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Mein 20-jähriger Sohn will nicht arbeiten!

Bella (w, 49) aus Herford:

Liebe Psychomeda-Berater,
mein Sohn ist 20. Als er 5 war, habe ich mich von seinem Vater getrennt. Mittlerweile hatte ich zwei neue Beziehungen und von 2007 bis 2010 habe ich mit meinem Sohn und meinem Partner zusammen gelebt.

Da die Partnerschaft zusammen mit dem Kinde aber recht schwierig war, beschloß ich, mit meinem Sohn alleine zu leben. Seit 2012 habe ich einen neuen Partner und bin Vollzeit berufstätig.

Mein Sohn hatte viele Freiheiten, nette Freunde und hat dann 2015 eine Lehre angefangen. Allerdings war er recht faul und auch schulisch und geht immer den Weg des geringsten Widerstandes. Andererseits ist er auch sehr geradlinig,intelligent und interessierter.

Letztes Jahr sind wir umgezogen. Während ich mit meinem Partner zusammen zog, ging mein Sohn zum Bruder meines Partners. Er kam aber regelmäßig zu uns und das Verhältnis war gut. Doch im Februar hat er ohne mein Wissen die Lehre geschmissen, keine Miete bezahlt und nicht gearbeitet. Er lebte nur vom Unterhalt und dem Kindergeld.

Wir haben uns ausgesprochen, einen Ratenplan für die Mietschulden vereinbart und er hat auch versprochen regelmäßig zu arbeiten. Leider hat uns belogen und nichts eingehalten und ist dann zu seinem Vater gezogen.

Ich habe ihn gefragt wie es ihm geht und ob wir uns mal treffen wollen, dabei kam raus, dass er nur Unterhalt möchte. Ich habe ihm freundlich gesagt, dass er arbeiten könnte und über sein Verhalten nachdenken soll, aber jetzt meldet er sich nicht mehr. Er wird wohl wütend auf mich sein, da sein bequemes Leben jetzt vorbei ist.

Meine Frage: Soll ich mich melden oder soll ich ihn in Ruhe lassen? Soll ich ihm etwas zum Geburtstag und Weihnachten schicken? Wir haben mittlerweile nicht mehr miteinander gesprochen. Danke, für Ihren fachkundigen Rat! Bella

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:


Hallo, liebe Frau Bella!
Vielen Dank, daß Sie uns hier so vertrauensvoll Ihr Herz ausschütten und um Rat wegen Ihres ungeratenen Sohnes fragen, der aufgrund der übergroßen Freiheit offensichtlich den Ernst des Lebens nicht erkannt hat und sich auf Ihre Kosten und auf die der Allgemeinheit ein bequemes Leben macht.

Ihnen geht es so, wie heute leider vielen Eltern, die es nur gut, aber leider eben meist viel zu gut mit Ihren Kindern gemeint haben und sich dann wundern, daß diese zwar Forderungen stellen, aber nicht einsehen, daß sie auch etwas dafür tun müssen. Insbesondere sind es die so selbstverständlichen Grundwerte, wie Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Fleiß und Strebsamkeit, die heute leider für manche junge Menschen zu Fremdwörtern geworden sind.

In Ihrem Falle kommt noch dazu, daß Ihr Sohn offensichtlich von Ihrem geschiedenen Mann gedeckt wird und Sie beide nicht an einem Strange ziehen. Hier sollten Sie ansetzen und momentan das Gespräch nicht mit Ihrem Sohne, sondern mit seinem Vater suchen. Nur wenn Sie beide wenigstens in diesem Punkte einig sind, um gemeinsam zum Wohle Ihres Sohnes zu handeln, könnte man das Kind vielleicht noch aus dem Brunnen herausfischen.

Ansonsten kann ich Ihnen nur raten, jede Möglichkeit zu nützen, um Ihrem Sohne zu zeigen, daß das Leben kein Kinderspiel ist und man nur dann gut Leben kann, wenn man den Ausgleich von Geben und Nehmen beachtet.

Außerdem steht das Kindergeld in erster Linie den Eltern zu, die es verantwortungsvoll für das Kind verwenden sollen, was eben gerade nicht bedeutet, daß man es dem Kind ohne Gegenleistung zur Verfügung stellt.

Auch den Unterhalt müssen Sie nur zahlen, wenn Ihr Sohn aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeitsfähig ist, was aber offensichtlich wohl nicht der Fall ist.

Ihren Sohn zu lieben und ihm ins Leben zu helfen, bedeutet auch, daß Sie ihn mit gesunder, erzieherischer Härte konfrontieren, damit er sich bewähren kann und lernt, seinen Teil zum Leben und seiner beruflichen Entwickelung beizutragen. Also kein Geld ohne Gegenleistung und immer nur Zug um Zug!

Sprechen Sie in diesem Sinne also mit dem Vater des Jungen und machen Sie ihm klar, daß er das bequeme Leben seines Sohnes nicht fördern sollte und im Notfall auch das Recht hat ihn aus der Wohnung zu werfen, damit er lernen kann, sich in Absprache mit den Behörden selbst um sich, seine Wohnung und seinen Unterhalt zu kümmern.

Um die Sache etwas abzufedern könnten Sie Ihrem Sohne die Adresse eines der Wohlfahrtsverbände z.B. der Caritas oder der Arbeiterwohlfahrt geben, wo gut bezahlt Sozialpädagogen sich hauptberuflich um problematische Menschen und deren Wohlergehen kümmern.

Liebe Bella, ich hoffe, daß ich Ihnen mit meinen Worten wieder etwas Mut machen und eine neue Richtung weisen konnte! Vor allem aber wünsche ich Ihnen nun von ganzem Herzen viel Kraft und Zuversicht, um die nötige gesunde Härte im Umgang mit Ihrem Sohn aufzubringen, damit er sich trotz aller Jugendtorheiten doch noch zu einem verantwortungsvollen und glücklichen Menschen entwickeln kann.

Für heute Grüße ich Sie recht herzlich als Ihr
Psychomeda-Berater Rainer J. G. Schmidt
Dipl. Sozialpädagoge mit positiver Psychologie
Rainerjg@T-Online.de – www.Rainer-JGS.de

P.S.: Wenn Sie noch Fragen haben oder eine Beratung wünschen, so können Sie sich schriftlich oder telefonisch unter 09961/7255 gerne direkt an mich wenden. Vergessen Sie aber bitte nicht, diese kostenlose Antwort zu bewerten und kurz zu kommentieren, denn ich wüßte doch gerne, ob ich Ihnen mit meiner Antwort helfen konnte. Herzlichen Dank und alles Gute!
Bewertung durch den Fragensteller:
Eine ehrliche und umfangreiche Antwort.





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