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Ich kann überhaupt nicht mit anderen mitfühlen

Lena (w, 21) aus Schweden:

Hallo liebes Team!

Schon seit langem stelle ich mir die Frage ob ich 'normal' bin. Ich bin zwar ziemlich sozial und habe (lt. Test dieser Seite) eine überdurchschnittlichen EI-Quotienten (Durchschnitt im Erkennen von Gefühlen, Unterdurchschnitt im Mitfühlen und Überdurchschnitt im Manipulieren der Gefühle der anderen), hab jedoch nur sehr wenig Empathie. Ich kann überhaupt nicht mit anderen mitfühlen oder eine aufrichtige innere Anteilnahme spüren. Ich interessiere mich sehr für Kriminalität, wobei mir die Opfer oft sehr egal sind.

Ich habe durch die wenige Empathie oder meine Interessen im Alltag keinerlei Einschränkungen, weswegen ich noch nie bei einem Therapeuten war. Mich würde dennoch interessieren, ob ich 'normal' bin oder ob dem Ganzen ein Krankheitsbild zugrunde liegen kann.

Danke für die Antwort!

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Hallo Lena,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Wir können im Rahmen dieser Online-Beratung keine diagnostischen Einschätzungen aus der Ferne vornehmen, dazu müssten Sie einen Facharzt vor Ort persönlich konsultieren.

Eine Störung mit Krankheitswert wird auch dadurch definiert, dass man subjektiv unter den Symptomen leidet. Da Sie - wenn ich Sie richtig verstehe - nicht unter Ihrer mangelnden Empathie und Manipulation anderer leiden, gibt es aus Ihrer Sicht erstmal keinen Grund sich psychotherapeutisch behandeln zu lassen.

Die Fähigkeit zur Empathie wird in sehr frühen Jahren von den sehr nahen Bezugspersonen erlernt. Erlebt man als Baby beispielsweise emotionale Kälte, Vernachlässigung oder Gewalt, wird dies die Ausbildung der Empathiefähigkeit beeinflussen.

Sie schreiben, Sie interessieren sich sehr für das Thema Kriminalität, wobei Ihnen die Opfer tendenziell gleichgültig sind. Das kann bedeuten, dass Sie sich eher mit den Tätern identifizieren, also mit denen, die kriminelle Taten ausführen. Eventuell bemerken Sie bei sich selbst kriminelle Impulse, die Sie aber nicht ausleben.

Kontakt zwischen Menschen entsteht durch gegenseitige Einfühlung und Verständnis, Nähe und Intimität kann sich nur darüber entwickeln. Sobald Sie eine tiefere, langfristige Bindung anstreben, wird Ihre mangelnde Empathiefähigkeit zu partnerschaftlichen Konflikten führen. Ihre Unberührbarkeit in Bezug auf die Gefühle anderer, wird Liebe erschweren.

Was normal ist oder nicht, lässt sich oft nicht kategorisch beantworten, die Übergänge sind fließend. Die Entscheidung liegt vielmehr bei Ihnen: Bin ich glücklich? Bin ich mit der Qualtität meiner sozialen Bindungen zufrieden? Erst wenn Sie einen Leidensdruck verspüren, wird eine Therapie sinnvoll sein.

Ich wünsche Ihnen alles Gute,
viele Grüße

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie

Bewertung durch den Fragensteller:





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