehr ungenau sehen und war einmal beim Augenarzt, der ihm sagte, da könnte man nicht viel machen.

Er wirkt total abgekapselt; man kann kaum mit ihm reden; er zittert manchmal und kommt mir vor, wie hinter einer Mauer. Ich habe ihm verschiedentlich nahe gelegt, noch einmal einen anderen Augenarzt zu kontaktieren. Er sagt immer ja und macht es doch nicht. Ich weiß nicht, ob sein abgekapselt sein nur damit zu tun hat. Er hat jedenfalls spürbar Probleme und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.

Eigentlich finde ich, jeder hat das Recht sich zu verkriechen,aber andererseits habe ich als Freundin die Pflicht, irgendwa zu unternehmen. Haben Sie einen Tip?

m.f.gh.
Fisch

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Fragestellerin,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich auf diesem Wege gerne beantworten möchte.
Sie haben Ihrem Nachbarn/ Freund schon den richtigen Tipp bzgl. Zweitmeinung eines weiteren Augenarztes gegeben. Die von Ihnen geschilderten Symptome (...was die Augensymptomatik angeht) können vielfache Ursachen haben.
Einige möchte ich Ihnen kurz aufzeigen, damit Sie sich bzgl. Augenkrankheit Ihres Nachbarn/Freundes evtl. etwas beruhigen können.

Eine geplatzte Ader im Auge ist im Endeffekt nichts anderes als ein blauer Fleck - nur in rot. Wenn ein kleines Äderchen im Auge reißt, tritt etwas Blut zwischen Lederhaut und Bindehaut und färbt eine kleine Stelle im wahrsten Sinne des Wortes 'blutrot'. Folgende Gründe können dahinter stecken:

Innerer Druck: Etwa durch Niesen, Schnäuzen Husten entsteht ein Druck, der für die feinen Äderchen zu stark werden kann und gegebenenfalls zum Platzen einer Ader führt. Auch beim Sport kann es dazu kommen.

Äußerer Druck: Vor allem Allergiker reiben sich oft mit den Händen die Augen. Dadurch entsteht ebenfalls ein Druck, der zum Platzen einer Ader im Auge führen kann.

Augenkrankheiten: Das Platzen einer Ader im Auge kann auch bestimmten Augenkrankheiten wie Bindehautentzündungen oder einer vor kurzem durchgeführten Augenoperation zugrunde liegen.

Fremdkörper: eine Kontaktlinse, eine Wimper oder Rauch reizen das Auge stark und kann so ein Äderchen zum Platzen bringen.

Licht: direktes Sonnenlicht oder zu viel Zeit vor einem Bildschirm können weitere Faktoren sein, die Äderchen im Auge zum Platzen bringen. Das Auge ist überanstrengt und zeigt dieses durch rote Äderchen.

Diese Aussagen sollte der behandelnde Augenarzt zumindest gemacht haben.
Aufgrund Ihrer Schilderungen vermute ich mehr als nur eine Augenkrankheit bzw. ein Missempfinden bei Ihrem Freund.
Es steckt womöglich eine andere Erkrankung, bzw. eine psychische Befindlichkeitsstörung hinter seinem Verhalten.
Ich gehe davon aus, dass Ihr Freund alleine lebt und somit keinen direkten Ansprechpartner hat.
Positiv ist anzumerken, dass Sie sich Sorgen machen und hinter die wahren Beweggründe seines Verhaltens kommen möchten.
Sie sollten einmal die letzten Wochen und Monate Revue passieren lassen, um nachzuvollziehen, wie und wann sich eventuell das Verhalten Ihres Freundes verändert hat und welche Vorfälle evtl. diese Veränderung hervorgerufen haben könnten.
Sollte Ihnen dabei Vorkommnisse auffallen, die über die “normalen” Abläufe hinaus auffällig sind und die zu Wesensänderungen hätten führen können, wäre eine behutsame Annäherung sinnvoll, um eben über diese Dinge zu sprechen.
Ich kenne natürlich nicht den Zustand und die Intensität Ihrer Freundschaft, aber ich denke, dass Sie den Kontakt zu ihm oder vielleicht zu einem Familienmitglied suchen sollten, um sich über Ihre Besorgnis auszutauschen.
Vielleicht kann ein gemeinsamer Spaziergang mit Ihrem Freund schon eine Lösung seiner Blockaden etwas auflösen, damit Sie zumindest ungefähr im Bilde sind, welchen Nöten Ihr Freund ausgesetzt ist.
Vielleicht möchte er Sie auch nicht unnötig mit seinen Problemen belasten; hier sollten Sie ihm unbedingt klarmachen, dass das “Schweigen” für Sie eine größere Belastung bedeutet als das Kommunizieren der wahren Hintergründe.
Sie haben schon recht, wenn Sie schreiben, dass jeder das Recht auf “Rückzug” hat; im Umkehrschluss aber hat auch jeder in einer Freundschaft lebende Mensch das Recht auf Kommunikation und entsprechende Aufklärung über Situationen, die dem Gegenüber Angst und Sorge bereiten.
Unbedingt aber sollten Sie Ihrem Freund nahelegen, den Hausarzt für weiterführende Untersuchungen aufzusuchen; vielleicht ist dort das Vertrauen so stark, dass über weitere Strategien bzgl. Behandlungen (Auge, oder andere zugrunde liegende Erkrankungen) gesprochen werden kann.
Ich hoffe, daß ich Ihnen ein paar erste Gedanken und Vorschläge zur weiteren Umgehensweise mit der Situation geben konnte. Für Rückfragen stehe ich Ihnen auch weiterhin gerne kostenfrei unter e- mail: merkle.mediator@googlemail.com zur Verfügung. Im Gegenzug würde ich mich über eine Bewertung und kurze Kommentierung dieser kostenlosen Antwort sehr freuen.

Für heute verbleibe ich mit allen guten Wünschen
und lieben Grüßen als Ihr Psychomeda-Berater

Oliver Merkle

Bewertung durch den Fragensteller:
Schnelle und ausführliche Antwort. Vielen Dank.





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