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Seit ich durch die Aufnahmeprüfung gefallen bin, glaube ich nicht mehr an mich selbst

Frank (m, 23) aus Bremen: Wie kann ich eine gesunde Einstellung zur Selbstverbesserung finden, die es mir erlaubt trotz harter Arbeit sinnerfüllt und balanciert zu leben?

Ich bin ein Perfektionist, insbesondere was Musik betrifft. Ich glaube, die Anerkennung anderer Menschen ist mir gefühlsmäßig zu wichtig. Für eine Zeit lang habe ich in der Musik meinen Lebenssinn gesehen, pausenlos meine Instrumente geübt, mir gar keine Freizeit gegönnt.

Seit ich vor eineinhalb Jahren durch die Aufnahmeprüfung einer Musikhochschule gefallen bin, schaffe ich es nicht mehr konzentriert und zielgerichtet zu üben. Mir fällt es oft sogar schwer, genussvoll Musik zu hören (in anderen Momenten bewegt Musik mich tief, bringt mich zum weinen, erinnert mich daran, dass ich sie eigentlich sehr liebe).

Ich schaffe es seither nicht, meinen Alltag zu bewältigen, habe keinen Job, keine Motivation, schaffe es kaum aus dem Bett. Der SINN, den ich mir versucht habe einzureden, ist verloren gegangen.
Mein perfektionistisches Ich schaut verachtend auf mich und meine Situation. Ich breche Kontakte zu Bekannten ab, die mich fragen, was ich gerade so mache.

Ich leide unter dem Rückschritt meiner musikalischen Fähigkeiten ohne das Üben und schaue bewundernd, traurig (oder neidisch?) auf Ausnahmekönner, die hart arbeiten und ihr Talent nutzen.

Ich will auch wieder an mir arbeiten, bin aber verunsichert. Vielleicht würde ich den Leistungsdruck, den ich mir selber mache, nicht aushalten. Vielleicht sollte ich in meinem Leben vielmehr an andere denken, anstatt an meine Selbstverbesserung.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Lieber Frank,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Dass Sie durch die Aufnahmeprüfung der Musikhochschule gefallen sind, hat Sie enorm verunsichert und war eine geradezu traumatische Erfahrung, die Sie noch nicht verarbeiten konnten. Seitdem ist es Ihnen nicht mehr möglich, konzentriert zu üben.

Ein Teil Ihrer Persönlichkeit, den Sie als Ihr perfektionistisches Ich bezeichnen, verachtet Sie für den Misserfolg. Er blockiert auf diese Weise jede positive Veränderung und die Bewältigung der Enttäuschung. Es geht sogar soweit, dass Sie Ihren Alltag nur mit Einschränkungen bewältigen können.

Jeder Mensch braucht Anerkennung von anderen Menschen, um zu wachsen und an sich zu glauben. Wenn Sie sich weiter sozial zurückziehen, ist es schwer, Ermutigung und Impulse von außen zu erhalten. Das verstärkt Ihre Selbstverachtung und lässt einen dysfunktionalen Kreislauf entstehen, aus dem Sie gerade kaum wieder herausfinden.

Lassen Sie sich für ein paar Stunden therapeutisch oder per Beratung begleiten, um die emotionale und mentale Negativspirale zu durchbrechen. Sie benötigen jetzt einen heilsamen Anstoß von außen und jemand, der Sie dabei unterstützt, wieder in Ihre Kraft zu kommen. Der Sinn Ihres Leben ist immer noch vorhanden -Sie haben sich nur aus Enttäuschung davon abgewandt.

Ich wünsche Ihnen alles Gute. Über ein kurzes Feedback würde ich mich sehr freuen.

Viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie
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