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Ich bin 18 und muss mich um meine ganze Familie kümmern - wie soll ich das schaffen?

Thorina (w, 18) aus Berlin: Guten Tag,
wie fange ich an... Ich bin Thorina, 18 Jahre alt und komme aus Berlin. Vor einer Weile ist meine 40 Jahre alte Tante und irgendwie auch beste Freundin in einem Feuer ums Leben gekommen.
Meine Oma, also ihre Mutter ist total am ende.
Natürlich versuche ich sie am Leben zu halten und sie glücklich zu machen, jedoch bin ich auch überfordert.
Mein Vater kümmert sich null.. weder um mich noch um sie.
Mir tut es alles so leid für meine Oma und meinen Uropa und ihren Mann.. Und selber leide ich auch sehr darunter.

Wie soll man all das schaffen?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Thorina,

danke für das Vertrauen, mit dem Sie sich an uns wenden.

Um es gleich vorweg zu sagen: ein 18 jähriges Mädchen kann das, was Sie versuchen, nicht schaffen. Es ist auch nicht Ihre Aufgabe, sondern eine Überforderung, sich um die Erwachsenen zu kümmern. Schlimm genug, dass Ihre Tante auf so tragische Weise ums Leben gekommen ist! Eigentlich brauchen Sie jemand, der Ihnen hilft, dies alles zu verkraften. Was ist mit Ihrer Mutter?

War die verstorbene Tante die Schwester Ihres Vaters? Dann ist Ihr Vater möglicherweise selbst durch den Schock handlungsunfähig und kann sich nicht empathisch kümmern. Aber das zu wissen, hilft Ihnen nicht wirklich weiter.

Hier meine Empfehlung: werden Sie sich im ersten Schritt bewußt, dass es für Sie unmöglich ist, den Erwachsenen, die eigentlich für Sie da sein sollten, zu helfen! Sie sollten innerlich davon Abstand nehmen. Wenn nötig, suchen Sie sich im zweiten Schritt Unmterstützung. Sie können Ihren Hausarzt um Rat fragen. Es gibt in solchen Fällen Kriseninterventionen oder Kurzzeit-Therapien.

Zeigen Sie Ihren Groß- und Urgroßeltern, wie sehr Sie darunter leiden, dass diese nicht mehr auf die Füsse kommen. Zeigen Sie ihnen, dass Sie sie brauchen. Sie sind die Enkelin. Sie brauchen starke und lebensbejahende Großeltern. Regen Sie Ihre Oma etc. an, sich Hilfe und Unterstützung zu holen.

Es gibt zwischenzeitlich sehr gute Traumatherapien. In Berlin gibt es ausreichend gute und versierte Therapeuten, die in solchen Fällen weiterhelfen können. Schauen Sie auf der Webseite von „Somatic Experiencing Deutschland“ nach. Dort finden Sie Therapeut*innen nach PLZ.

Wenn Menschen einen solchen Schicksalsschlag nicht gut bewältigen können, dann weist das in der Regel auf dahinterliegende Bindungstrauma hin.

Möglicherweise hilft es Ihnen auch weiter, sich auf meinem YouTube Kanal umsehen:

https://www.youtube.com/channel/UC3t4Gp8DPR2rb7Cf44a4Wzg

In der Playlist „Videos Marion Weber“ finden Sie alle meine Videos, die Sie dort der Reihe nach anschauen können. Vor allem die Playlist „NARM – 5 Kernressourcen“ ist für viele Menschen sehr hilfreich und erhellend.

Jeden Samstag veröffentliche ich ein neues Video zum Thema Bindungs- und Entwicklungstrauma, damit Menschen, wie Sie, die davon betroffen sind (jeder Zweite durch alle Bevölkerungsschichten gehend), ein Bewußtsein dafür bekommen, womit sie es zu tun haben, sich orientieren und Abhilfe schaffen können. Im heutigen Video (10.07.2020) spreche ich über die Ordnung zwischen Eltern und Kinder.

Möglicherweise wird Ihnen dadurch klarer, weshalb es so vital wichtig ist, dass die Eltern und Großeltern die Halt- und Schutzgebenden sind, und nicht umgekehrt. Und das auch noch im Erwachsenenalter!

Dann wird womöglich auch deutlich, dass Ihr eigenen Vater keine ausreichend starke, halt-und schutzgebenden Eltern hatte, auf die er zurückgreifen konnte. Wenn das so ist, dann kann er auch nicht entsprechend für Sie dasein. Dann versagt er diesbezüglich in der Vaterrolle, denn ein Vater sollte sich in einer solchen Situation um seine Tochter kümmern und für sie dasein können. Das aber kann er erst, wenn er seine eigenen Bindungsunsicherheiten und -verletzungen geheilt hat. Ob er all das erkennen und nachvollziehen kann ist sehr fraglich. Man kann niemanden dazu zwingen.

Sie sind jetzt erwachsen. Schauen Sie nach vorne und kümmern Sie sich in erster Linie jetzt um sich selbst. Holen Sie sich dafür Unterstützung. Ich vermute, dass Sie über eine Menge Ressourcen und Kompetenzen verfügen, und dass Sie mit der entsprechenden Unterstützung sehr bald sehr viel besser mit der Situation werden umgehen können.


Ich hoffe sehr, meine Empfehlungen helfen Ihnen weiter, und wünsche Ihnen alles Gute für Ihren weiteren Lebensweg!

Ihre Marion Weber

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