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Ich bin einfach am Boden, könnte nur heulen

Lena (w, 17) aus Köln: Hallo,

mein Problem ist, dass ich nicht weiß, was los ist, ja, meine Familie ist kaputt und ich habe das Gefühl, dass das, was einmal mein Zuhause war, nur noch ein Haus mit meinen Sachen darin ist, aber das ist schon länger so.

Ich bin einfach am Boden, könnte die ganze Zeit anfangen zu heulen und habe einfach das Gefühl, dass ich gerade alles und jeden verliere, obwohl ich selber weiß, dass es nicht so ist. Ich höre jetzt oft ganz ganz laut und mit Kopfhörern Musik, damit ich nichts anderes mehr hören kann und liebe es , weil ich für ein paar Augenblicke dem Druck und den Gedanken entkommen kann.

Dazu kommt, dass ich dadurch Treffen mit meinen Freunden absage und mich abschotte. Ich verliere ohne Grund mehr und mehr das Vertrauen zu meinen Freunden, sogar zu meiner besten Freundin. Ich möchte jedoch nicht mit jemandem darüber reden, weil die Leute in meinem Leben, die mir am wichtigsten sind, meiner Meinung nach schon genug durchmachen gerade.

Außerdem habe ich in letzter Zeit immer wieder sehr starke Schmerzattacken im Oberkörper und am Herzen, meine Mutter war auch schon mit mir beim Arzt, mir wird allerdings nur gesagt, dass ich das nicht ernst nehmen soll. Ich habe Angst, wieder an den Punkt zu kommen, an dem ich einfach nicht mehr kann.

Was soll ich machen, was kann ich tun?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Lena,

ich danke dir für deine Anfrage. Deine Schmerzen im Oberkörper und Herzbereich sind offenbar nicht organisch bedingt, sonst hätte der Arzt dir einen körperlich ausreichenden Befund mitgeteilt. Das heißt, dass deine Schmerzen eher eine psychische Ursache haben. Wenn dir dann gesagt wird, du sollst das nicht ernst nehmen, ist das natürlich wenig hilfreich für dich.

Es geht dir sehr schlecht, doch du ziehst dich immer weiter zurück, auch von deinen Freunden. Gleichzeitig hast du das Gefühl, du würdest alle verlieren. Leider schreibst du nicht genau, wie deine Situation zuhause ist - ob sich deine Eltern gerade trennen, ein Todesfall eingetreten ist oder was sonst los ist. Es klingt jedoch auf jeden Fall sehr stressig und belastend.

Du fragst, was du tun kannst. Denn du befürchtest, wieder an dem Punkt zu kommen, an dem du nicht mehr weiter kannst. Daraus schließe ich, dass du das schon mal erlebt hast.

Es gibt ganz wesentliche Faktoren, die deine Situation aufrecht erhalten und begünstigen. Als Menschen sind wir auf sozialen Kontakt und Beziehungen angewiesen. Es gibt nur sehr wenige, die das nicht so sehr benötigen und trotzdem ein zufriedenes Leben führen. Wenn wir uns sozial zurückziehen, verlieren wir immer mehr den Kontakt zu Anderen, das Gefühl der Zugehörigkeit geht verloren und wir landen schließlich an dem Punkt, an dem wir uns ganz allein auf der Welt fühlen. Je mehr wir uns diesem Punkt nähern, desto schwieriger wird es, aus eigener Kraft zurück zu kehren. Oftmals bleibt dann nur noch der Weg in eine Depression.

Sozialer Rückzug ist also einerseits eine hilfreiche Strategie, um sich zu sammeln und abzugrenzen, andererseits verlieren wir zunehmend die Verbindung zu den Anderen. Was auch immer gerade lebensgeschichtlich bei dir geschieht, es ist wichtig, dass du gegensteuerst. Such dir therapeutische Begleitung, bevor du nicht mehr kannst.

Erwarte nicht, dass Andere erkennen, was mit dir los ist, wenn du es nicht mitteilst. Hier gilt es zu lernen, dich nach außen hin zu zeigen, verständlich zu machen, um Hilfe zu bitten, nach Unterstützung zu suchen, so lange bis du sie findest. Du musst nicht alles allein schaffen, bis du umfällst. Du hast es verdient, dass dir geholfen wird und dass du wieder auf die Beine kommst.

In einem Jahr wirst du volljährig und trägst dann die Verantwortung für dein Leben allein. Schau wie du diesen Übergangsprozess für dich so gestalten kannst, dass du daran wachsen kannst, mutiger wirst, statt dich zurückzuziehen, anderen zu misstrauen oder sie mit deinen Themen zu verschonen. Du brauchst die Anderen genau so, wie sie dich brauchen, um weiter zu kommen. Zwischenmenschliche Beziehung ist wie ein Spiegel, in dem wir uns selbst immer wieder neu betrachten können. Das ist nicht immer harmonsich, im Gegenteil, aber wichtig ist, dich als Lernende zu begreifen - nicht im schulischen Sinne - sondern als eine junge Frau, die lernt, sich selbst zu regulieren und besser zu verstehen im Kontakt mit anderen Menschen. Dann werden sich auch deine Schmerzen im Herzbereich verändern können.

Ich wünsche dir alles Gute. Über ein kurzes Feedback würde ich mich freuen.

Viele Grüße aus Berlin

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie










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