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Zweifel kurz vor der Hochzeit

ke8100 (w, 41) aus Leipzig: Kurz vor der Hochzeit habe ich Zweifel. Ich bin mit meinem Freund seit 20 Jahren zusammen. Er ist 9 Jahre älter. Wir haben schon Höhen und Tiefen miteinander durchlebt. Er hat mich in allem unterstützt und war verständnisvoll. Er hat alles für mich getan.

Was ich von Beginn unserer Beziehung habe, sind Zweifel, weil er 5 cm kleiner ist als ich. Das hat mich immer gestört. Ich selbst habe kein Selbstbewusstsein.

Er hat mich vor 8 Jahren mal gefragt, ob wir heiraten wollen, ich hatte zugesagt. Also haben wir alles besorgt. Letztendlich haben wir nicht geheiratet, d.h. die Anmeldung beim Amt hat nicht stattgefunden, weil ich dieselben Zweifel hatte. Ich hatte Angst, dass er nur der gute Freund ist. Verlassen konnte ich ihn nicht.

Nun sind wir das Thema Hochzeit wieder angegangen. Ich war mit Eifer dabei. Aber nun kommen diese Zweifel hoch: Ist es wirklich Liebe oder ist er nur ein guter Freund? Warum fehlt der Wow-Effekt? Habe ich eher Komplexe wegen meiner Figur (fühle mich wie 'Dick und Doof', da er kleiner ist als ich und ich etwas Übergewicht habe)?

Ich fange an, andere Paare zu vergleichen und stelle mir vor, wie es mit jemand anderen wäre, ob ich da auch eine Chance gehabt hätte.

Meiner Schwester hatte ich von den Zweifeln erzählt, aber sie war böse auf mich. Ob ich meinen Freund 20 Jahre lang ausgenutzt habe (ich habe keinen Job und bin finanziell abhängig von meinem Freund)?

Ist es nur Panik? Ich habe das Gefühl, dass es falsch ist, dann bin ich wieder begeistert. Ich bin 42, er 51. Wir waren beide noch nie verheiratet.

Antwort vom Psychomeda Therapeuten-Team:

Liebe ke8100,

erst einmal: Es geht vielen Menschen so, dass Sie kurz vor der Hochzeit Zweifel plagen. Auch wenn es heutzutage nicht mehr zwangsweise ein Versprechen für die Ewigkeit sein muss, so ist es dennoch ein großer Schritt im Leben, der durchaus Konsequenzen hat. Kalte Füße zu bekommen und sich zu fragen, ob das wirklich das Richtige ist, zeigt daher, dass Sie sich dessen bewusst sind und das Thema Heiraten ernstnehmen.

Es ist in Ordnung, auch die Zweifel ernstzunehmen und nochmal genau zu prüfen: Sind es wirklich nur die berühmten kalte Füße oder steckt mehr dahinter? Gibt es noch Fragen, die zu klären sind, damit Sie wirklich von Herzen Ja sagen könnten?

Was für mich erstmal ein gutes Zeichen ist, ist, dass Sie neben den Zweifeln auch Begeisterung verspüren. Was führt zu dieser Begeisterung? Ist es mehr die Vorfreude auf den besonderen Tag? Oder ist es auch die Vorstellung, Ihre Beziehung durch die Eheschließung zu vertiefen und für den Rest des Lebens als Mann und Frau zusammen zu sein?

Sie schreiben, dass der Wow-Effekt fehlt. Ich denke, nach 20 Jahren Beziehung wird der bei den meisten Paaren nicht mehr so groß sein. Aber was wäre der Wow-Effekt für Sie? Was müsste dafür anders sein als jetzt? Was könnten Sie dafür tun, damit es ein bisschen mehr Wow in Ihrer Beziehung gäbe? Was könnte Ihr Verlobter tun?

Sie schreiben auch, dass es Sie stört, dass er kleiner ist als Sie, und dass Sie wenig Selbstbewusstsein haben. Stört es Sie, weil Sie sich Sorgen machen, was andere darüber denken? Oder stört es Sie, weil das nicht Ihren eigenen Vorstellungen entspricht? Manchmal ist beides gar nicht so einfach zu trennen. Aber würde es einen Unterschied machen, wenn Sie mehr Selbstbewusstsein hätten? Könnten Sie den Größenunterschied dann möglicherweise besser akzeptieren? Dann wäre es vielleicht eine gute Idee, an Ihrem Selbstbewusstsein zu arbeiten. Ich denke, auch unabhängig davon, könnte es Ihnen vielleicht gut tun, mehr Selbstbewusstsein zu entwickeln. Wenn Ihnen das alleine schwerfällt, können Sie sich dazu auch professionelle Unterstützung suchen, z.B. bei einer Beratungsstelle oder auch bei einem Psychotherapeuten.

Weiterhin schreiben Sie, dass Sie finanziell von Ihrem Partner abhängig sind. Diese Situation kann auch dazu beitragen, dass Sie sich unsicher sind, ob Sie mit ihm aus Liebe oder aus anderen Gründen zusammen sind. Wäre das auch noch eine Stellschraube, bei der sich etwas verändern könnte, wenn Sie daran drehen? Ich weiß natürlich nicht, weshalb Sie keinen Job haben. Dafür kann es ja durchaus gute Gründe geben, die sich vielleicht auch nicht oder nicht so einfach verändern lassen. Aber vielleicht gäbe es noch andere Wege, wie Sie etwas unabhängiger von Ihrem Partner werden könnten.

Und: Können Sie mit Ihrem Partner über Ihre Zweifel reden? Das kann auch gut tun, vom anderen Verständnis zu bekommen, und das Zünglein an der Waage etwas verschieben.

Wenn Sie trotz all dieser Überlegungen immer noch unsicher sind, wäre vielleicht auch eine Paarberatung nochmal eine gute Idee, um zu schauen, was für Sie und für Sie beide als Paar jetzt das Richtige ist.

Ich hoffe, dass Sie zu einer guten Entscheidung kommen können.

Viele Grüße
Astrid Hiersekorn
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