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Mein Freund will sich nicht helfen lassen

Katharina (w, 28) aus Münster:

Hallo,

mein Partner(35) befindet sich in einer schweren Depression. Ich kenne Ihn seit 18 Monaten. Mir ist nach wenigen Wochen aufgefallen, dass er viel mit sich selbst beschäftigt ist und seine Probleme bzw. seinen Alltag mit Cannabis 'bekämpft'.

Er geht ungern unter Leute bzw. aus seiner Wohnung, hat schnell aggressives Verhalten (was er manchmal kaum unter Kontrolle bringen kann) und war mit seinem Job sehr unglücklich.

Schon bevor ich Ihn kennenlernte quält er sich tagtäglich mit Schlafstörungen und auch seit Monaten mit nicht enden wollenden Schmerzen (Magen und Blasenbereich).

Seitdem vor einigen Wochen sein Zeitvertrag ausgelaufen ist kamen Appetitlosigkeit, anhaltende Traurigkeit, Motivationslosigkeit und Selbstmorddrohungen als eine Option der Lösung dazu.

Ich selbst sehe mich nicht in der Position ihm helfen zu können, gut gemeinte Gedanken meinerseits, sich Unterstützung bei einem Therapeuten zu suchen, werden direkt wütend abgelehnt. Ich bin kein Mensch der tatenlos daneben sitzen kann und natürlich belastet dies auch unsere Beziehung und dies wiederum Ihn.

Ich bin mir sicher, dass er den Punkt findet wieder Arbeiten zu gehen und auch etwas wo er glücklicher mit ist, ich glaube allerdings nicht, dass dies die eigentliche Ursache seines Zustandes ist und würde mir wünschen das Ihm geholfen würde, bzw. er das auch einsieht ein sinnvoller Schritt wäre. Was kann ich tun?

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe Katharina,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage. Ich kann es gut verstehen, dass Sie Ihrem Freund gerne helfen möchten. Doch das ist nur möglich, wenn er das selbst möchte. Man kann niemanden zwingen, sich helfen zu lassen.

Sein Cannabiskonsum erscheint mir eindeutig gesundheitlich bedenklich. Je nach psychischer Konstitution kann dies alles Mögliche auslösen und auch zu andauernden Persönlichkeitsveränderungen führen (sozialer Rückzug, aggressive Impulsivität) sowie in die Depression münden.

Auch seine somatischen Beschwerden, die scheinbar hauptsächlich das vegetative Nervensystem betreffen, stehen in engem Zusammenhang damit. Es wäre also sehr wichtig, dass er seinen Drogenkonsum beendet, weil sonst auch eine Behandlung der Depression nicht greifen kann.

Sie können ihm in der Tat nicht helfen, weil Sie ihm die Einsicht, dass er Hilfe braucht, nicht abnehmen können. Bis jetzt weist er Vorschläge wütend ab. Seine Suiziddrohungen sind einerseits Hilferufe, andererseits schottet er sich aber auch ab.

Für Sie als Partnerin ist enorm wichtig, sich klar zu positionieren. Denn die Wahrheit ist, Sie können ihn nicht 'retten', auch nicht mit größter Liebe. Wenn Sie das wirklich innerlich loslassen können, ist es möglich, ihm auf erwachsener Augenhöhe zu begegnen und ihm deutlich zu machen, dass Sie zwar viel für ihn empfinden, aber nicht länger Zeugin seines selbstzerstörischen Verhaltens sein möchten. Dafür ist es notwendig, dass Sie in die Distanz zu ihm gehen.

Sagen Sie ihm, dass Sie die Beziehung nur fortführen können, wenn er Verantwortung für sich selbst übernimmt und sich extern professionelle Hilfe sucht. Falls er dazu auch dann nicht bereit ist, müssen Sie entscheiden, ob Sie weiter mit Ihm zusammen bleiben möchten.

Ich wünsche Ihnen alles Gute,
mit herzlichem Gruß

Anke Wagner
Heilpraktikerin f. Psychotherapie

Bewertung durch den Fragensteller:

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