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Soll ich mir wegen meiner Selbstverletzungen und Selbstmordgedanken psychologische Hilfe holen?

Sam (w, 17) aus Österreich:

Hallo, liebes Psychologen-Team,
meine Frage lautet: Ab wann benötigt man bezüglich Ritzen und Selbstmordgedanken psychologische Hilfe?

Ich werde in meiner Familie weder geschlagen, noch gibt es irgendwelche Schicksalsschläge, allerdings fühle ich mich aber ausgeschlossen und ignoriert.

Ich ritze mich seit ca. 4 Jahren. Allerdings meistens nur leicht und ich habe deshalb auch kaum Narben. Ich konnte acht Monate ohne Ritzen auskommen, was sehr schwer für mich war.

Jetzt habe ich es allerdings schon wieder getan, allerdings eher leicht, im Vergleich zu anderen. Wenn ich traurig bin, wegen Streitigkeiten mit meinen Eltern, gehe ich in mein Zimmer und schlage mich ins Gesicht. Ich habe auch schon an Selbstmord gedacht. Ist es schlimm, daran zu denken? Umbringen würde ich mich aber nie, das könnte ich nicht, da ich noch zu viel zu erledigen habe und meine Familie traurig auch sehr wäre.

Ich habe das Gefühl, dass ich meine Emotionen nicht unter Kontrolle habe, was wohl an der Pubertät liegt. Wäre es übertrieben, zu einem Psychologen zu gehen? Ich habe das Gefühl, dass ich nur die Zeit der Ärzte verschwenden würde, da es andere Menschen gibt, die sich viel heftiger Ritzen und auch schon Suizidversuche hinter sich haben.

Es wäre mir wichtig, Ihre Meinung dazu zu erfahren, denn ich weiß nicht, was ich sonst dagegen machen sollte. Ich könnte höchstens all das ignorieren und einfach so weiterleben, wie bisher. Ich bedanke mich für Ihren professionellen Rat schon mal recht herzlich im Voraus! Samanta

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Vielen Dank, liebe Samanta,
daß Sie uns hier so vertrauensvoll Ihr Herz ausschütten! Gerne will ich versuchen, Ihnen einen neuen gesunden Weg, weit weg von Ihren so bedenklichen selbstverletzenden Verhaltensweisen und Selbstmordgedanken zu zeigen.

Leider haben sich in den letzten Jahren in der Jugendszene, neben den vielen schon vorhandenen stoffgebundenen Süchten, wie Nikotin, Alkohol und Drogen, auch gefährliche neue, nicht-stoffgebundene Süchte etabliert, wie Spielsucht, Mediensucht, Sexsucht, Pornographie, Okultpraktiken und vor allem auch die von Ihnen angesprochene Selbstverletzungen - verharmlosend oft nur 'Ritzen' genannt - etabliert!

Auch viele Jugendliche aus an sich ganz völlig unauffälligen und gut situierten Familien, gehen diesen neuen Süchten nach, weil der heute herrschende übermäßige Wohlstand - verbunden mit einer schier grenzenlosen Freiheit und einem bedauerlichen Traditions- und Wertverlust – bei vielen jungen Leuten zu einer großen, öden inneren Leere und einem bedrückenden Sinn-Vakuum, bis hin zu massivem Lebenseckel geführt hat!

Um diese kaum zu ertragene innere Leere zu füllen und den damit zusammenhängen Unlustgefühlen zu entgehen, werden gierig alle verfügbaren Suchtstoffe und Suchtpraktiken ausprobiert, was aber bekanntlich alles nur noch sehr viel schlimmer macht, so daß immer mehr Jugendliche trauriger Weise im Selbstmord enden!

Sie - liebe Samanta - haben offensichtlich erkannt, daß Sie alleine aus diesem Teufelskreis nicht herauskommen und fragen uns, ob Sie sich psychologische Hilfe suchen sollten. Sie betonen dabei immer wieder, daß es viele deutlich schlimmere Fälle gäbe und Sie deshalb von uns eine Entscheidungshilfe erwarteten, ob Ihr Fall überhaupt den Gang zum Arzt rechtfertigen würde!

Daß Sie diese Frage überhaupt stellen, scheint mir doch wohl schon Antwort genug und ein deutliches Zeichen Ihres großen Leidensdruckes zu sein! Ich denke, daß Sie sich im Grunde nur nicht so recht trauen und deshalb von uns einen zusätzlichen Motivations-Schub erhoffen und den will ich Ihnen hiermit auch gerne geben:

Die von Ihnen aus relativ geringfügigen Anlässen praktizierten krankheitswertigen Verhaltensweisen, wie Selbstverletzung und Selbstmordphantasien, verbunden mit dem Hang zur Verharmlosung, deutet auf einen höchst bedenklicher Zustand hin, der sich nicht einfach von selbst „auswächst“ sondern dringend fachkundiger Hilfe bedarf!

Ich kann Ihnen nur raten, liebe Samanta, sich unverzüglich Ihren Eltern, Ihrem Schulpsychologe und Ihrem Hausarzt anzuvertrauen, damit man Ihnen hilft, die passenden Einrichtungen in Anspruch zu nehmen, wobei für Sie wohl vor allem die ambulanten und stationären Einrichtungen der Jugendpsychiatrie im Verbindung mit einer jugendgerechten Psychotherapie infrage kämen.

Der entscheidende Punkt bei all dem wäre aber, daß Sie sich nach vertrauensvollen, menschlich reifen Bezugspersonen und aufbauenden Freizeitaktivitäten im Kreise von seelische gesunden, stabilen, gebildeten und feinsinnigen jungen Leuten umschauten!

Ganz viel hängt von Ihnen selbst ab, ob Sie sich mutig zu Ihrer Problematik bekennen und mit aller Kraft an der Stärkung Ihres Charakters und der Gesundung Ihrer Seele arbeiten wollen und tapfer bereit wären, auch über länger Zeit massive Unlustgefühle zu ertragen und auszuhalten, ohne nach einer schnellen und einfachen Erleichterung zu greifen!

Gesunde Alternativen sind regelmäßige körperliche Betätigung an der frischen Luft, Abhärtung durch kalte Duschen und Kneipp-Anwendungen, musische Betätigungen die Ausdauer und Durchhaltewillen verlangen, wie Musizieren, Tanzen, Malen, kreatives Gestalten, ehrenamtliches Engagement bei Kirchen und sozialen Einrichtungen usw.

Das Erlernen eines Musikinstrumentes zum Beispiel, mit seinen regelmäßigen täglichen Übungen, hat schon manches junge Mädchen vor dem Abgleiten in menschlich-seelische Untiefen bewahrt und trägt neben der wertvollen musischen Bildung, vor allem auch sehr viel zum Aufbau charakterlicher Stärken und seelischer Qualitäten bei!

Liebe Samanta, ich hoffe, daß ich Ihnen mit meinen Worten wieder etwas Mut machen und eine neue Richtung weisen konnte!

Vor allem aber wünsche ich Ihnen nun von ganzem Herzen viel Kraft und Zuversicht auf dem Wege zur inneren und äußeren Stabilisierung, damit Sie - nach einigen wichtigen Entwicklungsschritten - bald wieder echte, unbeschwerter Lebensfreude empfinden und mit froher Zuversicht die Weichen für ein stabiles, gesundes und glückliches Leben jetzt gut und richtig stellen können!

Mit der Bitte um eine baldige Bewertung dieser kostenlosen Antwort
Grüße ich Sie für heute recht herzlich als Ihr

Psychomeda-Berater Rainer J. G. Schmidt
Dipl. Sozialpädagoge mit staatl. Therapie-Erlaubnis
Rainerjg@T-Online.de – www.Rainer-JGS.de

P.S.: Wenn Sie noch Fragen haben oder eine Beratung wünschen, so können Sie sich schriftlich oder telefonisch unter 09961/7255 gerne direkt an mich wenden. Vergessen Sie aber bitte nicht, diese kostenlose Antwort zu bewerten und kurz zu kommentieren, denn ich wüßte doch sehr gerne, ob ich Ihnen mit meiner Antwort helfen konnte. Herzlichen Dank und alles Gute!
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