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Wie verhalten wir uns als Familie, wenn mein Vater sich nicht mehr behandeln lassen will?

LuckyDog (m, 53) aus Pleidelsheim:

Liebes Therapeuten-Team,

es geht um meinen Vater (über 80 Jahre). Er leidet seit Monaten unter schwerem Durchfall und hat stark abgenommen (fast 20 kg). Alle Untersuchungen in Bezug auf eine mögliche Magen-/Darmerkrankung, wie Spiegelung, Röntgen etc. hat er anstandslos gemacht. Sie waren ergebnislos.

Jetzt soll er zum Urologen und weigert sich vehement, diesen aufzusuchen, obwohl er dies früher immer getan hat. Meine Vermutung: Angst vor einer Diagnose, von der er evtl. schon etwas erahnt, weil er z. B. einen Knoten spürt. Vielleicht verschließt er damit die Augen vor der Wahrheit. Könnte das möglich sein? Und wie verhalten wir uns als Familie? Ich bin Ihnen sehr dankbar für eine kurze psychologische Einschätzung!

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo LuckyDog,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Auch wenn es schwer fällt, ist es wichtig, dass Sie den Wunsch Ihres Vaters respektieren. Es kann sein, dass er etwas spürt und die Wahrheit nicht wissen möchte, so wie Sie es schon erahnen. Wenn es so ist, sollten Sie das als Familie akzeptieren, solange Ihr Vater noch selbst über seine Gesundheit entscheiden kann.

Für die Angehörigen ist es oftmals nicht leicht zu ertragen, wenn ein nahestehender Mensch für sich entscheidet, dass er keine weiteren diagnostischen Untersuchungen durchführen lassen möchte und demzufolge auch keine Behandlung wünscht. Wir sind mittlerweile aufgrund des medizinischem Fortschritts sehr gut in der Lage, verschiedenste Krankheiten zu behandeln und zumindest das Leben zu verlängern. Dadurch wird das Thema Tod und Sterben noch weiter verdrängt.

Als Familie sind sie aufgefordert, sich mit den eigenen Gefühlen von Angst, Verlust und Trauer auseinanderzusetzen, wenn Ihr Vater nicht behandelt werden möchte. Es kann auch sein, dass er seine Meinung noch einmal ändern wird. Doch wichtig ist, dass Sie ihn nicht bedrängen, nur weil Sie Angst haben, ihn zu verlieren.

Die Auseinandersetzung mit dem Tod ist eine unserer schwierigsten, aber auch wichtigsten Aufgabe als Menschen. Sie konfrontiert uns mit der unserer Sterblichkeit. Wenn man als älterer Mensch irgendwann merkt, es ist auch in Ordnung, dieses Leben jetzt bald zu verlassen, gilt es diese Entscheidung zu respektieren. Sich nicht mehr behandeln lassen zu wollen, könnte ein erster Hinweis in die Richtung sein. Unterstützen Sie Ihren Vater in dem, was er möchte.

Wenn Sie merken, es belastet Sie oder Ihre Familie seelisch zu sehr, nehmen Sie ein paar Therapiestunden, um die Gefühle, die bei Ihnen ausgelöst werden, zu bearbeiten. Das wird gleichzeitig auch Ihrem Vater gut tun, weil Sie dann nicht mehr Ihre Ängste auf ihn projizieren.

Ich wünsche Ihnen alles Gute,
viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie
Bewertung durch den Fragensteller:
Meine Anfrage wurde sehr schnell und sehr kompetent beantwortet. Die Antwort hat mir enorm weiter geholfen - herzlichen Dank!!!!





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