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Die narzisstische Persönlichkeitsstörung meiner Mutter verschlimmert sich

Peonie85 (w, 36) aus Pinneberg:

Liebes Team,

ich habe eine Frage zum Umgang mit meiner Mutter. Sie leidet u.a. an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung, was das Aufwachsen mit ihr entsprechend anstrengend machte, allerdings gab es früher auch immer schöne und unbeschwerte Zeiten, die die typischen Übergriffe wettmachten. Wir waren mal sehr eng.

Zuletzt ist es aber wirklich schlimm geworden. Vor einigen Jahren hatte ich nach langer Zeit im Ausland die Chance, eine tolle Immobilie aus dem Familienbesitz zu beziehen & wohne dadurch direkt angrenzend an ihr Haus. Meine (naive) Vorfreude auf liebevolle Nachbarschaft wurde schnell getrübt: meine neue Sicht-/Greifbarkeit führte dazu, dass meine Mutter täglich Gründe (er)fand, mich in Anspruch zu nehmen oder in meinen Alltag einzugreifen, was neben der zeitlichen auch eine nervliche Belastung war: an allem suchte sie etwas auszusetzen.

Somit habe ich dann jegliche Überschneidungen unserer Haushalte/Alltage unterbunden, in dem Wunsch nach Ruhe & auch in dem Gedanken, dass dies unserer Beziehung guttun würde.

Anstatt mir diese Abgrenzung zuzugestehen, fing meine Mutter umso mehr an, meinen Alltag zu beobachten/zu protokollieren & meine Aufmerksamkeit erzwingen zu wollen, im Zweifel gar mit Lügengeschichten. Unser Verhältnis hat jegliche Warmherzigkeit verloren, ihr Verhalten mir gegenüber ist mittlerweile komplett von der Störung geprägt, sie wirkt regelrecht fremdgesteuert, ich erkenne sie nicht mehr wieder.

Kann ich diesen Trend aufhalten, ohne meine Abgrenzung zu kompromittieren?
Danke für Ihre Hilfe.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo Peonie85,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Sie können nicht erwarten, dass Ihre Mutter mit ihrer narzisstisch geprägten Persönlichkeit, Ihre Abgrenzung akzeptiert. All das, was Sie benötigen, um ein eigenständiger Mensch zu sein, ist für Ihre Mutter nicht ertragbar und wird bekämpft. Hinzu kommt, dass sich Ihre Störung jetzt im Alter zu verschlimmern scheint.

Sie können bereits sehr selbst reflektiert Ihre Beziehung zu Ihrer Mutter beschreiben und analysieren. Wahrscheinlich haben Sie sich viel mit dem Thema beschäftigt oder auch schon eine Therapie gemacht. Trotzdem gibt es verständlicherweise einen Teil in Ihnen, der sich weiterhin nach liebevoller Bindung mit Ihrer Mutter sehnt und versucht, diese herzustellen.

Doch jegliche Form Ihrer Abgrenzung ist eine Bedrohung für die Erfüllung der narzisstischen Bedürfnisse Ihrer Mutter. Ich denke, Sie wissen es schon, doch ich möchte es noch einmal hervorheben: Die Aufmerksamkeit, die Ihre Mutter einfordert, dient ihrem psychischen Überleben. Sie hat insofern keine Wahl, sondern reagiert - wie Sie es bereits wahrnehmen - fremd gesteuert. Ganz gleich, wie sehr Sie sich auch bemühen, es wird ein Ringen um Abgrenzung und Überlebensstrategien bleiben. Solange Ihre Mutter keine Einsichtsfähigkeit entwickeln kann und/ oder sich behandeln lässt, wird sich Ihre Störung vermutlich weiter verstärken.

Es könnte hilfreich sein, wenn Sie in dieser Situation genauer in sich hineinspüren:

- Welche Hoffnungen und Sehnsüchte in Bezug auf die Bindung mit Ihrer Mutter halten Sie weiterhin aufrecht?
- Ihr Satz 'ich erkenne sie nicht mehr wieder': Können Sie Ihre Mutter wirklich als die Person wahrnehmen, die sie ist?
- Was braucht der 'naive' Teil in Ihnen - etwas, das Sie sich selbst geben könnten/sollten?
- Gibt es narzisstische Anteile, die Sie eventuell von Ihrer Mutter übernommen haben und die sich in ihrer Beziehungsdynamik widerspiegeln oder sie gar verstärken?

Wenn Sie mögen, können Sie diese Fragen (oder auch eigene, die sich abgewandelt daraus ergeben) als Leitfaden nehmen, noch mehr über Ihre eigenen emotionalen Hintergründe herauszuarbeiten. Falls es Ihnen allein schwer fällt, empfehle ich Ihnen, ein paar Therapiestunden zu nehmen, um mehr Klarheit zu entwickeln.

Ich wünsche Ihnen alles Gute,
viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie





Bewertung durch den Fragensteller:
Sehr hilfreich mit konkreten Denkanstößen und tatsächlich neuen Perspektiven. Herzlichen Dank.





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