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Ich komme nicht von meinem Exfreund los

Kristin (w, 26) aus Stuttgart: Es geht um ein belastendes Ereignis aus meiner Vergangenheit, das ich nicht loswerde. Ich schaffe es nicht mich von meinem Ex-Freund gedanklich zu lösen. Das Ganze ist jetzt schon 2 Jahre her und 1 Jahr der letzte Kontakt. Dann hat er jeglichen Kontakt abgebrochen und ich kam damit nicht klar. Ich versuchte ihn zurückzubekommen aber nichts was ich tat half. Als mein Kampfgeist vorbei war und ich begriff, dass es für immer vorbei ist, sind viele schlimme Dinge passiert, ich bekam z.B. Depressionen. Wir wollten uns noch einmal treffen, um persönlich darüber zu sprechen, stattdessen machte er über whatsapp Schluss von einem Tag auf den anderen und ich konnte überhaupt nichts tun weil ich weit entfernt von ihm war. Ich konnte ihn daraufhin nicht gehen lassen und habe ihn weiter kontaktiert. Er hat mich dann nur beschimpft, beleidigt, angeschrien, mit Anzeige gedroht, mich belogen... Das tat am meisten weh. Ich konnte nie verstehen wie er nur so etwas tun konnte. Er war immer sehr liebevoll und danach ein paar Monate später einfach nur eiskalt. Diese zwei völligen Gegensätze an ihm habe ich nie verstanden. Mein Problem ist, dass alles, was über diese 2 Jahre passiert ist, zu viel war für mich und ich es deshalb bis heute nicht vergessen kann, er und die Zeit mit ihm haben irgendwas mit mir gemacht. Mit ihm war es anfangs die schönste Zeit die ich bisher hatte in meinem Leben und danach die schlimmste. Wie werde ich ihn endgültig los? Wie komme ich an den Punkt, dass ich ihn selber nicht mehr will und ihm nicht nachrenne wie eine verrückte Liebeskranke?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Kristin,

eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle, die Sie da durchmachten und noch erleben. Sie haben das Gefühl, Ihrem Ex wie eine Liebeskranke nachzulaufen und liebeskrank könnte man das tatsächlich bezeichnen, was mit Ihnen passiert.

Die Liebe zu ihm hat Sie krank gemacht, er hat Sie im Innersten berührt und zwar zuerst in der guten Zeit und dann in der schlechten. Deshalb sitzt er auch so fest in Ihrem Herzen und Ihrem Kopf. Schlechte Zeit deshalb, weil er Sie im Unklaren liess und Ihnen ein persönliches Gespräch verweigerte. Statt dessen bekamen Sie eine unpersönliche Kurznachricht und konnte dabei spüren, dass Sie hilflos und zu weit weg waren, um mit ihm richtig reden zu können. Das machte Sie wütend. In jedem Menschen gibt es diese unterschiedlichen Facetten, und wenn wir sie dann erleben, erschrecken wir oft über die vermeintliche Gegensätzlichkeit, die wir uns vorher nicht vorstellen konnten. Weder beim anderen noch bei uns selbst.

Es gibt einen alten Spruch in der Therapie, 'Unklarheit schafft Bindung', daher packen Sie es momentan nicht, von ihm loszukommen. Und seine Reaktionen, die bösen nämlich, die Sie erlebt haben, könnten auf ein schlechtes Gewissen seinerseits hinweisen, auf Hilflosigkeit, mit Ihrem Schmerz umzugehen, auf Angst vor der Konfrontation, davor Beziehungsverantwortung zu übernehmen und Ihnen einen guten Abschied in Form eines persönlichen Gesprächs zu ermöglichen. Sie konnten das nicht verstehen und haben ihn logischerweise erst einmal bedrängt, er ist zurückgewichen, das wiederum entfacht die Situation aufs Neue und so dreht sich alles im Kreis und das Spiel beginnt von vorn.

Nun, Sie fragen, wie Sie an den Punkt kommen, an dem dieses Gedankenkarussell, das Ihren Kopf und Ihre Gefühle so besetzt, endlich aufhört. Dafür gibt es kein Patentrezept, Trennungsschmerz verläuft auch in Wellen und durchlebt verschiedene Stadien. Trauer, Zorn und Wut, dann ein 'SchulternzurückundKopfhoch' und dann vorwärts ins Leben. Wie lange das aber im einzelnen dauert, ist bei jedem Menschen anders.

Wichtig für Sie ist, zu erkennen, dass es auch seine Geschichte ist, dass Sie nicht verantwortlich sind für sein Verhalten, dass er es halt nicht besser kann. Vielleicht ist das die Möglichkeit für Sie, eine Grenze zu ziehen, aus dem Spiel auszusteigen und ihn dann gehen lassen zu können. Manches, was wir wollen und uns wünschen, geht einfach nicht in Erfüllung, weil die andere Seite nicht mitmacht. Also hilft nur, es hinzunehmen und zu akzeptieren, was ist.

Vielleicht wären ein paar Beratungsgespräche ganz hilfreich für Sie. Schauen Sie doch hier in der Therapeutendatenbank, ob jemand dabei ist, der ein Stück des Weges mit Ihnen geht.

Ich wünsche Ihnen Mut, Kraft und ein Loslassenkönnen, einen guten Aufbruch zu neuen Ufern!

Liebe Grüße!

Claudia Schmitt

Heilpraktikerin für Psychotherapie
Weltliche Trauerrednerin

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